Frankreich: Milchpreise steigen um 10 %

Nach einem monatelangen erbitterten Streit einigten sich in Paris die Vertreter Milchindustrie und der Milchbauernverbände auf eine Preissteigerung in Höhe von 10 %. Ab 2011 sollen die Erzeugerpreise zudem an das deutsche Auszahlungsniveau gekoppelt werden.

Im dritten und vierten Quartal 2010 soll der Auszahlungspreis der französischen Molkereien um 3,1 Cent auf 33 Cent je Liter Milch angehoben werden. Im gesamten Kalenderjahr soll dadurch ein Durchschnittspreis von 30,1 Cent je Liter erreicht werden. Das teilte Olivier Picot, der Präsident des französischen Milchindustrieverbandes Atla am späten Mittwoch Abend in Paris nach Abschluss zäher Verhandlungen der Presse mit.

Max. 0,8 Cent Differenz zu deutschen Preisen

Außerdem vereinbarten die Verhandlungsführer der Erzeuger- und der Verarbeiterseite, den Milchauszahlungspreis ab 2011 an das deutsche Auszahlungsniveau zu koppeln. So wurde vereinbart, dass ab Januar 2011 der französische Auszahlungspreis nur noch in einem festen Korridor um das deutsche Preisniveau schwanken dürfe. Der französische Milchpreis darf künftig nur noch maximal 0,8 Cent je Liter nach oben oder nach unten vom deutschen Durchschnittspreis abweichen (im 12-Monatsdurchschnitt;  auf monatlicher Basis ist eine Differenz von bis zu einem Cent je Liter ohne saisonale Zu- und Abschläge erlaubt).
Die Kopplung des Milchpreises an das deutsche Niveau wird auf Wunsch der Milchindustrie eingeführt. Sie sieht sich im Wettbewerb mit deutschen Molkereien im Nachteil. Laut Angaben der französischen Verarbeiter zahlten sie 2009 im Durchschnitt 3,5 Cent je Liter Milch mehr als die deutschen Molkereien. Daher hat wesentlich zu einem kräftigen Anstieg der grenzüberschreitenden Trinkmilch-Lieferungen geführt.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Zufrieden mit dem erreichten Verhandlungsergebnis äußerte sich auch Henri Brichart, der Präsident des Milchviehhalterverbands FNPL. Er erklärte, dass alle Forderungen seines Verbandes erfüllt worden seien. Die FNPL hatte in den vergangenen Tagen zum Boykott von Produkte aufgerufen, deren Hersteller sich weigerten, einen höheren Preis an die Erzeuger zu zahlen. Dazu wurden in manchen Supermärkten Aufkleber auf entsprechende Käsesorten geklebt.
Auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy begrüßte in einer ersten Stellungnahme die Einigung und versprach der Milchindustrie die Unterstützung der Regierung, um die Branche europaweit wettbewerbsfähig zu machen.