Kein dritter Schnitt und weniger Silomais, was tun?

Die Trockenheit verursacht vielerorts bei Gras und Silomais geringere Erträge bzw. Ertragsausfälle. Tipps, was jetzt zu tun ist und wie sich die Grundfuttervorräte noch aufstocken lassen.

Aufgrund der langanhaltenden Trockenheit in Deutschland steht es vielerorts schlecht um die nötige Bevorratung mit Grundfutter. Während im Nordosten und Osten bereits der zweite Grasaufwuchs schwach ausgefallen war, verkümmert aktuell auch im Nordwesten-Westen der dritte Schnitt. Auch die Silomaisbestände sehen hier nicht gut aus. Auch wenn gleich es nicht flächendeckend Totalausfälle (insb. leichte Standorte) sind, die Erträge werden gering(er) ausfallen. Mit welchen Silomaiserträgen genau gerechnet werden kann, lässt sich aktuell allerdings noch nicht sicher beurteilen. Betriebe mit Weidegang kommen derzeit oft nicht umhin, mehr zuzufüttern, als in üblichen Jahren. Das heißt, die Grundfuttervorräte für den Winter bzw. das kommende Jahr werden knapp. Es wird für die kommenden Monate bereits über ein mögliches vermehrtes Abstocken von Herden und damit verbundenen, sinkenden Preisen für Zucht- und Schlachtrinder spekuliert.

Doch was ist jetzt zu tun? Wie ist aktuell mit den geschädigten und notreifen Grasnarben umzugehen und welche Möglichkeiten kommen jetzt in Frage, um die Grundfuttervorräte im Herbst oder im Frühjahr noch auffüllen zu können?

Einen Reinigungsschnitt in Kauf nehmen

Eine wesentliche Frage, die jetzt viele Futterbaubetriebe umtreibt ist, wie jetzt mit den verkümmerten dritten Grasaufwüchsen umgegangen werden sollte. Grünlandberater empfehlen einen Reinigungsschnitt bzw. Schröpfschnitt" durchzuführen, wenn die Gräser bereits im Ährenstadium stehen, aber keine nennenswerte Masse aufgewachsen ist (= notreif). Ziel ist es, der Grasnarbe bei Aussicht auf Wasserversorgung einen bestmöglichen Neustart für den nächsten Aufwuchs zu ermöglichen. Eine neue vegetative Entwicklung kann nur stattfinden, wenn die Ähren entfernt werden. Aber:

  • Ein Reinigungsschnitt sollte nur dann durchgeführt werden, wenn die Witterung bedeckt ist und Regen angekündigt ist. Bei hohen Temperaturen, gleichzeitig starker Sonneneinstrahlung und keinem Regen raten wir dazu, den Aufwuchs nicht zu beernten, da es dann zu einer starken Vertrocknung mit irreversiblen Schäden der Grünlandnarbe kommen kann, erklärt Felicitas Kaemena, LWK Niedersachsen. Die Grasnarbe könnte verbrennen oder vertrocknen.
  • Es darf auch bei einem Reinigungsschnitt nicht zu tief geschnitten werden. Optimal ist eine Schnitthöhe von 7 bis 8 cm. Denn nur so werden die oberirdischen Reserveorgane der Gräser geschont, erklärt Dr. Anna Marie Techow, LLH Hessen.


Die Chance, jetzt im Nordwesten/ Nordosten den richtigen Zeitpunkt für einen Reinigungsschnitt zu treffen, steht diese Woche besser – Schauer sind mit vergleichsweise höheren Wahrscheinlichkeiten vom Wetterdienst angekündigt worden.

Aufwuchs, der im Ährenstadium steht, aber doch zu massig für einen ausschließlichen Reinigungsschnitt ohne Abfahren des Grases ist, weißt eine schlechte Siliereignung auf. Hier sollten entsprechende Maßnahmen getroffen werden: kurz häckseln, Siliermittel einsetzen. Da die Situation regional sehr unterschiedlich aussehen kann, wird dazu geraten, sich bei Unsicherheit mit den ortskundigen Futterbau- bzw. Gründlandberatern kurz zu schließen.

Die Kosten eines Reinigungsschnittes, bei dem das Schnittgut zumindest partiell abgefahren werden muss/soll, sind nicht gering. Dennoch, ein Reinigungsschnitt ist hier angeraten. Zur Kostendegression eignet sich beispielsweise der Einsatz eines Ladewagens, rät Dr. Martin Komainda, Georg-August-Universität Göttingen.

Jetzt Zwischenfrüchte säen, um die Grundfuttervorräte aufzustocken

Wenn Grundfutter knapp wird, dann macht es für die Futterbaubetriebe mit Getreide in der Fruchtfolge Sinn Ackergras als Zwischenfrucht einzusäen, welches dann noch im Herbst bzw. Frühjahr genutzt werden kann. Die Saat sollte allerdings jetzt zügig erfolgen, am besten noch im Juli. Insgesamt ist man schon eher spät dran, meint Dr. Anna Marie Techow. Optimaler Weise wird das Ackergras nach Wintergerste gesät (Ernte vor ein bis zwei Wochen); da jetzt bereits die Ernte von Triticale, Raps und teilweise auch vom Weizen erfolgt (ist), passt in diesem Jahr auch hier noch die Ansaat.
In Frage kommen als Zwischenfrüchte folgende:

  • Futternutzung im Herbst – einjähriges Weidelgras: Jetzt gesät und mit passenden Niederschlägen versorgt (!) eignet sich das einjährige Weidelgras vor allem zur Silagebereitung im Herbst. Die Überwinterung ist hier aber nicht gesichert – tritt kein milder Winter auf, so sind zum Frühjahr keine Aufwüchse zum Ernten da, fasst es Dr. Martin Komainda es kurz.
  • Futternutzung im Herbst/Frühjahr – Welsches Weidelgras: In den meisten Futterbaubetrieben wird Welsches Weidelgras als Winterzwischenfrucht genutzt. Das Welsche Weidelgras kommt im Ansaatjahr noch nicht zum Schossen. Mindererträge im Herbst werden dann aber durch höhere und sichere Erträge im ersten Aufwuchs im Frühjahr ausgeglichen. Bei einer Wachstumsdauer von 8 bis 10 Wochen können im Herbst Erträge aber bis zu 30 dt/ha TM erzielt werden. Das Anwelken im Herbst kann aber insbesondere bei hohen Biomasseerträgen witterungs- bzw. temperaturabhängig oft schwierig sein.
  • Futternutzung im Herbst/Frühjahr – Grasmischungen: Mischungen wie A1 (Herbstaussaat, winterfest) oder ggf. auch noch die A2 (Sommer-ZF, nicht winterfest) eignen sich laut Dr. Martin Komainda ebenfalls. Die A1 ermöglicht ggf. noch einen Schnitt vor dem Legen des Silomaises. Zum aktuellen Faltblatt Qualitätsstandard-Mischungen für den Ackerfutterbau 2017/18" hier klicken.
  • Futternutzung im Frühjahr – Landsberger Gemenge oder Lundsgaarder Gemenge: Die Mischungen aus Welschem Weidelgras und Leguminosen (Internatklee, Winterwicke und ggf. Futtererbse) sind eine weitere winterharte Alternative. Der Erntetermin ist hier Anfang April bis Anfang Mai.
  • Leguminosen für Herbstnutzung – A6: Wer mit Leguminosen arbeiten möchte, kann laut Dr. Martin Komainda auch die Mischung A6 (Einj. Weidelgras, Welsches Weidelgras, Perserklee und Alexandrinerklee) anbauen. Aber auch diese Mischung ist zum Großteil nicht winterhart!


Ausführliche Informationen rund um den Zwischenfruchtanbau hat aktuell die Landwirtschaftskammer NRW bzw. Niedersachsen veröffentlicht. Sie finden diese unter dem folgenden Link: "Gewusst wie – Gräser im Zweit- und Zwischenfruchtanbau zur Futternutzung"
Reine Grünlandbetriebe bzw. Betriebe ohne Getreideanbau werden teilweise nicht um einen kostspieligen Futterzukauf herum kommen. Etwaige Futterreserven aus dem Vorjahr werden gleichfalls knapp, berichtet Felicitas Kaemena. Durch die Nässe im letzten Jahr war es in Niedersachsen vielerorts nicht mehr möglich, den letzten Herbstaufwuchs zu ernten." Futterzukauf kann aber auch für die Betriebe mit Ackerbau ein Thema werden, wenn auch die jetzt angebauten Zwischenfrüchte ertraglich unterdurchschnittlich ausfallen.

Wer Ackergras bewirtschaftet, das im nächsten Jahr im Rahmen der Fruchtfolge umgebrochen werden soll, kann dieses auch noch nutzen, um die Weideperiode zu verlängern. Trittschäden an der Narbe sind dann nicht mehr so eklatant, da die Narbe sowieso zur Sommerung, in der Regel Silomais, umgebrochen wird, meint Dr. Martin Komainda.

Vorausdenken und Lücken füllen

Damit die Aufwüchse der momentan geschädigten Grasnarben nicht auch in Zukunft an Qualität einbüßen, ist unbedingt eine Nachsaat einzuplanen. Die durch die Trockenheit entstandenen Lücken in der Grünlandnarbe sollten möglichst noch im Sommer, spätestens aber im Herbst durch eine Nachsaat geschlossen werden, rät Dr. Anna Marie Techow. Ansonsten können sich schnell unerwünschte Kräuter und Gräser in den lückigen Beständen ausbreiten. Empfohlen wird dafür die Standardmischung GV".

Stark trockenheitsgeschädigten Mais vorzeitig ernten?

Maisbestand unter Trockenstress.

Silomais unter Trockenstress im Münsterland, 5. Juni 2018. (Bildquelle: Foto: Berkemeier)

Das Ausmaß und die noch mögliche Vitalität der von der Trockenheit gezeichneten Silomaisbestände einzuschätzen ist heikel. Eine frühzeitige Noternte" zur Vermeidung eines Totalausfalles ist teuer, es fehlt nicht nur Masse sondern eben die komplette Stärke aufgrund des fehlenden bzw. des gerade vorhandenen Kolbenansatzes. Den Mais vorzeitig zu ernten empfiehlt sich laut Karsten Bommelmann, AG FUKO Niedersachsen, nur dann, wenn Maispflanzen auf einem bedeutsamen Anteil der Gesamtfläche definitiv abgestorben sind. Um die vorhandene Restvitalität der Pflanzen einschätzen zu können, müssen die Pflanzen genau untersucht werden:

  • Auf das trockenheitsbedingte Absterben der Pflanzen hindeuten können Anzeichen von partiellen Chlorosen (Verfärbungen; konkret Gelbfärbungen) und Nekrosen (abgestorbenes Pflanzenmaterial) oberhalb der Kolbenanlage – sie bedeuten jedoch noch nicht zwingend, dass dies bereits vollständig erfolgt ist!
  • Ein anderes Symptom sind Blätter mit noch leicht grünlicher Färbung, die jedoch eine pergamentähnliche Beschaffenheit angenommen haben und bei Reibbewegungen zwischen den Fingern zum Zerbröseln neigen.


In solchen Verdachtsfällen rät Karsten Bommelmann einzelne Pflanzen händisch, z.B. per Gießkanne, intensiv zu bewässern. Sollten sich diese nach zwei bis drei Tagen wieder vitaler zeigen, sollte noch von einer vorzeitigen Beerntung abgesehen werden. Sollte sich der Zustand der bewässerten Pflanzen jedoch nicht ändern, kann davon ausgegangen werden, dass bereits ein vollständiges Absterben der Maispflanzen eingetreten ist.
Zur Ernteentscheidung gilt dann laut Dr. Frank Looff, ehemals Anbau- und Fütterungsberater bei DuPont Pioneer, weiter abzuwägen:

 

  • Bei Pflanzen ohne Kolben und einer vollkommen vertrockneten verstrohten" Restpflanze (TS 33 bis 40 %) sollte sofort gehäckselt werden. Mit einer theoretischen Häcksellänge kleiner 7 mm, Einfahren in das Silo in sehr dünnen Schichten (nicht aufschieben!) und unter dem Einsatz von Siliermittel (heterofermentative Milchsäurebakterien), um das Nacherwärmungsrisiko zu reduzieren. Abgesehen dieser Rettungsmöglichkeiten ist dieser Zeitpunkt viel zu spät – es hätte früher gehäckselt werden müssen!
  • Pflanzen ohne Kolben bzw. nur einem kleinen Kolben und nur noch wenigen grünen Blättern (TS 28 bis 30 %) ebenfalls umgehend ernten. Mit einer theoretischen Häcksellänge kleiner 7 mm, Einfahren in das Silo in sehr dünnen Schichten (nicht aufschieben!) und unter dem Einsatz von Siliermittel (heterofermentative Milchsäurebakterien), um das Nacherwärmungsrisiko zu reduzieren.
  • Bei Pflanzen ohne/ nur mit kleinem Kolben/ normalem Kolben und mehreren trockenen Blättern/ ersten Trockenschäden sollte ab einem TS-Gehalt in der Gesamtpflanze von ca. 30 % geerntet werden.


Allgemein gilt es bei trockenerem Erntegut die Verdichtung und den späteren Vorschub zu maximieren (im Winter 1,5 m pro Woche und im Sommer 2,5 m/Woche).


Quellen: Felicitas Kaemena, LWK Niedersachsen; Dr. Anna Marie Techow, LLH Hessen; Dr. Martin Komainda, Georg-August-Universität Göttingen; Karsten Bommelmann, AG FUKO; Dr. Frank Looff

 


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