DairyDays 2019

Gesunder Darm, gesunde Kuh

Eine angepasste Fütterung ist bei Trockenstehern und Frischmelkern besonders wichtig. Sie verhindert Darmerkrankungen und Stoffwechselerkrankungen.

Die Kuhgesundheit stand im Mittelpunkt des Tagesseminars von ForFarmers. Drei Experten teilten in Wesel den anwesenden Landwirten ihre Tipps für gesunde und leistungsstarke Kühe mit.

Der Darm ist für die Kuhgesundheit von großer Bedeutung, erklärte Prof. D. Qendrim Zebeli von der Universtät Wien. Der Darm versorgt die Kuh mit Nährstoffen und hält Giftstoffe davon ab, in die Blutbahn zu gelangen. Besonders hochleistende Kühe haben höhere Ansprüche an die Fütterung, erklärte der Professor. Bei steigenden Milchleistungen werden gute Grundfutter-Qualität, hohe Trockenaufnahmen und richtiger Kraftfutter-Einsatz immer wichtiger. Gerade in trockenen Jahren ist es jedoch mitunter schwierig, eine gute Qualität des Grundfutters zu erreichen. Auch Fehler in der Fütterung treten immer wieder auf. Weist die Ration z.B. zu viel Energie und zu wenig Struktur auf, führe das dazu, dass die Kühe zu wenig wiederkauen, erklärte Zebeli. Dadurch produziert die Kuh weniger Speichel, verdaut nicht mehr richtig und eine Pansenazidose ist vorprogrammiert. Störungen im Darm können zudem die Darmepithelien schädigen und Toxinen den Weg in die Blutbahn ebnen. Besser ist es also, es gar nicht erst zu Schäden am Darm kommen zu lassen, so Lebeli.

Das Risiko für Pansenazidosen ist bei Frischlaktierern besonders hoch

„Das Risiko von Pansenazidosen ist für Frisch- und Frühlaktierende besonders hoch“, sagte Lebeli. Denn während der Trockenstehzeit befinde sich der Stoffwechsel in der Ruhepause. „Für die plötzlich einsetzende Laktation sind Leber und Pansen oft nicht vorbereitet.“ Auch auf kleinen Betrieben, die nur wenige Trockensteher versorgen müssen, haben oft nur eine Ration zur Verfügung, in der kaum Stärke oder Getreide vorhanden ist. Unter den Frischmelkern sind besonders erstlaktierende Färsen gefährdet. „Färsen fressen zum Laktationsbeginn zum ersten Mal in ihrem Leben sechs bis sieben Kilogramm Stärke am Tag“, so der Wiener Professor. Wenn sie diese aufgrund von Überbelegung im Stall nicht bekämen, könne das Energiedefizit zu Ketose, Fettleber, Fruchtbarkeitsstörungen und eine dadurch einer längeren Zwischenkalbezeit führen. Dr. Lebeli rät deswegen, besonders auf Frischmelker und erstlaktierende Färsen zu achten. Seine Tipps:

  1. Den Kot beobachten. „Der Kot ist der Spiegel der Verdauung“, erklärte er. Deswegen Kot mit Wasser durch ein Sieb waschen. Wenn im 2mm-Sieb Futterbestandteile zurückbleiben, wurde die Ration nicht ausreichend verdaut.
  2. Ration regelmäßig kontrollieren: Ist genug Struktur und eine ausreichende Partikelgröße vorhanden? Ist genug Stärke in der Ration, die die Speichelproduktion anregt? Die Kühe dürfen nicht selektieren. Ist die Ration ausreichend gemischt?
  3. Signale der Kuh wahrnehmen: Kaut die Kuh genug? Eine Kuh sollte über 50 Kauschläge pro Minute zeigen. Liegt sie darunter, kann das auf eine geringere Bespeichelung und eine Pansenansäuerung hinweisen. Können die Kühe gleichmäßig und regelmäßig fressen? Mehrere kleine Mahlzeiten halten den Pansen stabiler als eine große Mahlzeit am Tag. Deswegen: Möglichst oft das Futter am Tag anschieben und den Pansen vor großen pH-Schwankungen schützen. Selektiert die Kuh die Ration, kann Wasser zugemischt werden, damit die Partikel besser zusammenkleben.


Sein wichtigster Tipp: Soll die Ration angepasst werden, sollten Landwirte auf jeden Fall vorher mit dem Tierarzt oder Futterberater sprechen. „Jede Änderung beeinflusst das Nährstoffprofil, da sollten Sie nicht einfach neue Dinge ausprobieren“.

Bei Hitzestress anders füttern

Viele Milcherzeuger warten immer noch darauf, dass die Milchleistung wieder das Niveau wie vor dem Hitzeeinbruch erreicht, berichtete Fütterungsberater Christoph Holloh. Er erklärte, welche Fehler in der Haltung und Fütterung unter verschärften Futtersituationen weitreichende Folgen haben können. Während die meisten Landwirte in ihre Kuhställe Ventilatoren und Beneblungssysteme eingebaut hätten, stünden die Trockensteher weiterhin ungekühlt in ihren Ställen – mit fatalen Folgen. „Bei Hitzestress kalben Kühe bis zu fünf Tage früher. Das führt dazu, dass die Geburtsgewichte der Kälber drei bis fünf Kilo geringer sind“, erklärte er. Auch die Milchleistung leide darunter, mit Auswirkungen bis in den Winter hinein. In der Fütterung rät er, bei Hitze den Kraftfutteranteil zu reduzieren. Denn bei Hitze ist ohnehin schon die Futteraufnahme verringert, dadurch produzieren sie weniger Speichel und haben folglich auch weniger Bikarbonat im Blut und kann dadurch den Pansen weniger gegen die Säure abpuffern.

Das Fütterungsmanagement ist wichtiger als die detaillierte Rationsberechnung mit Nachkommastellen. Wir zeigen die größten Fehlerquellen auf.

Transitbereich erfolgreich optimiert

Herdenmanager Alexander Stelljes vom Betrieb Benninghof Milchenergie in Niedersachsen berichtete über die Erfolge eines optimieren Transitmanagements. Der Betrieb, der mit knapp 1.200 Kühen rund 12.400 kg Milch im Jahr melkt, hat vor knapp einem Jahr an mehreren Schrauben im Transitmanagement gedreht. Zum einen hat der Herdenmanager eine spezielle Anfütterung der Vorbereiter-Gruppe eingeführt „Die schlechteste Variante wäre eine große Gruppe für die Trockensteher und eine Gruppe Laktierende gewesen“, sagte Stelljes. Seine Empfehlung: „Frischlaktierende und Vorbereiter wenn möglich immer unterbelegen!“ Wenn Gruppen doch einmal gut belegt sind, ist es umso wichtiger, das Futter noch öfter anzuschieben.
Zum anderen kontrolliert Stelljes nun regelmäßig die Fütterung. Dafür hat er ein regelmäßiges TMR-Audit gemeinsam mit einem Beratungsunternehmen eingeführt. Dabei fährt ein Berater beim Fütterer mit und diskutiert mit ihm z.B. die Befüllreihenfolge des Mischwagens oder die Futterzeiten. Als Folge haben sie auf dem Betrieb z.B. die Nachmischzeit um drei Minuten erhöht, so ist die Ration stabiler und die Kühe selektieren weniger. Zudem achtet der erfahrene Herdenmanager auf das Verhalten der Milchkühe: „Nach dem Melken gehen die Kühe ohnehin zum Futtertisch. Deswegen füttern wir nur noch zwei Stunden vor oder nach dem Melken“, erklärt Stelljes. Auch während des Füttterns beobachtet er die Herde. „Stehen die Kühe hingegen während des Fütterns auf und laufen zum Futtertisch, weil sie Hunger haben. Das ist kein gutes Zeichen.“

Milchinhaltsstoffe sind angestiegen

Das Ergebnis der Maßnahmen: Fett- und Eiweißgehalte in der Milch sind angestiegen und verschiedene Erkrankungsraten bei den Frischmelkern zurückgegangen. So sank z.B. das Auftreten von Milchfieber um 7%, Nachgeburtsverhaltungen um 6%, Metritis bei den Milchkühen um 10% und bei den Erstlaktierenden um 8%. Die verbesserte Kuhgesundheit wirkt sich übrigens auch positiv auf die Arbeitsatmosphäre unter den knapp 24 Mitarbeitern aus. „Bei uns auf dem Betrieb fällt und steigt die Stimmung mit der Gesundheit der Kühe“, erklärte der Herdenmanager. Deswegen sei das Ziel der Umstellung gewesen, gesunde Kälber von möglichst fitten Kühen zu bekommen, die problemlos Milch geben.

Nur eine exakt gemischte Ration gewährleistet konstante ­Nährstoffaufnahmen und damit hohe Leistungen. Was beeinträchtigt die Mischgenauigkeit?