Mastitis Schnelltestdiagnostik: Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen

Der Einsatz eines Schnelltestes bei Kühen mit Mastitis erlaubt eine selektive Therapie. Oft müssen, dadurch lassen sich Kosten einsparen. Denn nicht selten kann getrost auf eine antibiotische Therapie verzichtet werden!

Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Krömker der Hochschule Hannover (Abteilung Bioverfahrenstechnik, Mikrobiologie) forscht seit Jahren auf den Gebieten der Schnelltestdiagnostik und evidenzbasierten Therapiekonzepten. Auf der Labordiagnostik-Tagung in Leipzig am 16. Juni stellte eine Mitarbeiterin dieser Gruppe, Tierärztin Anne Schmenger, Erkenntnisse aus dem neusten Projekt der evidenzbasierten Therapie zur Antibiotikareduzierung vor, welches im Herbst 2015 gestartet wurde. In diesem Projekt geht es darum, ein evidenzbasiertes Behandlungskonzept für Mastitis auf Betrieben zu etablieren. Der hierbei verwendete Schnelltest wird zurzeit patentiert.

Wann mit, wann ohne Antibiotika?

Einfluss auf die Heilungswahrscheinlichkeit einer Mastitis haben der verursachende Erreger und tierindividuelle Eigenschaften. Bei bestimmten Erregergruppen erzielt eine Antibiotikatherapie keine höheren Heilungsraten. Bei diesen Erregern kann getrost auf eine antibiotische Therapie verzichtet werden!
Ohne Antibiotika:
  • Mastitiden ohne Fieber
  • Mastitiden ohne Erregernachweis
  • Mastitiden ausgelöst durch coliforme Keime. Diese weisen eine hohe Selbstheilungsrate auf. (Außer akute Colimastitiden! Siehe unten!)
  • Therapieunwürdig: chronisch euterkranke Tiere (dreimal über 700.000 Zellen/ml in der MLP oder dritte Mastitis in der Laktation). Bei diesen ist die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen bakteriologischen Heilung gering.

  • Mastitiden ohne Fieber
  • Mastitiden ohne Erregernachweis
  • Mastitiden ausgelöst durch coliforme Keime. Diese weisen eine hohe Selbstheilungsrate auf. (Außer akute Colimastitiden! Siehe unten!)
  • Therapieunwürdig: chronisch euterkranke Tiere (dreimal über 700.000 Zellen/ml in der MLP oder dritte Mastitis in der Laktation). Bei diesen ist die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen bakteriologischen Heilung gering.

Mit Antibiotika:
  • Mastitiden, bei denen die Kühe ein gestörtes Allgemeinbefinden zeigen. Es besteht das Risiko einer Bakteriämie (Einschwemmung von Bakterien in den Blutkreislauf (Blutvergiftung)).
  • Colimastitiden, verursacht durch E. coli- Bakterien mit deutlicher Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens des Tieres (Fieber, Sepsis)Mastitiden, ausgelöst durch grampositive Erreger, wie Staphylokokken und Streptokokken

  • Mastitiden, bei denen die Kühe ein gestörtes Allgemeinbefinden zeigen. Es besteht das Risiko einer Bakteriämie (Einschwemmung von Bakterien in den Blutkreislauf (Blutvergiftung)).
  • Colimastitiden, verursacht durch E. coli- Bakterien mit deutlicher Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens des Tieres (Fieber, Sepsis)Mastitiden, ausgelöst durch grampositive Erreger, wie Staphylokokken und Streptokokken

Jeder Milchkuh mit klinischer Mastitis sollte ein Entzündungshemmer mit schmerzstillenden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften (NSAID) verabreicht werden. Die Gabe hatte in mehreren Studien positiven Einfluss auf die klinische Heilung (Zellzahlrückgang) sowie das Wiedererreichen der Milchmenge.

Schnelltestdiagnostik auf den Betrieben

Im Labor dauert eine Erregerbestimmung mindestens 48 Stunden. Deshalb muss häufig – ohne den verursachenden Keim zu kennen – behandelt werden. Die Anwendung eines Schnelltestes gibt zeitnah (zwischen zwei Melkzeiten) sicheren Aufschluss über den verursachenden Erreger. Nur darauf fußend kann eine selektive Antibiotikatherapie eingeleitet werden. Ein solcher Schnelltest darf in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt auf dem Betrieb durchgeführt werden. Eine Verzögerung der Antibiose um einen Tag hat keine negativen Auswirkungen auf die Heilungsrate.
Bei jeder Kuh mit klinischer Mastitis sollte nach folgendem Entscheidungspfad vorgegangen werden. Die Einteilung der Mastitis-Grade können Sie hier nachlesen.
Entscheidungspfad

Entscheidungspfad bei einem evidenzbasierten Therapiekonzept mit Antibiotikareduzierung bei Mastits. Foto: Weerda (Bildquelle: Elite Magazin)

Selektive Antibiotikatherapie

Die Durchführung des Schnelltest und die sich daraus ableitende Behandlung kann für den Landwirt nur in enger Kooperation und Absprache mit dem Tierarzt erfolgen. Die Entsorgung der Petrifilme muss dabei der Tierarzt übernehmen. Momentan gibt es auf dem Markt einen Petrifilm-Schnelltest der Firma 3M. Die Firma bietet ein Rapid-Petrifilm-Konzept aus Rapid Aerobic Count (RAC) und Rapid Coliform Count (RCC) an. Die Kombination beider ermöglicht die Unterscheidung grampositiver und gramnegativer Erregern sowie die Aussage über das Fehlen eines Erregers. Dieses Konzept kann aber lediglich als Ergänzung zu Antibiogrammen und mikrobiologischen Untersuchung im Labor dienen. Jedoch ist damit die evidenzbasierte Mastitistherapie möglich.
Die Eingliederung des Schnelltestes in die tägliche Routine, die Überprüfung der Therapiewürdigkeit der erkrankten Kuh sowie die notwendige Dokumentation bedürfen Struktur und Disziplin bei der Arbeit! Der gesamte Ablauf funktioniert erfahrungsgemäß erst nach mehrmonatiger Einarbeitungsphase.
Petrifilm

Das ordentliche Beschriften der Petrifilme ist ebenso wichtig wie das saubere, hygienische Arbeiten. Foto: Stöcker (Bildquelle: Elite Magazin)

Durch die selektive Anwendung wird der Antibiotikagebrauch gesenkt Einsparungen von 30 bis 50 % sind möglich. Für den Landwirt hat diese Einsparung Vorteile. Er spart nicht nur Behandlungskosten ein, sondern kann auch durch den Wegfall der Wartezeit Milch abliefern. Zudem entspricht er damit den Forderungen der Verbraucher. Auch die Gefahr der Resistenzbildung wird gesenkt.
Quelle: 42. Leipziger Fortbildungsveranstaltung - Labordiagnostik in der Bestandsbetreuung Vortrag Effekte eines modernen Schnelltests in der Mastitistherapie (Anne Schmenger)
Bearbeitet: Anna Schworm