Niedersachsen / Schleswig-Holstein

Kaum noch Kleinbetriebe

In Norddeutschland wachsen die Milchviehbestände derzeit rasant; Herden von unter 50 Kühen zählen inzwischen zu den Kleinbeständen. Derzeit wird im Norden nur noch auf knapp 17.500 Betrieben gemolken. Die Hälfte aller Kühe steht bereits in Beständen von mehr als 100 Kühen.

Seit Einführung des länderübergreifenden Quotenhandels wandert die Milchquote von Süd- nach Norddeutschland. Dennoch schrumpft die Zahl der Milcherzeuger im Norden kontinuierlich. Im Milchland Niedersachsen wird derzeit nur noch auf 12.688 Betrieben gemolken, in Schleswig-Holstein gerade mal noch auf 4.670 Betrieben. Da die verbleibenden aktiven Milcherzeuger die Milchkühe aus den Aufgabebeständen aufnehmen, wachsen die Bestände zusehends.
Bestände_Nord

(Bildquelle: Elite Magazin)

In Niedersachsen ist der durchschnittliche Kuhbestand mittlerweile auf 63 Kühe angewachsen. Nach den Daten des niedersächsischen Landesbetriebes für Statistik und Kommunikationstechnologie (LSKN) stehen inzwischen schon 43 % der Kühe in Beständen von 50 bis 99 Kühen und bereits 36 % der Kühe in Beständen von über 100 Tieren. In den Hochburgen der heutigen Milchviehhaltung, den küstennah gelegenen niedersächsischen Landkreisen sind sogar schon 65 % der Kühe in Betrieben mit mehr als 100 Kühen aufgestallt.
Allerdings wachsen die Milchviehbestände nicht flächendeckend, sondern überproportional in den grünlandbetonten küstennahen Landkreisen. Im ehemaligen Regierungsbezirk Hannover und in der Region Braunschweig verschwinden hingegen zunehmend Milchviehbetriebe. In diesen beiden Regionen zusammen werden nicht einmal mehr so viele Kühe gehalten wie allein im Landkreis Cuxhaven. Auch im Süden und Südosten Niedersachsens reduziert sich die Bedeutung der Milchviehhaltung mittlerweile auf wenige Landstriche mit Restgrünland.
Durchschnittsbestand

(Bildquelle: Elite Magazin)

Schleswig-Holstein: 25 % melken bereits über 100 Kühe

Auch in Schleswig-Holstein war in den vergangenen drei Jahrzehnten die Anzahl der Milchviehhalter stark rückläufig. Im Jahr 1974 wurde noch auf 250.000 Höfen gemolken, zehn Jahre später bei der Einführung der Milchquoten wurden nur noch ca. 16.000 Milcherzeuger gezählt. Im Schnitt stellten jährlich 900 Betriebe (3,6 % pro Jahr) die Milchproduktion ein. In den ersten zehn Jahren nach Einführung der Milchquote gaben jährlich sogar etwa 600 Milchviehbetriebe auf. Von 1994 bis 2004 sank die Zahl der Milchviehhalter von 9.780 auf 6.000 ab. Im Juni 2005 gab es nach einer Umfrage nur noch 5.860 aktive Milchlieferanten in Schleswig-Holstein. Die Einführung der Milchquotenbörse löste bei vielen Milcherzeugern Angst vor dem schnellen Wertverfall der Milchquoten aus und führte letztlich dazu, dass bis 2007 nochmals gut weitere 500 Milchviehbetriebe die Produktion einstellten. Es ist anzunehmen, dass in diesem Zeitraum auch längerfristig geplante Hofaufgaben vorgezogen wurden, um noch Kapital aus dem Milchquotenverkauf zu retten.

Bestandsgrößen wachsen stark

Die Milchkuhbestände in Schleswig-Holstein haben sich seit 2008 – mit geringen Schwankungen – immer bei etwa 370.000 Kühen eingependelt. Für 2011 errechnet sich für die schleswig-holsteinischen Betriebe ein durchschnittlicher Bestand von 78,7 Kühen je Betrieb. In den vergangenen drei Jahren ist der durchschnittliche Bestand um 8,2 Kühe je Betrieb gewachsen. Die meisten Milchviehbetriebe finden sich mit 2.163 Betrieben (46,3 %) in der Gruppe 50 bis 100 Kühen (Durchschnittsgröße dieser Gruppe: 72,1 Kühe).
Deutlich angestiegen ist in den vergangenen Jahren der Anteil der Betriebe mit mehr als 100 Kühen. Knapp 1.200 Betriebe, das sind etwa 25 % aller Milchviehbetriebe, fallen in diese Größenklasse. Sie halten bereits 45,7 % der Kühe in ihren Ställen. 88 Betriebe lagen in der Größenklasse von 200 bis 300 Kühen, im Schnitt hielten sie 230 Kühe je Betrieb. Beachtenswert ist, dass es 41 Betriebe gibt, die im Mittel 394 Kühe in ihren Ställen hielten. Im vergangenen Jahr ist diese Gruppe um 25 % gewachsen.

Nur noch wenige Anbindeställe

Eine genaue Statistik über die Zahl der Anbindeställe gibt es nicht, deshalb wird der Anteil der Anbindeställe mithilfe der Landeskontrollverbands-Daten (LKV) geschätzt. Im LKV Schleswig-Holstein hatten im Mai 2011 noch 11,5 % der Mitgliedsbetriebe einen Anbindestall, in dem sie durchschnittlich 34,7 Kühe hielten. Rechnet man die LKV-Verteilung auf alle Milchviehbetriebe hoch, dann gäbe es in Schleswig-Holstein noch ca. 530 Anbindeställe, in denen 18.400 Kühe stünden. Das sind gerade mal 5 % der Kühe Schleswig-Holsteins.