Jung abkalben lassen

Wie sich ein verringertes Erstkalbealter wirklich auf das Leben der Kuh auswirkt und welche Rolle die Aufzucht dabei spielt, untersuchte Dr. Anke Römer von der LFA in Mecklenburg-Vorpommern.

Für diese Studie wurden Leistungsdaten von rund 40.000 Holstein-Färsen gesammelt und analysiert. Wie sich heraus stellte, hatten Kühe mit einer hohen Lebensaktivität im Schnitt ein geringeres Erstkalbealter (EKA). Dieser positive Trend konnte allerdings erst ab einer Leistung von rund 10 kg Milch pro Lebenstag festgestellt werden. Kühe mit einer Leistungseffektivität von 10 kg haben laut dieser Studie ein EKA von 26,0 Monaten. Effizientere Kühe, die eine Milchleistung pro Lebenstag von 15 kg oder sogar 20 kg erreichen konnten, haben ihre ersten Kälber im Schnitt mit 25,8 bzw. 25,7 Monaten zur Welt gebracht.
 
Die Nutzungsdauer zeigte eine negative Beziehung zum Erstkalbealter. Das bedeutet, dass Kühe mit einer langen Nutzungsdauer ein niedriges EKA haben. Das erklärt sich wie folgt: Mit steigendem EKA nimmt die Verfettung und so das Risiko für zum Beispiel Klauenerkrankungen zu. Diese Tiere haben ein hohes Abgangsrisiko. Ab welchem Erstkalbealter sich positive oder negative Effekte auf ein bestimmtes Parameter zeigen, ist hauptsächlich vom Jungrindermanagement abhängig und kann nicht pauschal gesagt werden.
 
Das Institut für Betriebswirtschaft der LFA Mecklenburg-Vorpommern hat sich mit der ökonomischen Seite einer möglichen Erhöhung der Lebenseffektivität befasst. Dabei wurden folgende Möglichkeiten untersucht, um die Milchleistung pro Lebenstag um 0,5 kg zu steigern:

  • Senkung des Erstkalbealters um zwei Monate
  • Erhöhung der Nutzungsdauer um 2,34 Monate
  • Steigerung der Milchleistung um 1 kg je Melktag
  • Kombination aus einer Senkung des EKA um einen Monat, Erhöhung der Nutzungsdauer um 0,34 Monate und Steigerung der Milchleistung um 0,3 kg je Melktag

Es stellte sich heraus, dass alle vier Varianten zum angestrebten Erfolg führen. Bei einer alleinigen Erhöhung der Nutzungsdauer um 2,34 Monate wurde aber der geringste Anstieg des Deckungsbeitrags verzeichnet. Den größten ökonomischen Gewinn verspricht die Senkung des EKA und die Steigerung der Milchleistung. In der Praxis angestrebt werden sollte die Kombination aus Senkung des EKA, Erhöhung der Nutzungsdauer und der Milchleistungssteigerung.
  • Senkung des Erstkalbealters um zwei Monate
  • Erhöhung der Nutzungsdauer um 2,34 Monate
  • Steigerung der Milchleistung um 1 kg je Melktag
  • Kombination aus einer Senkung des EKA um einen Monat, Erhöhung der Nutzungsdauer um 0,34 Monate und Steigerung der Milchleistung um 0,3 kg je Melktag