Nutztierakademie

Ketose: Diagnosen und Digitales

Auch subklinische Ketosen erhöhen das Risiko für Folgeerkrankungen und senken die Milchleistung. Umso wichtiger ist es, diese Risikotiere frühzeitig herauszufinden!

Bei ca. 50% der Kühe wird in den ersten Laktationswochen eine übersteigerte Fetteinlagerung  in die Leber (Leberverfettung) beobachtet. Viele dieser Tiere entwickeln eine Ketose. Die daraus resultierenden gesundheitlichen Störungen wie Labmagenverlagerungen oder Lahmheiten führen zu Produktionsverlusten und ökonomischen Verlusten. Auf dem Symposium der Nutztierakademie von Bayer Daten, Diagnosen und Digitales" sprachen die Teilnehmer u.a. über Ursachen, Prophylaxe und Therapien.

Immer schön entspannt bleiben

Die Hauptursache für Leberverfettung und Ketose, so Prof. Dr. Alexander Starke von der Universität Leipzig, liege in der negativen Energiebilanz hochleistender Milchkühe. Denn zur Kompensation des Defizits werden körpereigene Energiereserven vor allem Fett mobilisiert. Neben einer zu geringen Futteraufnahme könne aber auch Stress negative Auswirkungen auf das Allgemeinbefinden haben und somit eine Ursache für die Verfettung der Leber sein: „Kühe übertragen diesen Stress auch untereinander. Wenn die eine gerade vom Klauenschnitt kommt und einer anderen begegnet, überträgt sie durch ihre Körpersprache einen Teil der Anspannung auf ihre Artgenossin.“ Starke riet deshalb dazu, die Kühe im Betriebsalltag so wenig Stress wie möglich auszusetzen. „Achten Sie gut auf Ihre Tiere“, riet er.

Risikotiere ausfindig machen

Dr. Bernd Losand, Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern, beschäftigte sich mit den Möglichkeiten der Ketosevermeidung. Zuerst ist es dabei wichtig das Ketoserisiko der einzelnen Kühe zu erkennen. Diese Risikotiere kann man wahrscheinlich bereits vor der Kalbung erkennen. Ein Ketoserisiko existiert bei:
  • mehrlaktierenden Kühen
  • schwerem Verlauf der Vorkalbung
  • Verfetten zum Kalben
  • Häufige und schwere Behandlungen von Stoffwechselerkrankungen zu Beginn der vorangegangenen Laktation
  • langer Trockenstehdauer

Daraus ergeben sich für Dr. Losand verschiedene Maßnahmen, die bereits vor der Kalbung ergriffen werden sollten:
  • mehrlaktierenden Kühen
  • schwerem Verlauf der Vorkalbung
  • Verfetten zum Kalben
  • Häufige und schwere Behandlungen von Stoffwechselerkrankungen zu Beginn der vorangegangenen Laktation
  • langer Trockenstehdauer

  • Steuerung der Körperkondition noch während der Laktation auf BCS 3 bis ≤3,5
  • Kontrolle und  Unterstützung der Futteraufnahme schon während der Vorbereitungsfütterung
  • Beurteilung der Hungergrube
  • Lange Trockenstehdauer bei Kühen ab der 2. Laktation vermeiden
  • Zwillingsträchtigkeiten brauchen mehr Zeit
  • Vorbereitungsfütterung mindestens drei (zwei) Wochen vor der Kalbung beginnen
  • Stressvermeidung
  • Klauenschnitt zum Trockenstellen
  • Tierbeobachtung
  • Milchfieber vorbeugen!


Propylenglycol am wirksamsten
  • Steuerung der Körperkondition noch während der Laktation auf BCS 3 bis ≤3,5
  • Kontrolle und  Unterstützung der Futteraufnahme schon während der Vorbereitungsfütterung
  • Beurteilung der Hungergrube
  • Lange Trockenstehdauer bei Kühen ab der 2. Laktation vermeiden
  • Zwillingsträchtigkeiten brauchen mehr Zeit
  • Vorbereitungsfütterung mindestens drei (zwei) Wochen vor der Kalbung beginnen
  • Stressvermeidung
  • Klauenschnitt zum Trockenstellen
  • Tierbeobachtung
  • Milchfieber vorbeugen!

Mögliche Präventionsmaßnahmen thematisierte Dr. Jessica Gordon von der University of Guelph, Kanada. Gleich zu Beginn stellte sie klar: „Zwischen der subklinischen und der klinischen Ketose besteht insofern kein Unterschied, als das beide Formen dem Tier schaden und somit auch beide behandlungswürdig sind.“ Sie riet daher, den Ketose-Test routinemäßig ins Management der frischmelkenden Kühe einzubinden.
Zudem stellte Gordon einen Vergleich von zehn wissenschaftlichen Untersuchungen verschiedener Institutionen vor, in denen die Ketose auf unterschiedliche Weise behandelt worden war. Den besten Erfolg zeigte dabei die Behandlung mit Propylenglycol. In einem Versuch ihrer Universität habe, laut Gordon, der Einsatz von Propylenglycol in Verbindung mit dem Präparat Catosal sowohl die Heilungschancen von Ketose als auch die Milchproduktion erhöht. Im Gegensatz dazu bringe Glucose, intravenös verabreicht, nur kurzzeitige Besserung und verschlimmere die Ketose anschließend häufig noch. Gordon betonte aber, dass die Prävention nach wie vor die beste und auch wirtschaftlich günstigste Lösung sei.

Die Augen offen halten


Mithilfe digitaler Systeme lassen sich Risikotiere erkennen, so Andreas Pelzer von Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse. Aber ein computergestütztes System zur Erfassung der Tiergesundheit dürfe nie den täglichen Rundgang durch den Stall ersetzen. „Und wenn Sie sich in Ihrer Herde aufhalten, überprüfen Sie unbedingt auch die eigene Wahrnehmung. Denn häufig sehen wir natürlich nur das, was wir sehen wollen.“ Außerdem stellte Pelzer fest: „Digitale Systeme im Betrieb sind kein Garant dafür, dass es besser läuft! Zudem sollten Sie vor der Anschaffung eines neuen, unterstützenden Systems genau überlegen, welche Verbesserung Sie sich davon erhoffen und ob es die erfassten Daten auch so auswertet, dass diese für Sie verwendbar sind.“
Hier finden Sie die Zusammenfassungen der Vorträge!
Bearbeitet: Kathrin Kortendieck