Französische Milchviehhalter erhalten vier Cent mehr

Die Protestaktionen der französischen Landwirte scheinen von Erfolg gekrönt. Politiker in Paris haben den Milchviehhaltern einen Bonus in Höhe von vier Cent pro Liter zugesagt. Dies wurde in einem Abkommen zwischen Milchviehhaltern, der Molkereiindustrie und den Behörden festgehalten.

Nach einer dreistündigen Beratung am Freitag in Paris wurde eine Preisanhebung von vier Cent beschlossen. Demnach wird der Milchauszahlungspreis für einen Teil der Milchmenge auf 34 Cent pro Liter festgeschrieben.  Laut der Landwirtschaftsorganisation Fédération nationale des syndicats d'exploitants agricoles (FNSEA) ist dieser Preis für die Milchviehhalter zwar kostendeckend, aber nicht ausreichend. Dennoch hat die Organisation ihre Mitglieder aufgerufen, die Straßensperren abzubauen.
Der französische Milchindustrieverband betont indess, dass der Garantiepreis von 34 Cent nur für einen Teil der Milchmenge gelte, Exportprodukte gehören beispielsweise nicht dazu. Trotz dieser Einigung haben nicht alle Landwirte ihre Protestaktionen eingestellt. In einigen Regionen nahm Anfang dieser Woche sogar die Anzahl Straßenblockaden wieder zu. Einige Milchbauern, welche die Milchpreiserhöhung als unzureichend kritisieren, trafen sich am Hauptsitz des Molkereiunternehmes Lactalis in Laval. Bei Demonstrationen vor dem Werksgelände wurden auch Autoreifen in Brand gesteckt. Man sei von dem Molkerei-Riesen, der sich von allen Molkereiunternehmen am wenigsten an Verträge und Vereinbarungen einhalte, angewidert, sollen Vertreter des französischen Milcherzeugerverbandes FNPL gegenüber der Tageszeitung Le Figaro erklärt haben.

Präsident Hollande rät Franzosen sollen deutsche Produkte zu boykotieren

Empört ist der deutsche Milchindustrieverband (MIV) über das Verhalten der französischen Regierung bzw. das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Handel und Landwirtschaft in Paris. Diese hatte mit dem Handel vereinbart, dass Emmentaler Käse, Trinkmilch und Sahne künftig nur noch bei französischen Herstellern eingekauft werden sollen. „Wenn unter Leitung eines französischen Ministers Beschlüsse gefasst werden, die einem Handelsboykott für deutsche Waren gleichgestellt sind, stellt man das Prinzip Europa in Frage“, erklärte der MIV Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser. „Wir sehen die getroffenen Vereinbarungen als wettbewerbswidrig an und haben heute die EU-Kommission um Unterstützung gebeten.“ Bei allem Verständnis über die Verärgerung der Landwirte über zu niedrige Erzeugerpreise dürfen wettbewerbswidrige Maßnahmen nicht das Mittel der Wahl sein.
„In einem funktionierenden Binnenmarkt haben alle Beteiligten Vorteile.“ Die französische Tradition der Warenblockaden habe auch in der Vergangenheit keine Wirkung gezeigt. Deutschland sei einer der größten Abnehmer französischer Milchprodukte. Umso unverständlicher seien die Blockaden der Landwirte an den Grenzübergangsstellen.
„Die französischen und deutschen Bauern haben dieselben Probleme: die Erzeugerpreise für Milch sind stark gesunken und stehen weiter unter Druck. Bei guter Marktversorgung in der EU führten besonders das Russland-Embargo, die schwächelnde Konjunktur in bevölkerungsreichen asiatischen Märkten wie China und die Einkaufs- und Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland zu scharfen Preissenkungen.“ Das erklärte der stellvertretende DBV-Generalsekretär Udo Hemmerling jetzt bei N24. Der Deutsche Bauernverband könne deshalb die Forderungen der französischen Bauern nach höheren Erzeugerpreisen nachvollziehen und habe gleiches gefordert.

EU-Agrarminister wollen beraten

Am 7. September treffen sich auf Bitte des französischen Landwirtschaftsminister Le Foll ein die europäischen Agrarminister. Frankreich fordert von Brüssel mehr Unterstützung für die Milchviehhalter und eine Erhöhung des Interventionspreises. Die Intervention tritt erst bei einem Absinken des Milcherzeugerpreis von 22 Cent/Liter ein, Frankreich möchte, dass dieser Preis „hochgeschraubt“ wird.