Futtermangel mit Ackergras vorbeugen

Die Futterplanung braucht höchste Aufmerksamkeit, wenn es im Frühsommer schon Trockenstress gibt. Im Juli ist die Zeit für die Ackergras bzw. Kleegrasansaat!

Im Juli 2019 standen die Pflanzen bundesweit fast flächendeckend unter Trockenstress. Das zeigten, neben den örtlichen visuellen Eindrücken, objektiv die Werte der absoluten Bodenfeuchte, die der Deutsche Wetterdienst täglich ermittelt (in der Bodenschicht 0 bis 25 cm inkl. oberste Streuschicht; siehe unten). Dargestellt wird die Bodenfeuchte hier in Prozent der nutzbaren Feldkapazität (% nFK), als Maß für das pflanzenverfügbare Wasser im Boden. Wasserstress beginnt für die Pflanzen ab einer nFK 30% - dies war im Gros der Flächen der Fall.

Unter dem folgenden Link finden Sie die tagesaktuellen Werte zur bundesweiten Feuchte im Oberboden beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ): Absolute Bodenfeuchte in 0 bis 25 cm Tiefe

Juli ist die Zeit, Futtermangel vorzubeugen!

Durch die "Futterbaubrille" betrachte, wird der bedenklicher Wassermangel sichtbar als Wachstumsstopp oder ersten Trockenschäden im Grünland und im Mais. So rollt der Mais auf leichten Böden die Blätter ein und im Extrem reduziert er, laut Aussagen von Pflanzenbauberatern u.a. in NRW, sogar untere Blätter und in spät gelegten Beständen (nach 1. Schnittnutzung Ackergras) sterben erste einzelne Pflanzen ab. Im Grünland sind insbesondere nach dem zweiten Schnitt bzw. dem Heuschnitt Pflanzen verbrannt bzw. vertrocknet.

Wenn in derart betroffenen Gegenden kurzzeitig kein ausreichender Regen fällt, befürchten Futterbauexperten Ertragsverluste oder Ausfälle, die noch stärker ausfallen können als im Dürrejahr 2018. Entsprechend raten Futterbauberater situationsbedingt dazu, den frühen Zeitpunkt der Wintergerste- und Winterweizenernte zu nutzen und Zwischenfrüchte zur zusätzlichen Grundfutterwerbung anzubauen. Deren Ansaat sollte zügig erfolgen - am besten noch im Juli!

Welsches Weidelgras und Kleegras als 1. Wahl

Gute Erfahrungen wurden in den vergangenen Dürrejahren mit dem Anbau von Ackergras (einjähriges und welsches Weidelgras oder Bastardweidelgras) bzw. über-/mehrjährigen Kleegrasmischungen gemacht, das noch im Herbst sowie mit hohen Masseerträgen im 1. Schnitt genutzt werden konnte.

Bei glücklichem Witterungsverlauf (genügend Regen!) können hier nach Getreide bis zum Vegetationsende des Ansaatjahres noch gut zwei Nutzungen (Schnitt/ Beweidung) erfolgen. Bei einer Wachstumsdauer von 8 bis 10 Wochen können im Herbst Erträge bis zu 30 dt/ha TM erzielt werden.

Wesentliche Vorteile bei der Wahl von Ackergras bzw. Kleegras als Zwischenfrucht gegenüber anderem sind ihr höherer Futterwert und die trotz hohem Wasser- und geringem Strukturgehalt immer noch erheblich bessere Silierbarkeit im Herbst. Diese Vorteile rechtfertigen auch die höheren Saatgutkosten.

Ein wichtiges Qualitätskriterium bei der Sortenwahl ist die Rostresistenz. Gerade im Herbst, wenn sich das Wachstum der Pflanzen allmählich verzögert, steigt die Gefahr der stärkeren Rostausbreitung. Rost ist ein Pilz, seine toxische Wirkung über die Futteraufnahme von Frischgras aber auch Silage ist nicht eindeutig geklärt. Ein starker Fall stellt in jedem Fall ein Risiko für die Tiergesundheit (auch Aborte) da! Eine Aussaat von Sorten mit unterdurchschnittlicher Rostresistenz sollte man zur Futternutzung nicht riskieren.

Damit eine Ansaat und Etablierung dieser erfolgreich gelingt, sind neben der Aussicht auf Niederschläge (hier muss man ggf. ein Risiko eingehen!) folgende Voraussetzungen wichtig:

  • feinkrümmeliges Saatbett für Gräser und Leguminosen erforderlich (Stoppel gleichmäßig einarbeiten, Bodenbearbeitung intensiv (Sommerfurche trotzt Trockenheit?!) und mit guter Rückverfestigung (nachlaufender Packer)
  • Saat direkt nach Saatbettbereitung um Bodenfeuchte zu schonen; keine zu tiefe Saat (Direktsaat bei Feinsämereien schwierig); unbedingt die Saat anwalzen (mit Prismen- oder Cambridge-Walzen); keine Abschläge bei der Aussaatstärke.

Achtung! Bei den Überlegungen zum Anbau von Zwischenfrüchten sollte sicherheitshalber der Futterbauberater des Vertrauens einbezogen werden, um zu gewährleisten, dass im Betrieb die Vorgaben zu Greening und Düngung eingehalten werden!

Weitere nützliche Informationen:

Weiterhin wird dazu geraten, sich an die Qualitätsstandard-Mischungen zu halten. Zum aktuellen Faltblatt Qualitätsstandard-Mischungen für den Ackerfutterbau 2017/18" hier klicken.

Informationen zum N-Düngebedarf für Zwischen- und Zweitfrüchteanbau zur Futternutzung nach den Regelungen der neuen Düngeverordnung hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen zusammengestellt: N Düngebedarf für Zwischenfrüchteanbau zur Futternutzung

Quellen: u.a. AELF Bayern, LWK Niedersachsen und NRW, LLH Hessen


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