Kälber bevorzugen Pellets

Haben Kälber die Wahl, fressen sie lieber Pellets als loses Müsli. Das zeigte eine Untersuchung der Fachhochschule in Soest. Demnach hat die Verarbeitungsform einen Einfluss auf die Futteraufnahme von Kälbern während der Tränkeperiode.

Kälber sollten täglich bis zu 2 kg Kraftfutter fressen: Eine gute Pansenentwicklung ist essenziell für das Wachstum von Rindern. Neben Grobfutter ist auch der Einfluss von Buttersäure bezüglich der Pansenzotten wichtig für die Entwicklung. Buttersäure entsteht bei der Fermentation von kurzkettigen Kohlenhydraten, die vor allem durch Kälberaufzuchtfutter zugeführt werden. Doch wie fressen Kälber es am liebsten?
Um das herauszufinden, hat die Fachhochschule Südwestfalen in Soest hat einen Feldversuch zur Futteraufnahme von Kälbern während der Tränkeperiode durchgeführt. Dabei wurde die Futteraufnahme von pelletiertem Kälberaufzuchtfutter und Kälbermüsli von verschiedenen Herstellern verglichen. Damit steht besonders die unterschiedliche Verarbeitungsform (Konfektion) der Kälberkraftfutter im Fokus.

Untersuchungen zur Futteraufnahme im Praxisbetrieb

Die Wissenschaftler haben untersucht, wie viel Futter Holsteinkälber eines konventionellen landwirtschaftlichen Betriebes aufnehmen. Die Kälber erhielten Milchaustauscher über einen Tränkeautomaten. Insgesamt wurden drei Durchgänge mit verschiedenen Futtermitteln (Anbieter A, B, C) durchgeführt. In einem Durchgang standen jeweils Pellets und Müsli von einem Anbieter zur Auswahl. Bezüglich der eingesetzten Einzelfuttermittel und untersuchten Inhaltsstoffe unterschieden sich die Futtermittel auch bei demselben Anbieter.
Die Kälber waren in Gruppen von sechs bis acht Tieren mit einem Alter von 1,5 bis 6 Wochen eingestallt. Vor allen Durchgängen wurden sie an die jeweiligen Futtersorten gewöhnt. Die gefütterten Mengen sowie die Restfuttermengen wurden gewogen, um die Futteraufnahme zu messen.
Die Überprüfung des Quellvermögens der eingesetzten Futtermitteln sollte eine Aussage zur Sättigung liefern. Das Quellvermögen kann durch eine entsprechend schnelle Sättigung die Futteraufnahme beeinflussen.

Große Spannweiten in der Futteraufnahme

Durchgang 1: Pellets und Müsli im täglichen Wechsel ad libitum (Mittel von 8 Kälbern, 2. bis 6. Lebenswoche)
Untersuchungen zur Futteraufnahme bei Kälbern

Aufnahme von Müsli und Pellets bei ad libitum Angebot im täglichen Wechsel (Anbieter A). (Bildquelle: FH Soest)

Durchgang 2: Pellets und Müsli gleichzeitig ad libitum (Mittel von 7 Kälbern, 1,5. bis 5. Lebenswoche)
Untersuchungen zur Futteraufnahme bei Kälbern

Aufnahme von Müsli und Pellets bei zeitgleichem ad libitum Angebot (Anbieter B). (Bildquelle: FH Soest)

Durchgang 3: Pellets und Müsli gleichzeitig ad libitum (Mittel von 6 Kälbern, 4. bis 14. Lebenswoche)
Untersuchungen zur Futteraufnahme bei Kälbern

Aufnahme von Müsli und Pellets bei zeitgleichem ad libitum Angebot (Anbieter C). (Bildquelle: FH Soest )

Ergebnisse:
  • Insgesamt gibt es große Unterschiede in der Futteraufnahme der Kälber. Die jüngsten Kälber nahmen im Durchschnitt täglich 147 g Kälberfutter auf. Die Spannweite lag zwischen 95 und 247 g. Die ältesten Kälber fraßen im Mittel täglich 2.390 g Kälberfutter mit einer Spannweite von 1.838 bis 3.049 g.
  • Bei den älteren Kälbern sollte das Kälberfutter reduziert bzw. auf maximal 2 kg täglich begrenzt werden, um eine maximale Grobfutteraufnahme zu gewährleisten (Gefahr Pansenazidose).
  • In allen Durchgängen wurden unabhängig vom Alter der Kälber mehr Pellets als Müsli gefressen. Im Mittel lag der Anteil von Pellets an der Gesamtaufnahme zwischen 63 und 65 %.
  • Die Unterschiede im Quellvermögen und in den eingesetzten Einzelfuttermitteln liefern keine eindeutigen Aussagen. Demnach kann die Futterwahl in diesem Versuch weder auf Sättigung, noch auf den Geschmack der Kälberkraftfutter zurückgeführt werden.
  • Anhand der Ergebnisse scheint die Konfektion des Futters einen entscheidenen Einfluss auf die Futterwahl und Futteraufnahme zu haben.

Pellets: Hygienischer und preiswerter

Pellets weisen aufgrund des Fertigungsprozesses im Gegensatz zu Müsli eine geringere mikrobiologische Belastung auf. Zudem sind sie trotz besserer Nährstoffausstattung um 20 % bis 30 % preiswerter.
Quelle: FH Soest, VDLUFA


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