Gesellschaft durchaus bereit mehr für Milch zu zahlen

Das Ergebnis einer neu veröffentlichten Studie der Uni Göttingen zeigt, dass viele Verbraucher den Landwirten einen höheren Anteil am Ladenpreis zusprechen würden als den, der ihnen heute gezahlt wird. Das gilt vor allem für die Milchpreise, die Verbraucher haben hier mit das deutlichste Störgefühl.

Viele Verbraucher sind der Meinung, dass die Leistungen der Landwirte in der Lebensmittelproduktion unfair entlohnt werden, dies zeigt eine neu veröffentlichte Studie des Lehrstuhls „Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte“ der Universität Göttingen. Die Teilnehmer der Studie sollten zunächst einschätzen, wie viel ein Landwirt bei den heutigen Preisen im Einzelhandel für Backwaren, Fleisch und Milch verdient. Zudem sollten sie angeben, welche Preise sie für angemessen halten würden. „Die Ergebnisse zeigen klar, dass viele Verbraucher in einer fairen Welt den Landwirten einen höheren Anteil zusprechen würden als den, der heute gezahlt wird“, so Gesa Busch, Hauptautorin der Studie. Das gilt vor allem für die Milchpreise. Der Lebensmitteleinzelhandel hingegen sollte nach Verbrauchermeinung bei allen Produkten Anteile abgeben.
Beeinflusst wird die Höhe des erwünschten fairen Anteils unter anderem dadurch, wie die Verbraucher das Verhältnis von Erlös zu Arbeitsaufwand der Landwirte und deren Investitionen einschätzen. Je mehr die Verbraucher hier ein Missverhältnis vermuten, desto höhere Erlösanteile würden sie den Landwirten in einer gerechten Welt zuteilen. Auch nicht-monetäre Werte, wie eine gerechte Behandlung der Landwirte durch die Gesellschaft und die Abnehmer haben aus Sicht der Verbraucher einen Einfluss auf eine faire Verteilung. Ebenso spielt eine Rolle, dass die Landwirtschaft als relativ machtlos wahrgenommen wird.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass viele Verbraucher die Position der Landwirte gestärkt sehen möchten. Co- Autor Prof. Dr. Achim Spiller weist darauf hin, dass die Befragung bereits vor der aktuellen Preiskrise für Milch und Fleisch durchgeführt wurde. „Auch wenn eine Stärkung der Landwirte aus politischer Sicht schwierig umzusetzen ist, so verdeutlicht die Studie doch ein grundsätzliches Wohlwollen der Gesellschaft für die Landwirtschaft“, sagt er. „Es gibt wahrscheinlich keine andere Warengruppe, bei der die Verbraucher ein so deutliches Störgefühl bei den heutigen Preisen haben.“ Mit höheren Erzeugeranteilen würde sowohl den Landwirten in Zeiten niedriger Weltmarktpreise geholfen, als auch den Anforderungen vieler Verbraucher besser entsprochen. So können Verbraucher in Schweden zum Beispiel im Geschäft entscheiden, ob sie einen freiwilligen Aufschlag von etwa 10 Cent für die Bauern bezahlen möchten: Zwei Drittel der Verbraucher zahlen den Aufschlag!
Quelle: Universität Göttingen