Ist die restriktive Kälberfütterung überholt?

Niederländische Forscher sagen: Ja! Im Vergleich zur restriktiven Fütterung kann eine intensive Fütterung bis zum Absetzen der Kälber den Stoffwechsel so programmieren kann, dass die Tier schneller wachsen, früher besamt werden können und eine höhere Überlebensrate aufweisen.

Ergebnisse einer ersten Studie von 12 Kälbern im Alter von 49 Tagen wiesen darauf hin, dass Kälber, die täglich 1,2 kg Milchaustauscher (MAT) aufnahmen, eine Woche vor dem Absetzen signifikante Unterschiede im Stoffwechsel zu Kälbern mit einer restriktiven MAT-Fütterung (0,6 kg/d) aufweisen. Der Eingriff in die frühe Ernährung kann also zu tiefgreifenden Veränderungen des Stoffwechsels metabolischen Anpassungen führen, besonders im Bereich des Energiestoffwechsels und bei der Organentwicklung.
Langzeitstudie: die frühe Fütterung programmiert den Stoffwechsel!

In einer zweiten Studie wurden die Langzeitwirkungen der Fütterung während der Zeit vor dem Absetzen untersucht. Dazu wurden 86 Kälber in ihrer Entwicklung über mehrere Jahre beobachtet. Diese Kälber erhielten ebenfalls entweder 0,6 kg oder 1,2 kg MAT pro Tag und wurden alle am 56. Tag abgesetzt. Alle Kälber wurden zunächst in Einzelhaltung gehalten und am 70. Lebenstag in Gruppenhaltung umgestallt. Ab dem 4. Lebenstag wurde allen Kälbern Wasser, Starterfutter und Stroh ad libitum angeboten.
Kälber mit höheren Mengen an Milchaustauscher zeigten bis zum 70. Lebenstag ein schnelleres Wachstum als Kälber mit restriktiver Fütterung:
Wachstum bei unterschiedlich intensiver Fütteung

Intensiv gefütterte Kälber (blaue Linie) wachsen schneller und mehr als restriktiv gefütterte Kälber (rote Linie). Foto: Oehler (Bildquelle: Elite Magazin)

Als Folge daraus sollen sich auch die Stoffwechsel unterscheiden. Die Forscher schätzen, dass sich der Stoffwechsel zwischen den beiden Gruppen zu über 45% unterschied. Eine PCA-Analyse ergab, dass die Differenzen aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungen des mikrobiellen Klimas im Magen, der Leber und des Energiestoffwechsels auftraten.
Intensive Fütterung für ein geringes Erstkalbealter
Als Färsen wiesen die untersuchten Tiere keine Unterschiede im Wachstum auf, beide Gruppen wuchsen gleich schnell. Alle Tiere wurden ab einem Körpergewicht von 390 kg besamt. Die Untersuchung des Erstbesamungsalters ergab, dass Färsen, die als Kälber intensiv (1,2 kg MAT/d) gefüttert wurden, zum Zeitpunkt der ersten Besamung im Mittel 8 Tage jünger waren (390 vs. 398 Tage). Das Färsenkonzeptionsalter war bei diesen Tieren mit 405 Tagen im Schnitt deutlich geringer (vs. 423 Tage). Dementsprechend lag das Erstkalbealter bei diesen Tieren auch geringer als bei den Tieren, die als Kalb restriktiv gefüttert wurden (683 vs 699 Tage).
Keine höhere Milchleistung, dafür fittere Kühe
Unterschiede in der Milchleistung zeigte die Untersuchung nicht. Dafür lag die Überlebensrate der Kühe ohne restriktive Fütterung in der ersten Laktation signifikant höher. Nach 180 Melktagen waren von diesen Kühen 6 Stück ausgeschieden, bei der Gruppe mit restriktiver Kälberfütterung waren es 12. Phänotypisch unterschieden sich die Kühe aus den beiden Untersuchungsgruppen nicht. Wie sich die Kälberfütterung auf die Lebensleistung auswirkt, wollen die Forscher in Zukunft noch untersuchen.
 
Quelle: Leal et al. (noch nicht veröffentlicht)
Bearbeitet: Oehler