Jungvieh selbst aufziehen, vergeben oder zukaufen?

... Hierfür gibt es keine pauschale Lösung. Welche Punkte einzelbetrieblich bewertet werden müssen, weiß Dr. Stefan Weber von der LMS Landwirtschaftsberatung MV/SH GmbH.

In der Praxis variieren in Abhängigkeit wie Milchleistung, Aufzuchtkosten, Erstkalbealter und Reproduktionsrate die Bestandsergänzungskosten von 3 bis über 8 Ct/kg ECM. Demgegenüber stehen Betriebe, die bei optimierter Jungviehaufzucht zusätzliche Erlöse von 3 bis 4 Ct/kg ECM über den Verkauf von Färsen und Jungkühen erzielen.  Somit ist die Jungviehaufzucht nicht nur ein Kostentreiber, sondern kann über Zuchtviehverkäufe sogar zusätzliche Liquidität schaffen. Letzteres ist aber nicht für jeden Betrieb geeignet.
Erstkalbealter und Reproduktionsrate haben entscheidenden Einfluss auf den Erfolg der Milchproduktion. Ziel ist es deshalb, die Färsen mit maximal 26 Monaten abkalben zu lassen. Die Reproduktionsrate sollte maximal bei 33 % liegen. Die Reproduktionskosten pro kg ECM sollten sich unter 5 Ct belaufen. Werden diese Ziele nicht erreicht, sollte man sich über einen Zukauf von Tieren Gedanken machen.
Jungviehaufzucht auslagern?
Haben Betriebe begrenzte Faktorausstattung wie Gebäude, Fläche oder Kapital kann es sinnvoll sein, die Jungviehaufzucht auszulagern. Grundsätzlich wird der Stallplatz über die Milchproduktion besser verwertet als über die Jungrinderaufzucht. Bei der Vergabe der Jungviehaufzucht müssen aber folgende Punkte beachtet werden:
  • die Verlässlichkeit der Vertragspartner,
  • die Gewährleistung einer leistungsgerechten Aufzucht
  • eindeutige Vorgaben zum Gewicht, zu Impfungen und Besamung sowie zum Alter bei Kauf und Verkauf.

  • die Verlässlichkeit der Vertragspartner,
  • die Gewährleistung einer leistungsgerechten Aufzucht
  • eindeutige Vorgaben zum Gewicht, zu Impfungen und Besamung sowie zum Alter bei Kauf und Verkauf.


Was kostet die Jungrinderaufzucht?

Soll die Jungrinderaufzucht vergeben werden, oder aber bei eigener optimaler Jungrinderaufzucht Tiere für den Markt aufgezogen werden, müssen Aufzuchtkosten kalkuliert werden. Folgende Beispielsberechnung (siehe Tabelle) vergleicht die Kosten einer Jungrinderaufzucht bei verschiedenen Erstkalbealtern von 24 bis 28 Monaten ohne Weidehaltung.
Die Silagen haben in dieser Berechnung überdurchschnittliche Grobfutterqualitäten und belaufen sich auf Kosten von 12 €/dt TM für Grassilage und 10 €/dt TM Maissilage inkl. Direkt-, Arbeitserledigungs- und Flächenkosten, sowie die anteiligen Gemeinkosten, Mais und Kraftfutter sind nur für das erste Aufzuchtjahr zugrunde gelegt. Das Kraftfutter beläuft sich auf 1,5 kg/Tier und Tag und 14 €/dt. Je nach Aufzuchtdauer variieren die Futterkosten von 709 bis 881 €/Färse.
Zuzüglich der Kosten für Medikamente, Tierarzt, Besamungen und Zucht können so Direktkosten (inkl. der Bestandsergänzungskosten) von 939 bis 1.131 €/Färse kalkuliert werden.
Die Arbeitserledigungskosten belaufen sich in dieser Rechnung (bei 1,1 AKmin/Tier/Tag und 12 €/Stunde) auf 158 bis 185 €/Färse. Zuzüglich der Gebäude- und Gemeinkosten können so Produktionskosten von 1.295 bis 1.585  €/Tier veranschlagt werden. Werden Verluste und eine Verzinsung von 5 % miteinberechnet, liegen die Produktionskosten bei 3 % Verlusten und einem Erstkalbealter von 24 Monaten bei 1.359 €/Tier. Steigen die Verluste auf 5 % und das Erstkalbealter auf 28 Monate an, so erhöhen sich die Kosten auf 1.664 €/Tier.
Pro Tag müsste also je nach Intensität der Aufzucht inkl. Gewinnanspruch 1,80 bis 1,89 € je aufgezogenes Jungtier veranschlagt werden.


tab.jungviehaufzuchtkosten.png

(Bildquelle: Elite Magazin)