Futtermittelbranche warnt vor EU-Verzicht auf transgene Futterkomponenten

Im Frühsommer hat die EU-Kommission den Mitgliedsländern in Aussicht gestellt, die Fütterung von gentechnisch veränderten Komponenten zu unterbinden. Die Verbände der europäischen Futtermittelbranche raten tunlichst davon ab.

Eindringlich vor den Auswirkungen nationaler Verwendungsverbote gentechnisch veränderter Futtermittel gewarnt haben erneut der Europäische Verband der Mischfutterhersteller (FEFAC) sowie die EU-Dachverbände der Ölmühlen (FEDIOL) und des Getreide- und Futtermittelhandels (COCERAL). Es sei zu erwarten, dass die Futtermittelkosten in den EU-Ländern, die sich dazu entschließen würden auf Futtermittel zu verzichten, die Komponenten gentechnisch veränderter Organismen (GVO) enthalten, erheblich ansteigen würden.
In einer aktuellen Studie berechneten die Branchenvertreter als Beispiel etwa die Mehrkosten, die im Falle eines GVO-Verzichts für Deutschland, Frankreich, Polen und Ungarn entstehen würden – für diese vier Länder summierten sich die Mehraufwendungen jährlich auf 1,2 Mrd. Euro. Wenn die ganze Europäische Union GVO-frei füttern müsste, würde dies 2,8 Mrd. Euro mehr kosten. Die daraus entstehenden Nachteile im Wettbewerb für die europäische Tierproduktion, würden sowohl auf dem Binnenmarkt als auch in den Drittländern zu spüren sein und wären „unwiderruflich“, schätzten FEFAC, FEDIOL und COCERAL.
Die Verbände gaben zudem zu bedenken, dass die Nachfrage nach tierischen Erzeugnissen aus GVO-freier Fütterung am Weltmarkt eher begrenzt ist. Das würde zusätzlichen Druck auf die landwirtschaftlichen Betriebe in möglichen Ausstiegs(Opt-out)-Ländern ausüben und sich negativ auf die gesamte Wertschöpfungskette auswirken.

GVO-Ausstieg eher unwahrscheinlich

Das Länder der EU das Füttern gentechnisch veränderter Komponenten verbieten, sei inzwischen jedoch eher unwahrscheinlich. Denn der Umweltausschuss im Europaparlament habe sich mit großer Mehrheit gegen eine nationale Opt-out-Möglichkeit von GVO bei der Verwendung in Lebens- und Futtermitteln ausgesprochen und den Vorschlag der Europäsichen Kommission in Gänze abgelehnt. Es wird aller Voraussicht nach erwartet, dass das Plenum diese Haltung morgen (Mittwoch, 28.10.) bestätigen wird. Der Rat habe sich bislang noch nicht zu diesem Thema positioniert.

DVT: „Der Kommissionsvorschlag würde uns vom Weltmarkt abkoppeln“

Der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) habe die Studie der EU-Dachorganisationen begrüßt und die EU-Kommission aufgerufen, ihren Vorschlag zurückzuziehen. „Die Chancen für einen Konsens zur Umsetzung des Vorschlags, der im Frühsommer eingebracht wurde, sind sehr gering“, erklärte Dr. Hermann-Josef Baaken als Sprecher der Geschäftsführung des DVT.
Baaken kritisierte das Verhalten einzelner Länder, wie etwa Ungarn, die in den vergangenen Monaten durchaus mit einem solchen Opt-out geliebäugelt hatten. Dies widerspreche jedoch den Grundregeln eines freien Marktes, betonte Baaken. Die EU sei auf den Import von transgenen Eiweißfuttermitteln angewiesen. Nationale Verbote von gentechnisch verändertem Soja könnten die tierische Veredlung in der EU ernsthaft gefährden. „Der Kommissionsvorschlag würde uns vom Weltmarkt abkoppeln“, so der DVT-Sprecher. Die Behörde ignoriere die Regeln des internationalen Handels und die Anerkennung von Forschungsergebnissen, von denen alle Länder der EU und letztlich auch die Verbraucher profitierten. (AgE)