Fleckvieh

Gendefekt beeinträchtigt Fruchtbarkeit

Beim Fleckvieh wurde auf dem zwölften Chromosom ein DNA-Abschnitt gefunden (Fleckvieh-Haplotyp-4), der für Frühaborte verantwortlich ist. Durch eine gezielte Anpaarungsplanung lässt sich die Klippe im Fruchtbarkeitsmanagement umschiffen.

Durch das große Datenmaterial von über 25.000 Fleckviehgenotypen konnte ein DNA-Abschnitt auf dem Chromosom 12 ausfindig gemacht werden, der als Fleckvieh-Haplotyp-4 (FH4) bezeichnet wird. Die Erkenntnisse zu FH4 wurden von der ZuchtData in Wien und der TU München am Lehrstuhl Tierzucht erarbeitet. Bei Risikoanpaarungen (Vater und Muttervater sind Anlageträger) ist der Anteil erfolgreicher Besamungen um sechs bis sieben Prozent geringer. Ursachen sind Frühabgänge, die bereits in der ersten Trächtigkeitswoche erfolgen, es kommt also meist zum Umrindern nach 21 Tagen. Die Allelfrequenz von FH4 in der weiblichen Fleckviehpopulation beträgt 3,5 Prozent.

Durch Anpaarungsplanung Fruchtbarkeit verbessern

Die neue Erkenntnis kann man nun auf die Fleckviehpopulation übertragen, in dem man zum Beispiel durch Anpaarungsprogramme Risikopaarungen vermeidet. Das Wissen über die vermutlich seit langem in der Fleckvieh-Population bestehende genetische Besonderheit FH4 kann also durchaus zu einer leichten Verbesserung der Non-Return-Rate beim Fleckvieh beitragen. Auswertungen von tatsächlich durchgeführten Risikoanpaarungen haben gezeigt, dass mit etwa zwölf Embryonen pro 12.000 Trächtigkeiten zur rechnen ist, die aufgrund von FH4 abgehen. Der durch FH4 verursachte rein ökonomische Schaden ist daher für den Züchter sehr gering.
Beim Vergleich der Befruchtungswerte von FH4-Trägern mit freien Tieren fällt auf, dass diese nur um 0,35 Prozent niedriger sind. Im Besamungseinsatz weisen Stiere, die FH4-Träger sind, praktisch identische Befruchtungswerte wie freie Stiere auf. Daher wird empfohlen, die Frequenz der Mutation begleitet durch Monitoringmaßnahmen mittel- bis langfristig zurückzudrängen. Es sollte  eine abgewogene uns sehr moderate Selektion gegen FH4-Anlageträger vorgenommen werden. Risikoanpaarungen sind grundsätzlich zu vermeiden, durch das Anwenden von Anpaarungsplanung sollte die Chance zur Verbesserung der Fruchtbarkeit genutzt werden.

Gentest verfügbar

Seit April werden für alle Fleckvieh-Tiere, die in die genomische Zuchtwertschätzung gehen, Haplotypentests auf FH4 durchgeführt. Auch ein direkter Gentest ist bereits verfügbar. Der Trägerstatus aller aktiven KB-Stiere wird in der Zuchtwertdatenbank im Abschnitt „Genetische Besonderheiten“ analog zum BMS veröffentlicht.
 
Quelle: Dr. Georg Röhrmoser, Martin Heudecker (ASR), Dr. Hermann Schwarzenbacher (ZuchtData)