Hohe Zellzahlen im Sommer - das muss nicht sein!

Mit den steigenden Temperaturen schnellen oft auch die Zellzahlen in der Milch rapide in die Höhe - besonders wenn das Thermometer bei einer hohen Luftfeuchtigkeit mehr als 25°C anzeigt.

Bei hohen Temperaturen ist es schaffen es Milchkühe fast nicht mehr, überschüssige Wärme aus dem Stoffwechselprozess an die Umgebung abzugeben. Dadurch wird das Immunsystem der Tiere geschwächt. Eine ungenügende Tränkewasseraufnahme, verpilztes, verschimmeltes Futter (geringe Futteraufnahme) tragen zum Knockout des Immunsystems bei. Die Folgen sind schwerwiegend: Azidose, sinkende Milchfettgehalte, Leistungseinbrüche, Anstieg der Zellzahlen, Fruchtbarkeitsprobleme.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Die Therapie einzelner Mastitis-Kühe mindert zwar die Mastitisprobleme, sie verbessert aber keinesfalls die Bestandsgesundheit. Hier hilft nur ein ganzes Maßnahmenbündel:

6 cm Troglänge pro Kuh

  • Die Tränken müssen im Stall und auf der Weide jederzeit und sehr gut für die Kühe erreichbar sein. Pro Tier sollten etw. 4 bis 6 cm Tränkelängen veranschlagt werden (bei 100 Kühen würde das Gesamttroglängen von 5 bis 6 m ausmachen). Halten Sie die Tränkemengen unbedingt sauber. Besonders bei warmem Wetter ist mit vermehrtem Algenwuchs zu rechnen. Der Wasserverbrauch der Tiere lässt sich mit Hilfe einer (gebrauchten) Wasseruhr überprüfen
  • Verpilztes, verschimmeltes Grundfutter hat einen negativen Einfluss auf den Zellgehalt. Hohe Temperaturen fördern den Verderb von Grundfutter. Die Schmackhaftigkeit, der Energiegehalt und die Futteraufnahme sinkt. Deshalb sollten Sie unbedingt im Silo für einen hohen Vorschub sorgen. Schützen Sie die Silo-Anschnittsfläche vor Regen, Austrocknung und Vogelkot. Sortieren Sie verdorbene und verschimmelte Futterpartien aus. Legen Sie zweimal tägliche frisch angemischte Raion vor (vorher Futtertisch gründlich säubern!). Kontrollieren Sie regelmäßig die Futteraufnahme.

 

Kraftfuttersilos auf Pilzbefall kontrollieren

  • In geschlossenen Kraftsilos kommt es im Sommer immer wieder zur Bildung von Kondenswasser. Das feuchtwarme Milieu bietet Pilzen und Keimen ideale Lebensbedingungen. Deshalb sollten Sie die Kraftfuttersilos auf Pilzbefall kontrollieren und gegebenenfalls gründlich säubern. Dabei dürfen die Kraftfutterschnecken nicht vergessen werden.
  • Bei Weidehaltung sollten Sie die Kühe nur auf Weiden lassen, die Schatten bieten. Bewährt hat sich auch der „Auslauf“ bei Nacht (Stallhaltung unter Tag).
  • Findet im Stall kein ausreichend hoher Luftwechsel statt, fangen die Kühe an zu pumpen und Wasserdampf abzugeben. Öffnen Sie deshalb sämtliche Türen und Tore im Stall, entfernen Sie wenn möglich Lichtbänder oder einzelne Teile der Seitenwände. Statten Sie Warteräume mit großvolumigen Ventilatoren aus. Bewährt hat sich auch eine Wasserkühlung der Kühe im Warteraum (hilft auch gegen Fliegen). Achten Sie auf saubere und trockene Laufgänge und Liegeflächen.

 

Auf Nassreinigung der Euter verzichten

  • Nutzen Sie beim Melken zur Reinigung von leicht schmutzigen Zitzen ein Einmaleuterpapier. Stärker verschmutzte Zitzen können mit einem Baumwolltuch (schleuderfeucht) gereinigt werden. Die Tücher müssen nach jeder Melkzeit bei 80°C gewaschen werden und dürfen nicht länger als 10 Stunden feucht gelagert werden. Auf eine nasse Euterreinigung sollte möglichst verzichtet werden.
  • Auch Dippen gehört zur Melkhygiene. Durch das nach dem Melken anschließende desinfizierende Dippen können, in Abhängigkeit des Erregspektrums, 50 bis 90% der Neuinfektionen verhindert werden. Bestehende Infektionen können dadurch allerdings nicht vermindert werden.

 


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