Fonterra fällt in Europa ein

Der weltgrößte Molkereikonzern, die neuseeländische Molkereigenossenschaft Fonterra, will eine Käserei und ein Molkewerk in den Niederlanden errichten. Gemeinsam mit einem niederländischen Partner sollen zunächst 700 Mio. Liter Milch verarbeitet werden. Damit hätten die Neuseeländer erstmals einen Fuß in der Tür zum europäischen Rohstoffmarkt.

Der neuseeländische Molkereiriese Fonterra und die niederländische A-ware Food Group wollen je ein gemeinsames Käse- und Molkewerk unter einem gemeinsamen Dach in den Niederlanden errichten. Wie die beiden Unternehmen in dieser Woche mitteilten, wollen sie dort im Jahr 2013 mit dem Bau einer Fabrik starten, um ein Jahr später die Produktion anlaufen zu lassen. Der genaue Standort stehe allerdings noch nicht fest.
Die geplante Jahreskapazität der Käserei soll sich auf 60.000 t bis 80.000 t Käse belaufen. Die anfallende Molke soll im gleichen Komplex, aber in einem separaten Werk, zu hochwertigen Ingredienzien verarbeitet werden. Für die Auslastung der gesamten Anlage werden jährlich rund 700 Mio. Liter Milch benötigt. Einen Teil des Rohstoffes (120 Mio. Liter) möchte die Erzeugergemeinschaft NoorderlandMelk dem Unternehmen andienen. Auch deutsche Milcherzeuger sollen nach niederländischen Informationen bereits bei den beiden Kooperationspartnern vorgesprochen haben. Allerdings sollen zunächst niederländische Milcherzeuger den Zuschlag erhalten, berichtet das Fachmagazin Boerderij.
Die Käserei soll von der A-ware Food Group betrieben werden. Das Unternehmen hat sich auf die Reifung, den Schnitt, die Verpackung, die Lagerung und den Transport von Käse spezialisiert. Der neuseeländische Molkereigigant Fonterra (Nr. 1 weltweit)  will die Verarbeitung der dabei anfallenden Molke und Laktose übernehmen. Die daraus hergestellten neuartigen Lebensmittelinhaltsstoffe will der international aktive Genossenschaftskonzern in Europa und Asien verkaufen.

Milcherzeuger begrüßen Investitionen

Unter den niederländischen Milchbauern werden die Investitionspläne begrüßt. Es deutet sich an, dass wir künftig noch mehr Milch werden vermarkten können, freut sich Hans Geurts, der Vorsitzende des Bundes der niederländischen Milcherzeuger (dem Pendant des deutschen BDM). Auch vom Bauernverband LTO wird das Vorhaben begrüßt. Kees Romijn, Vorsitzender des Milchausschusses ist überzeugt, dass die Investitions-Entscheidung die Position der Niederlande als Milchland weiter stärkt.

Kein Kommentar von FrieslandCampina und DOC

Nicht äußern wollte man sich hingegen bei Royal FrieslandCampina und DOC zu den Investitionsplänen. Man habe die Entscheidung zur Kenntnis genommen und warte die weitere Entwicklung ab, heißt es im Umfeld der beiden Konzerne. Auch wenn man sich bei den „Königlichen“ bemüht, nach Außen hin Gelassenheit zu demonstrieren, so dürften die Pläne von Fonterra, sich unmittelbar vor der eigenen Haustür anzusiedeln, die Alarmglocken schrillen lassen. Nach der massiven Expansion von Arla in Deutschland und Großbritannien, versucht nun auch einer der potentesten Konkurrenten auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen. In Amersfoort weiß man nur zu gut, dass Fonterra stark wachstumsorientiert ausgerichtet ist. Der Bau der Käserei dürfte denn auch nur ein erster Schritt auf dem Weg nach Europa sein.