Kuhmilcherzeugung wächst 2019 langsamer

Das globale Milchaufkommen wird, laut Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums, in diesem Jahr mit einer Wachstumsrate von 1,4 % langsamer wachsen als in den Vorjahren. Die quer über den Globus gehandelten Milchproduktmengen bleiben gigantisch!

Schwierige Witterungsbedingungen für den Futterbau und die Abstockung von Kuhherden in einigen wichtigen Produktionsländern werden im laufenden Jahr die weltweite Kuhmilcherzeugung nur unterdurchschnittlich wachsen lassen. So die aktuelle Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA). Dieses schätzte das globale Aufkommen in den wichtigsten Produktionsländern für 2019 auf 512,9 Mio. t. Das wären rund 7,2 Mio. t oder 1,4 % mehr als im Vorjahr. In diesem Jahrzehnt hatte es bereits vier Jahre mit Zuwächsen von 2,0 % oder mehr gegeben, sodass der jährliche Anstieg im Schnitt bei 1,7 % gelegen habe.

Indien bleibt die Wachstumsregion Nr. 1

Indien dürfte, wie in den Vorjahren, auch 2019 global betrachtet die Milchproduktion am stärksten steigern - die Kuhmilcherzeugung soll dort um 5,3 % auf 80,0 Mio. t zulegen. Dabei wird ein Bestandsaufbau um 2,1 Mio. auf 60,6 Mio. Kühe unterstellt. Der Subkontinent ist allerdings Selbstversorger und auf den internationalen Märkten als Handelspartner wenig aktiv. Die Ausnahme ist Butter, deren Exporte in den vergangenen Jahren ausgedehnt wurden. Im laufenden Jahr soll die indische Ausfuhrmenge gegenüber 2018 um die Hälfte auf rund 50.000 t zunehmen. Damit würde das Land laut USDA auf Rang vier der global wichtigsten Exporteure vorrücken.
Nach Indien hat die Europäische Union die weltweit größte Kuhherde, die laut EU-Kommission im laufenden Jahr aber um 0,3 % auf 22,6 Mio. Tiere abnehmen soll, nachdem es 2018 bereits Bestandskürzungen gegeben hatte. Für die EU wird mit einem moderaten Zuwachs um 0,9 % auf 156,0 Mio. t gerechnet, was sich weitgehend mit der jüngsten Prognose der Brüsseler Kommission deckt.
  • Für exportstarke Nationen wie die USA, Weißrussland und Argentinien erwarten die Washingtoner Analysten im laufenden Jahr nur ein mehr oder weniger stagnierendes Milchaufkommen.
  • In Australien könne die Erzeugung wegen der Dürre sogar um 7,5 % sinken.
  • Für Neuseeland wird ein Anstieg der Milchproduktion um 1,3 % auf 22,3 Mio. t vorhergesagt.
  • Für China wird ein Plus von 2,4 % auf 31,5 Mio. t, ausgelöst durch die dort steigenden Erzeugerpreise, prognostiziert.

Export und Import

Dynamischer als die Erzeugung schätzt das USDA für 2019 die Entwicklung des internationalen Handels mit Milchprodukten ein. Für alle betrachteten Produkte wie Milchpulver, Butter und Käse werden global zunehmende Exporte erwartet.
Magermilchpulver: EU-Interventionsware deutlich spürbar
  • Weltweit sollen die Magermilchpulverausfuhren gegenüber 2018 um 5,8 % auf 2,52 Mio. t zunehmen und damit ein neues Rekordniveau erreichen.
  • Wesentlich dazu beitragen wird der voraussichtliche Anstieg der EU-Ausfuhren um 15,7 % auf 950.000 t, der im Zusammenhang mit der Auflösung der Interventionsbestände in der Gemeinschaft steht. Von Januar bis Mai verkauften die Mitgliedstaaten mit 434.500 t fast ein Drittel mehr Magermilchpulver in Drittländer als im Vorjahreszeitraum. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich dieser Vorsprung aber verringern.
  • Insbesondere das Chinageschäft florierte in den ersten fünf Monaten 2019 - die dorthin verschiffte Menge aus der EU nahm gegenüber der Vorjahresperiode um 83 % auf 53.800 t zu. Das entspricht etwa einen Drittel des insgesamt von China eingeführten Magermilchpulvers.
  • Das USDA schätzt, dass China seine gesamten Importe 2019 um gut 16 % auf 325.000 t erhöhen wird.
  • Von diesem Bedarf profitiert auch Neuseeland, das seine Lieferungen dorthin bis Mai im Vorjahresvergleich um 14 % steigern konnte und 2019 mit einem Exportplus bei der gesamten Magermilchausfuhr von 14,5 % auf 410.000 t rechnen kann.
  • Die USA müssen in China kräftige Marktanteilsverluste aufgrund eines Zolls von 35 % verkraften. Die Liefermenge von Januar bis Mai brach gegenüber der Vorjahresperiode um 83 % auf nur noch 2.000 t ein.
  • Der US-Export insgesamt dürfte gegenüber 2018 um fast -4 % auf 686.000 t sinken.

Vollmilchpulver: China nimmt 50 % der weltweit gehandelten Ware
Ähnlich wie bei Magermilchpulver sieht die Situation am Markt für Vollmilchpulver aus.
  • Das weltweite Aufkommen an Vollmilchpulver schätzt das USDA für 2019 auf 2,13 Mio t. Das wären 7,8 % mehr als im Vorjahr.
  • China als weltweit größter Importeur werde seine Einfuhren gegenüber 2018 um mindestens 5,6 % auf 550.000 t steigern und damit rund die Hälfte der global gehandelten Ware aufnehmen. Nach Angaben der Analysten aus Washington ist die chinesische Produktion einer Tonne Vollmilchpulver um 1.500 $ (1.348 €) teurer als der Import.
  • Vom chinesischen Einfuhrbedarf profitiert in erster Linie Neuseeland, das von Januar bis Mai 60 % mehr Vollmilchpulver nach China verkaufen konnte als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt dürfte der neuseeländische Drittlandsabsatz gegenüber 2018 um 14,7 % auf 1,57 Mio. t steigen und damit mehr als 70 % der weltweiten Ausfuhren ausmachen.
  • Zweitwichtigster Exporteur am Weltmarkt dürfte die EU mit 310.000 t bleiben. Sie muss den US-Experten zufolge allerdings mit einem Rückgang ihrer Ausfuhren um 7,2 % rechnen. Damit sind die Amerikaner noch optimistischer als die EU-Kommission, die kürzlich ein Absinken der Exporte um 15,0 % auf 284.000 t prognostiziert hatte. Gegenüber den neuseeländischen Wettbewerbern sind die EU-Anbieter preislich oft nicht wettbewerbsfähig.

Käse: Die EU bekommt mehr Konkurrenz am Weltmarkt
Während Neuseeland am internationalen Markt für Vollmilchpulver dominiert, ist es bei Käse vor allem die EU. Allerdings muss sich die Europäische Gemeinschaft auf einen schärferen Wettbewerb einstellen, denn die Konkurrenz dürfte mehr Ware auf den Markt bringen.
  • Für die EU wird im laufenden Jahr gegenüber 2018 ein Anstieg der Käseproduktion um 1,4 % auf 10,30 Mio. t und eine Zunahme der Drittlandsexporte um 1,0 % auf 840.000 t erwartet. Etwas höher veranschlagt die EU-Kommission den Ausfuhrzuwachs der EU: sie rechnet mit einem Plus von 3,0 % auf 857.000 t.
  • Gemessen an dem vom USDA ausgewiesenen globalen Gesamtexport an Käse, der 2019 um 5,0 % auf 2,09 Mio. t steigen soll, entfällt auf die EU ein Marktanteil von rund 40 %.
  • Wichtigste Abnehmer waren von Januar bis einschließlich Mai 2019 die USA, Japan und die Schweiz.
  • Auf Rang zwei der globalen Exporteure sind die USA positioniert, deren Drittlandsabsatz laut Ministeriumsprognose gegenüber 2018 um 8,3 % auf 378.000 t zulegen wird. Es wird nach dem Wegfall von Strafzöllen mit höheren Lieferungen nach Mexiko sowie nach Südostasien und Kanada gerechnet.
  • Auf dem boomenden Markt in Japan befürchten die USA allerdings, gegenüber der EU ins Hintertreffen zu geraten, da aufgrund eines fehlenden Freihandelsabkommens höhere Einfuhrzölle auf US-Ware bestehen.
  • Ein spürbarer Anstieg der Käseexporte um 11,8 % auf 360.000 t ist auch in Neuseeland aufgrund des Abbaus von Lagerbeständen zu erwarten. Zu einem immer wichtigeren Kunden „der Kiwis“ wird dabei China. Neuseeland lieferte gut die Hälfte der 2018 von China importierten 108.000 t.
  • Deutlich dürften auch die Käseexporte von Weißrusslandsteigen, nämlich um 11,9 % auf 235.000 t. Ein wichtiger Absatzmarkt könnte, wenn nicht wieder Importsperren verhängt werden, Russland sein. Die Russen werden laut USDA ihre Importe gegenüber 2018 um fast 10 % auf 265.000 t erhöhen.

Quelle: AgE
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