Kälbergesundheit

Kokzidiose – Ein unterschätztes Problem

Die Rinderkokzidiose ist häufig die Ursache für verringertes Wachstum und eine vermehrte Krankheitsanfälligkeit bei Kälbern. Inifizierte Kälber leiden häufig an Druchfallerkrankungen, die zu enormen Gewichtsverlusten und wirtschaftlichen Einbußen führen. Eine neue Studie informiert über den aktuellen Stand in Deutschland.

Kokzidiose ist eine Krankheit, die durch einzellige Parasiten (Kokzidien) verursacht wird, die im Darm-Trakt leben. Die Spezies, die die Krankheit herbeiführen, werden überwiegend im Dünndarm gefunden und schädigen dort die Zellen der Darmwand. Diese Zellschädigungen im Darm sind für die ökonomischen Schäden verantwortlich, die mit Kokzidiose verbunden werden. Eimeria bovis und Eimeria zuernii gelten weltweit als Hauptverursacher für Kokzidiose bei Kälbern und Jungrindern.

Das klinische Krankheitsbild

Kokzidiose bei Kälbern tritt das ganze Jahr über auf. Die Erkrankung trifft hauptsächlich ab der 6. Lebenswoche bis zum 12. Lebensmonat auf! Ältere Tiere haben oft durch den ständigen Kontakt mit den Parasiten eine gewisse Immunität entwickelt. Die Kälber sind hingegen anfälliger für solche Krankheiten – besonders unter schlechten hygienischen Bedingungen, bei Stress oder Umgebungsveränderungen.
Die klinische Erkrankung der Kokzidiose tritt auf, wenn junge Kälber einem hohen Infektionsdruck ausgesetzt sind und/oder ihr Immunstatus beeinträchtigt ist. In schlimmsten Fällen kann es zum Tod aufgrund von Erschöpfung, Nährstoffverlusten über den Durchfall und Austrocknung kommen. Die Tiere, die eine schwere klinische Kokzidiose überleben, erholen sich aufgrund der dauerhaften Schäden an der Darmschleimhaut nie wieder vollständig – sie bleiben ein Kümmerer in schlechter Verfassung.
Die Mehrheit der Kokzidiose-Erkrankungen verläuft jedoch subklinisch. Die eindeutigen oben beschriebenen klinischen Symptome treten hier nicht auf. Die Kälber zeigen allgemein eine schlechtere Verfassung als die gesunden Tiere. Symptome sind:
  • schlechte Gewichtszunahme
  • sub-optimale Futterverwertung
  • trockener, grober Kot
  • wenig Appetit 

Das verringerte Wachstum und die verringerte Gewichtszunahme sind die wichtigsten Zeichen von subklinischer Kokzidiose. Obwohl keine eindeutigen Symptome vorliegen, kann die Gewichtszunahme um 12 % geringer sein als bei gesunden Tieren und damit erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. Die Schwierigkeiten der Diagnose verbunden mit fehlendem Bewusstsein für die Krankheit hat zur Folge, dass subklinische Kokzidiose häufig übersehen wird.
  • schlechte Gewichtszunahme
  • sub-optimale Futterverwertung
  • trockener, grober Kot
  • wenig Appetit 

E. zuernii am häufigsten nachgewiesen

In der Literatur werden für Kokzidiose Erkrankungsraten von 8 bis 100 % angegeben, jedoch sind die Untersuchungen dazu älter oder regional begrenzt. Deshalb wurde kürzlich eine flächendeckende Studie über ganz Deutschland hinweg  durchgeführt, die sich zum Ziel gesetzt  hat, das Vorkommen der Erreger E. bovis und E. zuernii bei Kälbern und Jungrindern zu quantifizieren. Außerdem wurden verschiedene Faktoren bestimmt, welche die Häufigkeit und die Ausscheidungsrate der Erreger beeinflussen. Insgesamt wurden 633 Kälber auf 51 Milchvieh- und 14 Rindermastbetrieben in Deutschland untersucht:
  • In 95,4% der untersuchten Betriebe war der Kokzidiose-Erreger anzutreffen. Dabei konnte E.  bovis in 76,9 %, E. zuernii in 83,1 % und Eimeria spp. in 59,4 % der Fälle nachgewiesen werden.
  • Insgesamt schieden 28,8 % der getesteten Tiere E. bovis und 29,1 % E. zuernii aus. Eine der beiden pathogenen Arten konnte in 38,9 % aller Proben identifiziert werden.
  • Die durchschnittliche Ausscheidungsrate an Oozysten aller untersuchten Kotproben lag im Schnitt bei 2.950 OPG (Anzahl an Oozysten pro Gramm Kot). Tendenziell konnten in Milchviehbetrieben höhere Ausscheidungsraten beobachtet werden als in Mastbetrieben.

  • In 95,4% der untersuchten Betriebe war der Kokzidiose-Erreger anzutreffen. Dabei konnte E.  bovis in 76,9 %, E. zuernii in 83,1 % und Eimeria spp. in 59,4 % der Fälle nachgewiesen werden.
  • Insgesamt schieden 28,8 % der getesteten Tiere E. bovis und 29,1 % E. zuernii aus. Eine der beiden pathogenen Arten konnte in 38,9 % aller Proben identifiziert werden.
  • Die durchschnittliche Ausscheidungsrate an Oozysten aller untersuchten Kotproben lag im Schnitt bei 2.950 OPG (Anzahl an Oozysten pro Gramm Kot). Tendenziell konnten in Milchviehbetrieben höhere Ausscheidungsraten beobachtet werden als in Mastbetrieben.

Spalten besser als Stroh

In Bezug auf die Bodenbeschaffenheit zeigten Tiere mit Boxeneinstreu höhere OPG-Werte als solche, die auf Spalten gehalten wurden. Auch die Häufigkeit der Kokzidienausscheidung wurde durch die Bodenbeschaffenheit der Box beeinflusst. Bisherige Untersuchungen bestätigen ebenfalls höhere Infektionsraten bei Kälbern die auf Stroh, anstatt auf Spalten gehalten wurden. Der geringere Infektionsdruck auf Spaltenböden ist auf die bessere Reinigungs- und Desinfektionsmöglichkeit und die geringere Kontamination gegenüber Strohboxen zurückzuführen. Auch das Stallklima (Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Ammoniakgehalt etc.) spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Infektionshäufigkeit unabhängig von Reinigung und Desinfektion

Entgegen aller Erwartungen wurde die Infektionshäufigkeit nicht durch das Reinigungs- und Desinfektionsmanagement beeinflusst. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass bei dieser Fragestellung wenig auf Details eingegangen wurde. So wurde beispielsweise nicht nachgefragt, welches Desinfektionsmittel in den Stallungen verwendet wurde. Es wurde lediglich die Häufigkeit der Reinigung und Desinfektion erfasst.
Unabhängig von Haltung und Management verringerte sich die Oozystenausscheidung mit zunehmendem Alter und zunehmender Einstalldauer der Tiere.

Durchfall und Kokzidiose

15,9 % aller Kotproben wurden als Durchfall eingestuft. In Milchviehbetrieben war dieser Prozentsatz mit 12,3 % geringer als in Rindermastbetrieben (26,3 %). Das Auftreten von Durchfall steht in direktem Zusammenhang mit dem Ausmaß der Ausscheidung beider Kokzidiosearten E. bovis und E. zuernii, das konnte die vorliegende Studie belegen.
Quelle: B. Bangoura, R. Schmäschke, A. Daugschies (Institut für Parasitologie, Universität Leipzig), H.-C. Mundt (Bayer Animal Health GmbH, Monheim), B. Westphal (Bayer Vital GmbH, Leverkusen); Animal Health Online