Weide

Jungrinder auf der Weide richtig versorgen

Auch, wenn Rinder auf die Weide gehen, müssen sie richtig mit Mineralstoffen ausgestattet werden. Doch was sie brauchen, hängt stark von der Region ab. Futteranalysen vom Gras helfen, das passende Mineralfutter zusammenzustellen.

Viele Betriebe nutzen in den Sommermonaten die Weide für den letzten Abschnitt der Aufzucht. Ein Jungrind wird jedoch nur dann eine leistungsstarke Kuh, wenn neben der Energiedichte auch die Mineralstoff- und Spurenelementversorgung passt. Diese hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.

Gras ist nicht gleich Gras

Die Zusammensetzung des Bodens, der Düngestatus, die Nährstoffverfügbarkeit oder der Zeitpunkt im Vegetationsverlauf bestimmen über die Inhaltsstoffe, v.a. die Mineralstoffe und Spurenelemente, des Grasaufwuchses:
  • Die Mineralstoffgehalte im Gras sind in Deutschland regional sehr unterschiedlich.
  • Der Kaliumgehalt ist in jungem Gras häufig stark erhöht. Das wirkt sich negativ auf die Verwertung von Magnesium und Natrium aus. Das Kalium-Natrium-Verhältnis sollte daher 5:1 bis max. 8:1 betragen.
  • Hohe Gehalte an Chlor und Schwefel führen zu einer niedrigen Kationen-Anionen-Bilanz (dietary cation anion balance, DCAB) von ca. 50 bis 60. Was bei Vorbereitern (Close up) dafür sorgt, dass genügend Kalzium aus den Knochen mobilisiert wird, um Milchfieber vorzubeugen, hat bei Jungrindern hingegen einen negativen Effekt. Denn in der letzten Aufzuchtphase sollen die Tiere noch einmal an Knochenmasse zulegen. Dafür müssen sie aber viel Kalzium in die Knochen einlagern, damit diese stabil und funktionstüchtig werden. Ziel ist daher eine DCAB über 250!
  • Ab dem zweiten Aufwuchs (Weide nach Mahd, Weidewechsel) dominiert auf vielen Flächen der Weißklee. Dieser enthält mehr Kalzium (Weidelgras ca. 5 g Ca, Klee bis zu 10g!) Daher lohnt es sich, zu diesem Zeitpunkt die Gehalte nochmals zu überprüfen, um unnötige Überschüsse zu vermeiden.

Weide analysieren lassen

Gehen Sie also wie folgt vor:
  1. Gras beproben: Sammeln Sie Gras in Weidehöhe" von verschiedenen Weideflächen und erstellen Sie eine repräsentative Probe. Lassen Sie eine Vollanalyse durchführen (Nährstoffe, Mengenelemente inklusive Chlor und Schwefel für die Bestimmung der DCAB, Spurenelemente).
  2. Passendes Mineralfutter zusammenstellen: Suchen Sie sich ein für Ihren Standort geeignetes Mineralfutter aus, ggf. mithilfe Ihres Futterberaters, oder lassen Sie sich die passende Mischung zusammenstellen.

Mit Leckeimern oder -schalen können sich die Rinder gut selbst versorgen. Allerdings tritt ein leichter Luxuskonsum auf, weil das Futter den Rindern gut schmeckt (kein übermäßiger Schaden, dennoch teuer). Sparsamer lässt sich Mineralfutter einsetzen, wenn man die Gabe mit der Tierkontrolle verbindet. Alle Rinder werden mit schmackhaftem Futter angelockt und erhalten das Mineralfutter gleichzeitig vorgelegt. Das reicht auch alle zwei Tage - dann einfach die Tagesdosis mal zwei nehmen.

Zur Erinnerung - die Jungrinderaufzucht besteht aus drei Phasen:

1. Geburt bis zur Geschlechtsreife: Diese tritt altersunabhängig bei einem Körpergewicht von 280 kg ein, daher wird bis hierhin sehr intensiv gefüttert (metabolische Programmierung).
2. Geschlechtsreife bis Besamung: Von diesem Zeitpunkt an wird die Energiedichte im Futter auf 6,2 MJ NEL/kg TM reduziert, damit das Tier zur Besamung eine Rückenfettdicke von 12 bis 14 mm erreicht. Maximal 15 % Stärke einsetzen: Stärke steigert die Insulinproduktion, Insulin ist direkt am Fettansatz beteiligt. Fehler verursachen Abgänge in der ersten Laktation.
3. Besamung (400 bis 450 kg) bis zu Kalbung: Die Energiedichte wird weiter auf 5,2 bis 5,5 MJ NEL/kg TM reduziert, damit eine Färse zur Kalbung eine Rückenfettdicke von 19 mm aufweist. Dazu reichen im letzten Abschnitt der Aufzucht 600 g tägliche Zunahmen aus. Zu fett füttern geht auf Kosten der Lebensleistung (verfettete Geburtswege, Schwergeburten). Bei guten Bedingungen schon ab 380 kg reduzieren!
Quelle: Thomas Mitzscherlich, Fütterungsberater


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