Kühe stressfrei treiben!

Zwei bis drei Mal täglich laufen Kühe von der Liegehalle zum Melkzentrum. Durch ein falsches Verhalten des Stallpersonals werden die Kühe dabei oft gestresst. Wenn man sich aber an ein paar Regeln hält und immer an die natürlichen Verhaltensweisen der Kühe denkt, kann man diesen Stress minimieren.

Die Art und Weise wie wir der Kuh näher kommen, die Schnelligkeit unserer Bewegungen und die Lautstärke und Tonlage unserer Stimme entscheiden darüber, ob die Kuh mit uns läuft, stehen bleibt oder flüchtet. Unser Verhalten sollte dabei stets auf die Natur der Kuh abgestimmt sein. Kühe haben die Fähigkeit, besonders hohe und besonders leise Töne zu hören, die von uns Menschen gar nicht mehr wahr genommen werden. Wissenschaftler haben kürzlich heraus gefunden, dass Kühe gegen über dem Geschrei von Menschen genauso viel Abneigung zeigen wie wenn sie mit einem Stock geschlagen werden. Lautes Reden oder Lachen, laute Musik und auch das Zuschlagen von Toren oder Gittern löst bei Kühen Stress aus.
 
Wenn Sie den Stall betreten, sollten Sie aufgeschreckten Tieren zunächst aus dem Weg gehen, damit sie nicht noch zusätzlich gestresst werden. Denken Sie bei all Ihren Bewegungen immer an das Ziel: Die Kühe sollen ruhig und stressfrei aus dem Stall direkt ins Melkzentrum laufen. Kommen Sie der Kuh näher, sollten Sie Ihre Bewegungen immer auf die natürlichen Verhaltensweisen des Tieres abstimmen. Kleine Bewegungen sind hier meist die besten, besonders in engen Treibgängen. Wenn die Kuh einmal nicht so reagiert wie Sie es möchten, sollten Sie ein paar Schritte zurück gehen und das selbe nochmals mit einer anderen Lautstärke und Schnelligkeit probieren. Manchmal hilft es auch, einfach in einem anderen Winkel auf die Kuh zu zu gehen.

Kühe sind Herdentiere

Kühe neigen dazu, sich in einem Bogen um etwas herum zu bewegen was ihnen neu ist oder sie reizt. Das erlaubt ihnen, zuerst einen Blick aus der Ferne darauf zu werfen und dann erst zu entscheiden ob sie drauf zu laufen, stehen bleiben oder flüchten. Ebenso tendieren Kühe dazu ihren Herdengenossinen nachzulaufen. Diese zwei Aspekte können Sie sich beim Treiben der Tiere zunutze machen. Können Sie am Anfang der Herde eine positive Stimmung erzeugen und die Tiere zum laufen animieren, werden alle anderen problemlos nachlaufen. Allerding sollten Sie stets darauf achten, dass Sie währenddessen nichts tun, was die Kühe stören könnte. Laufen Sie den Tieren nun in gleichmäßigen zick-zack Linien nach und begleiten sie sie so zum Melkzentrum. Werden Treibevorrichtungen eingesetzt, sollten diese immer so eingestellt sein, dass sie die Kühe dazu animieren, selbstständig aus dem Stall zu laufen und sie nicht aus dem Stall drängen.
 
Wenn Sie beobachten, dass sich Kühe nicht zum Ausgang hin, sondern vom Ausgang weg bewegen, sollten Sie kritisch hinterfragen warum das so ist. Suchen Sie nach dem Auslöser für dieses Verhalten und schalten Sie diesen umgehend aus. Sind die Kühe ruhig und stressfrei ins Melkzentrum gekommen, werden sie anschließend auch wieder genauso zurücklaufen. Mit jedem reibungslosen und stressfreiem Gang aus dem Stall werden die Kühe dazulernen und das Treiben wird von Mal zu Mal einfacher. Haben die Kühe hingegen schlechte Erfahrungen gemacht, wurden gestresst oder verschreckt, werden sie das so schnell nicht vergessen. Die Verhaltensweisen der Kühe müssen vom Stallpersonal verstanden werden. Nur so ist ein reibungsloser, stressfreier Ablauf für Mensch und Tier möglich. 

Quelle: Heather Smith Thomas, Hoard´s Dairyman