Jetzt um Futteralternativen kümmern!

Mais und Gras bieten in diesem Jahr vielerorts keine ausreichende Futtergrundlage. Viele Milchkuhhalter sehen sich nun nach Alternativen um. Wir stellen drei Möglichkeiten vor.

Viele Milchkuhhalter überlegen, wie sie die Futtergrundlage über den Winter sichern. „Der erste Schritt ist für mich, den melkenden Kühen eine möglichst ‚normale‘ Ration zu servieren“, sagt Dominik Bützler, Fütterungsberater LandVET-QPlus GbR aus Much. Vorhandene Futterreserven sollten daher in erster Linie bei den laktierenden Kühen eingesetzt werden. Ein klein wenig „strecken“ lässt sich mit Kraftfutter: Mit grundfutterähnlichen Komponenten wie Palmexpeller, Trockenschnitzel, Sojaschalen oder Weizenkleie lassen sich 1,5 kg TM Grassilage ersetzen (ca. 4 kg Frischmasse), ohne die Tiere in eine Azidose zu füttern.
Dann müssen Alternativen für Jungvieh oder Trockensteher her, wenn das Grundfutter nicht reicht oder eine schlechte Qualität aufweist:
  1. Nebenprodukte wie Zuckerrüben oder Biertreber können Energie oder Eiweiß in die Ration bringen.
  2. Trockensteher lassen sich auch mit hochwertigem Stroh und Kraftfutter füttern.
  3. Nach einer frühen Maisernte können Zwischenfrüchte noch zur Grundfutterversorgung beitragen.

Zuckerrüben beinahe ausverkauft, Trester als Alternative

Mit Pressschnitzeln und Biertreber lassen sich Rationen gut ergänzen. Vielerorts sind sie jedoch bereits ausverkauft. Die Rüben leiden ebenfalls unter der Trockenheit, die Erntemengen sind noch unsicher. Das Angebot an Biertreber sinkt zum Spätsommer hin ab, weil die Biergartensaison beendet ist und Brauereien nur noch für den Tagesbedarf brauen. Daher sind im Herbst und Winter nur noch ein Drittel der Sommermengen verfügbar. „Stamm- und Bestandskunden haben ihre Bestellungen getätigt, für Neukunden wird es schwierig“, sagt Jannick Bauch vom Agrarfachhandel Lindenberg. „Als Alternative bieten wir Trester an, Apfel-, Möhren- oder Rote-Bete-Trester zum Beispiel. Die Pressung beginnt Anfang bis Mitte September, dort sind noch Mengen verfügbar.“ Trester bieten laut Futterwerttabellen einen höheren Futterwert als Stroh, aber weniger als Pressschnitzel. Werden in der Berechnung verdauliche Pektine einbezogen, erreichen Apfeltrester mit 6,8 MJ NEL und Möhren bzw. Rote Beete mit 7 MJ NEL ein ähnliches Niveau wie Maissilage, argumentiert hingegen Jannick Bauch. Das Futter ist relativ feucht, sodass es ebenso wie Melasse strohhaltige Rationen binden und dem Selektieren vorbeugen kann. Trester silieren unter Folie.
"Pressschnitzel sollte man in kleinen Kammern, dem Vorschub angepasst, nicht höher als zwei Meter einsilieren, rät auch Futterberater Bützler. Eine gute Möglichkeit seien kleine Schläche, die direkt aus dem LKW heraus abgelegt werden (ca. 25 t). Er empfiehlt, als Siliermittel Kaliumsorbat (400 g/t Produkt einzusetzen). Tipp: Viele Landwirte silieren Pressschnitzel in Schichten oder unter der Maissilage ein. In diesem Jahr wird der Mais meist früher geerntet. Pressschnitzel könnten daher auch oben auf bestehende Mais- oder Grassilagen einsiliert werden. Wichtig bleiben dünne Schichten, gute Verdichtung und ausreichend Vorschub!
Einzelne Rübenfabriken, wie z.B. die Grafschafter Krautfabrik in Meckenheim (NRW), verkaufen Zuckerrüben gewaschen und geschnitten vor der eigentlichen Kampagne ab Ende September. Daher kann es sich lohnen, bei den Zuckerfabriken vor Ort nachzufragen, ob ein ähnliches Angebot besteht. Dann am besten in Maissilage mit einsilieren. Manche Futterunternehmen bieten zudem Fertigfutter an, das Grundfutter ergänzen bzw. ersetzen soll. ForFarmers bietet ein faserreiches Fertigfutter („Faserplus“) aus Ackerbohnenschalen, Hafer etc. „zum Grundfutterpreis“ an. Das Mehl soll bis zu vier kg Grundfutter-TM ersetzen können.

Trockensteher mit Stroh und Kraftfutter füttern

Um Gras- und Maissilage einzusparen, füttern einige Betriebe ihre Trockensteher mit Stroh und Kraftfutter. Ralf Kortwinkel, Berater bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Coesfeld, betreut drei Betriebe mit einer solchen Trockensteher-Ration: „Ursprünglich haben sich die Betriebe dazu entschieden, weil sie keine gute Trockensteher-Ration zusammenstellen konnten oder zu viel Kalium in den Grassilagen vorkam, was die Milchfiebergefahr erhöht“, berichtet er. „Bisher war diese Fütterungsmethode immer deutlich teurer als die Alternative mit Gras und Mais, doch sie funktioniert und könnte in diesem Jahr eine Alternative darstellen.“ Wichtig für eine Fütterung mit diesen Komponenten sind gutes Stroh und ausreichend Wasser.
Kortwinkel empfiehlt die Fütterung einer einphasigen Ration (keine Anfütterung vor der Kalbung). Die Kühe erhalten ca. 6 kg Kraftfutter täglich und Stroh ad libitum. Versuche auf Haus Riswick (Versuchsbedingungen siehe Tabelle) hatten gezeigt, dass die Kühe zwar weniger Rohprotein und mehr Rohfaser aufnehmen, jedoch nahezu gleich viel Trockenmasse und Energie aufnahmen wie die Kontrollgruppe. So zeigten sich auch in der darauffolgenden Laktation keine Unterschiede in Milchleistung oder Fett-Eiweiß-Quotient. Die Kühe erreichten eine Trockenmasseaufnahme von ca. 6 kg Stroh je Tier und Tag.
1 Stroh- und Kraftfutter-Trockensteherfütterung, Versuch auf Haus Riswick

Zwischenfrüchte zur Futternutzung säen

„Wenn der Mais bereits früh oder notgehäckselt wird, bleiben noch rund zwei Monate für die Zwischenfrüchte, die man jetzt oder im Frühjahr nutzen kann. Zudem nehmen solche Flächen Gülle auf“, sagt Futterberater Dominik Bützler. Er ist optimistisch, dass in vielen Regionen mit etwas Regen noch ein später Grünlandschnitt drin ist.
Bereits bestehende Zwischenfrüchte zur Gründüngung haben je nach Zusammensetzung zum Teil viel Eiweiß und hohe Energiekonzentrationen, allerdings auch einen sehr geringen Trockensubstanzgehalt. Daher sollten sie im Herbst mit rohfaserreichen Futtermitteln kombiniert werden. Der hohe Wasseranteil schränkt allerdings die Silierbarkeit ein.
Wer jetzt Zwischenfrüchte neu ansät, sollte die richtigen Sorten wählen und bei Greening-Flächen sauber dokumentieren (s.u.). Vorsicht im Herbst: Folgt auf den trockenen Sommer jetzt ein nasskalter Herbst, können die großen Stickstoffmengen, die ertragreiche Zwischenfrüchte aufnehmen, auch zu erhöhten Nitratgehalten führen. Bei Weidenutzung empfiehlt sich daher eine portionierte Zuteilung, um zu verhindern, dass die Kühe sich vergiften.
Weitere Informationen finden Sie hier:
  • Zwischenfrüchte sollten bis spätestens Mitte August im Boden sein. Frühe Sorten ermöglichen noch eine Futternutzung im Herbst. Allerdings sind dazu Niederschläge nötig: EliteOnline 7/18. Manche Unternehmen wie die Deutsche Saatveredelung AG haben spontan mit speziellen greening-fähigen Futtermischungen reagiert (z.B. „Futterturbo“).
  • In den meisten Bundesländern dürfen Landwirte Ökologische Vorrangflächen (ÖVF), die eigentlich brach liegen, nach Antrag zur Futtergewinnung oder zur Beweidung nutzen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat zudem angekündigt, die Regeln für Zwischenfruchtflächen in diesem Jahr zu lockern (EliteOnline 8/18). Der Mindestzeitraum, in dem eine Fläche mit Zwischenfrüchten bestellt sein muss, soll 2018 auf acht Wochen begrenzt sein. Allerdings beginnt dieser Zeitraum mit der Aussaat der letzten ÖVF-Zwischenfrucht. Daher: Rasch säen und Aussaat dokumentieren!
  • Getreide, im Herbst gesät, könnte nächstes Frühjahr als Ganzpflanzensilage zum Einsatz kommen.

Quellen: LandVET Q-Plus GbR Much, LWK NRW, Agrarfachhandel Lindenberg, Kühnert Futtermittel Simbach am Inn, Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer


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