Lactalis will Walhorn nicht Arla überlassen

Lactalis spricht sich klar gegen das geplante Fusionsvorhaben zwischen der Molkerei Walhorn und Arla Foods aus. Der französische Käsespezialist, der mit 51 % an dem Molkereiunternehmen in Walhorn beteiligt ist, behält sich rechtliche Schritte vor. UPDATE 15.05.14

Lactalis spricht sich klar gegen das geplante Fusionsvorhaben zwischen der Eupener Genossenschaftsmolkerei im belgischen Walhorn (EGM) und Arla Foods aus. Es widerspreche dem Geist der Partnerschaft mit EGM in Walhorn – der Allianz zwischen einer Erzeugergenossenschaft und einem Hersteller. Daher behält es sich Lactalis vor, die Einhaltung bestehender Vereinbarungen rechtlich geltend zu machen.
Arla_Walhorn

(Bildquelle: Elite Magazin)

Die Vertreterversammlungen der EGM Walhorn sowie von Arla Foods amba werden voraussichtlich Mitte Mai über die geplante Fusion abstimmen. Um den Zusammenschluss verwirklichen zu können, ist eine Zustimmung von mindestens 75 Prozent in jeder der beiden Genossenschaften notwendig. Vorbehaltlich der Zustimmung der Mitglieder sowie der Wettbewerbsbehörden wird eine Realisierung zu Ende Juli 2014 angestrebt.
Die Vorschläge zur Fusion sehen vor, dass die EGM Walhorn, die im Besitz von rund 800 Landwirten aus Belgien und Deutschland sowie aus den Niederlanden ist, als Genossenschaft der Arla Foods amba beitritt. Sie würde somit ihre gewohnten genossenschaftlichen Traditionen fortführen können. Die individuellen Mitglieder der EGM verbleiben Mitglieder in der Genossenschaft – mit unveränderten demokratischen Rechten. Darüber hinaus wäre die EGM Walhorn mit eigenen Repräsentanten im Aufsichtsrat sowie in der Vertreterversammlung von Arla Foods amba vertreten.

Lactalis will Milchwerk in Walhorn auch weiterhin nutzen

Wallhorn

(Bildquelle: Elite Magazin)

Lactalis hat angekündigt, die Fabrik in Walhorn auch weiterhin zu nutzen, die dort verarbeiteten Produkte zu vermarkten und notwendige Investitionen zu tätigen. Lactalis betont gegenüber allen Erzeugern, man werde alle Beziehungen im Vorfeld des Auslaufens der Milchquoten in Europa innerhalb dieser historischen Partnerschaft fortführen.
Die Walhorner Molkerei agiert schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr komplett eigenständig. 1990 ging die Genossenschaft eine Kooperation mit dem französischen Großunternehmen Besnier (heute Lactalis) ein, das heute den Namen Lactalis trägt. Damals ging es den Walhornern darum, die Vermarktung der Milchprodukte zu sichern. Gemeinsam mit den Franzosen gründete die EGM das Tochterunternehmen „Walhorn AG“, welches fortan die Milchverarbeitung im Molkereibetrieb übernahm, während die Genossenschaft als eine der Muttergesellschaften im Hintergrund blieb. Die EGM hält 49 % der AG-Anteile, Lactalis 51 %. Heute agiert die Walhorn AG im Alltagsgeschäft ganz ähnlich wie eine Niederlassung oder ein Zweigwerk des privaten Molkereikonzerns Lactalis, der mit einer Gesamtverarbeitung von mehr als 14 Mrd. kg weltweit als Nummer eins der Milchbranche gilt. Auch Investitionsentscheidungen fallen in Abstimmung mit dem „großen Bruder“. Und genau hier scheint es zu haken. Jedenfalls verfügt die Walhorn AG über reichlich liquide Mittel, die technischen Anlagen sind aber zu einem guten Teil abgeschrieben oder gar veraltet. Eine grundlegende Modernisierung des Molkereibetriebes wurde in den vergangenen Jahren von den Milchlieferanten immer wieder gefordert, um zu verhindern, dass der Standort Walhorn langfristig ausblutet.
Der Milchumsatz der Eupener Genossenschaftsmolkerei (Walhorn) wurde seit Beginn der Zusammenarbeit mit dem französischen Käsespezialisten Lactalis von 100 Millionen Liter im Jahr 1990 auf 550 Millionen Liter im Jahr 2013 gesteigert. Die Walhorn AG verfügt über einen Eigenkapitalanteil von rund 50 %, die  Genossenschaft EGM (einschließlich 49 % der AG) weist sogar 53 % der Bilanzsumme als Eigenkapital aus.

Der Konzern Lactalis

Lactalis ist ein familiengeführtes Molkereiunternehmen mit Sitz in Laval, Mayenne, im Westen Frankreichs. 1933 gilt als die Geburtsstunde des 1999 von Besnier zu Lactalis umfirmierte Unternehmens. Seitdem konnte das Unternehmen sehr stark expandieren. Das Produktsortiment ist inzwischen breit gefächert (Käse, Milch, Sahne, Butter, Frischerzeugnisse, Milchpulver etc.) und umfasst international bekannte Marken. Die Unternehmensgruppe beschäftigt aktuell 55.000 Personen und verfügt über fast 200 Betriebe in 35 verschiedenen Ländern weltweit. Im Jahr 2013 konnte die Unternehmensgruppe Lactalis Gesamtumsätze in Höhe von 16 Milliarden Euro erwirtschaften.


UPDATE 15. Mai 2014
Der Zusammenschluss zwischen der Eupener Genossenschaftsmolkerei und Arla ist perfekt. Nun müssen noch die Wettbewerbshüter zustimmen.
Die Molkereigenossenschaften Eupener Genossenschaftsmolkerei Walhorn (EGM Walhorn) und Arla Foods amba haben auf ihren Vollversammlungen einer Fusioin zugestimmt. Mit 94 Prozent der Stimmberechtigten und sechs Prozent Gegenstimmen ist das Vorhaben von den Arla-Mitgliedern gebilligt worden.
Auch die Versammlung von EGM Walhorn hat dem Vorhaben zugestimmt. Zu Arla Foods gehören nun 13.500 Genossenschaftsmitglieder unter anderem in Schweden, Dänemark, Deutschland, Belgien, Luxemburg und Großbritannien. Erstmals gehören nun Mitglieder aus den Niederlanden dazu. Die Milchviehbetriebe der EGM produzieren rund 550 Mio. kg Milch im Jahr.
Der Zusammenschluss ist vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden. Er soll am 1. Juli in Kraft treten. Lactalis hat angekündigt, gegen die Fusion anzugehen.