TCI bald auch in Deutschland?

In Nordamerika ist der Transition Cow Index ein wichtiges Instrument, um das Management in der Transitperiode zu überprüfen. Ken Nordlund und Christian Koch klärten in Neumühle darüber auf, ob der TCI auch in Deutschland eine Zukunft hat.

„Gut 75% der Krankheitsfälle treten im ersten Monat nach der Kalbung auf“, kritisiert der „Erfinder“ des TCI, Prof. Ken Nordlund von der Universität Wisconsin. Natürlich ließe sich auswerten, wie häufig bestimmte Krankheiten auftreten. Doch ab wann ist eine Euterentzündung eine – nennenswerte – Mastitis? Schon ab wenigen Flocken, erst wenn eine Kuh Fieber hat? Braucht die Diagnose „Metritis“ stinkenden Ausfluss oder reicht eine Verfärbung des Vaginalschleims? Was häufig fehlt, ist eine objektive Beurteilung. Zudem sind gesunde Kühe in solchen Auswertungen nicht enthalten, selbst subklinische Erkrankungen werden meist nicht erfasst. Diese sind in den meisten Fällen jedoch die, welche deutlich mehr Kosten verursachen als klinische Erkrankungen.
In den USA wurde daher schon vor mehr als 10 Jahren der sogenannte „Transition Cow Index“ (TCI) entwickelt. Es ist durch eine Vielzahl von Forschungsergebnissen sicher belegt, dass die Milchleistung nach der Abkalbung mit der Gesundheitssituation der Kühe in Verbindung steht. Bei vielen Erkrankungen geht zuerst die Milchleistung zurück, subklinisch erkrankte Kühe erreichen die mögliche Milchmenge nicht. Hier setzt der „TCI Daily Milk“ an: Die Milchmenge am ersten Milchkontrolltag nach der Kalbung (i.d.R. zwischen dem 5. und 40. Laktationstag) wird mit einem berechneten Wert verglichen, den die Kuh eigentlich erreichen müsste. Diese Schätzung basiert auf der Leistung in der vorangegangenen Laktation, dem Laktationstag, der Dauer des Trockenstehens, der Rasse, dem Kalbemonat, der Zellzahl in der vorherigen Laktation und noch einigen Werten mehr. Ausgedrückt wird der TCI also als Unterschied zwischen der tatsächlichen und geschätzten Milchmenge in kg Milch.
Ein TCI von „0“ bedeutet daher, dass die Kühe genau die Erwartung erfüllen. Betriebe, welche die Transitperiode besonders gut managen, schaffen einen positiven TCI (z.B. +6,5 kg) im Herdenmittel. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass alle Kühe einer Herde (gesunde, klinisch und subklinisch erkrankte Tiere) in die Auswertung eingehen. Da die Schätzung jedoch auf Informationen der vorangegangenen Laktation beruht, kann für Erstlaktierende kein TCI ausgegeben werden. Zudem ist der TCI ein Werkzeug auf Herdenebene, d.h. für Einzeltiere hat die Auswertung keine Aussagekraft. Mit dem TCI lässt sich das Transitmanagement der Herde über einen bestimmten Zeitraum, vor und nach einer Veränderung oder zwischen Betrieben annähernd objektiv bewerten. Flankiert wird diese Auswertung üblicherweise von einem Risk Assessment, bei dem mittels eines Fragebogens Informationen über Haltung und Management der Transitkühe gesammelt werden.

Bachelorarbeit zeigt: TCI auch in Deutschland möglich

In Amerika basiert der TCI auf einer Feldstudie mit rund 500.000 Milchkühen. Im Zuge seiner Bachelorarbeit an der FH Bingen hat Michael Schäfer auf 61 rheinland-pfälzischen Milchviehbetrieben die nötigen Daten gesammelt, analysiert und zur Berechnung des TCI zur Verfügung gestellt, wie Dr. Christian Koch vom Hofgut Neumühle im Anschluss an den Grundsatzvortrat erklärte. Danach verglich Schäfer, ob sich die Daten ähnlich verhalten (Normalverteilung, Grenzwerte etc.) wie in der Ursprungsstichprobe und damit zum amerikanischen Algorithmus passen. Zudem wurden mögliche Darstellungsformen für einen Bericht für den Landwirt vorgeschlagen. Das Ergebnis: Von der Statistik her ist eine Berechnung durchaus möglich! Teilnehmer am rheinland-pfälzischen Gesundheitsmonitoring Rind (GMRind) sowie die Kühe der Landesforschungsanstalten (OptiKuh) sollen nun im Zuge der Projekte TCI-Auswertungen erhalten.
Bisher stünden einer flächendeckenden Einführung allerdings noch einige Herausforderungen im Weg, auf die Dr. Norbert Wirtz vom LKV Rheinland-Pfalz-Saar hinwies:

  1. Der TCI ist patentiert. Die Nutzung dieser Kennzahl kostet 2€ Lizenzgebühren pro Kuh und Jahr. Diese Kosten sind für einen einzelnen Verband nicht zu stemmen. Hier müssten der ADR (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter), das vit (Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung) oder die deutschen LKVs zentral für alle deutschen Kühe mit dem amerikanischen Inhaber um eine tragbare Lösung verhandeln!
  2. Durch das Patent müssen die Daten in den USA verrechnet werden. Hier gilt es, gemeinsame Schnittstellen aufzubauen und die Datenerfassung zu vereinheitlichen. Die meisten Informationen sind über die Milchkontrolle ohnehin vorhanden, lediglich Daten zur Abkalbung (Kalbung oder Abort?) müssten erhoben werden. Dies sei durchaus machbar.
  3. Der TCI basiert auf Daten amerikanischer Herden. Weil dort kaum Betriebe mit automatischen Melksystemen arbeiten, gibt es keinen TCI für Roboterherden. Auch Erstlaktierende lassen sich bisher nicht analysieren. Hier könnten künftig Abstammungsinformationen oder genomische Schätzungen einfließen, um wenigstens einen Hinweis zur wahrscheinlichen Leistung zu liefern.
  4. Der TCI ist eine neue Kennzahl für Deutschland. Eine Einführung müsste daher flächendeckend durch die Beratung begleitet werden, damit aus den Ergebnissen auch die richtigen Schlüsse gezogen werden können.


Fazit: Erfahrungen aus den USA versprechen eine hohe Nützlichkeit dieses neuen Kennwerts. Nun sind die hiesigen Organisationen gefragt, sich rasch an einen Tisch zu setzen und das weitere Vorgehen abzustimmen, damit auch deutsche Betriebe bald von diesem Werkzeug profitieren können und nicht noch eine weitere Dekade ins Land geht.

  1. Der TCI ist patentiert. Die Nutzung dieser Kennzahl kostet 2€ Lizenzgebühren pro Kuh und Jahr. Diese Kosten sind für einen einzelnen Verband nicht zu stemmen. Hier müssten der ADR (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter), das vit (Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung) oder die deutschen LKVs zentral für alle deutschen Kühe mit dem amerikanischen Inhaber um eine tragbare Lösung verhandeln!
  2. Durch das Patent müssen die Daten in den USA verrechnet werden. Hier gilt es, gemeinsame Schnittstellen aufzubauen und die Datenerfassung zu vereinheitlichen. Die meisten Informationen sind über die Milchkontrolle ohnehin vorhanden, lediglich Daten zur Abkalbung (Kalbung oder Abort?) müssten erhoben werden. Dies sei durchaus machbar.
  3. Der TCI basiert auf Daten amerikanischer Herden. Weil dort kaum Betriebe mit automatischen Melksystemen arbeiten, gibt es keinen TCI für Roboterherden. Auch Erstlaktierende lassen sich bisher nicht analysieren. Hier könnten künftig Abstammungsinformationen oder genomische Schätzungen einfließen, um wenigstens einen Hinweis zur wahrscheinlichen Leistung zu liefern.
  4. Der TCI ist eine neue Kennzahl für Deutschland. Eine Einführung müsste daher flächendeckend durch die Beratung begleitet werden, damit aus den Ergebnissen auch die richtigen Schlüsse gezogen werden können.