Erfolgreiche Betriebe haben eine höhere Grundfutterleistung

In der Grundfutterproduktion stecken gerade auf dem Grünland in vielen Betrieben noch große Ertrags- und Qualitätspotenziale, die mangels konsequenten Grünlandmanagements nicht hinreichend erschlossen werden.

Der ökonomische Druck in der Milchviehwirtschaft hat vor allem in den Regionen, in denen es zu zunehmenden Konzentrationsprozessen der Milchproduktion gekommen ist, zu einem teilweise enormen betrieblichen Wachstum geführt. Wachsen oder weichen hieß die Devise gerade in der Milchviehhaltung. Dies hatte zur Folge, dass sich nicht nur die Acker- sondern auch die Grünlandflächen zunehmend verknappten und damit zu einem deutlichen Anstieg der Flächenkosten führten.
Steigende Flächenkosten führen in der ökonomischen Konsequenz dazu, die Intensität der Bewirtschaftung zu erhöhen. Mit der Steigerung der Intensität in der Milchviehhaltung ging in der Vergangenheit zwar eine deutliche Leistungssteigerung in der tierischen Produktion (v.a. Milch) einher, aber keine adäquate Steigerung der betrieblichen Futterflächen und der Produktivität auf dem Grünland. Dies hatte zur Folge, dass ein hohes Leistungspotenzial der Milchkuh nur durch einen hohen Import an „betriebsfremden“ Futtermitteln wie Kraftfutter und Eiweißfuttermittel (Soja) realisiert werden konnte. Dadurch werden in den meisten Betrieben allein über Futtermittel weit mehr Nährstoffe in den Betrieb importiert, als Nährstoffe über tierische Produkte, wie Milch und Fleisch, den Betrieb verlassen. Insbesondere der „Problemnährstoff“ Stickstoff (N) weist gerade in der Milchproduktion eine ausgesprochen niedrige Effizienz von maximal 30% auf. In Futterbaubetrieben besteht daher, bezogen auf Stickstoff, ein hoher betrieblicher Nährstoffüberhang, der statistisch schon seit über 20 Jahren auf einem Niveau von etwas über 100 kg/ha stagniert.

höhere Grundfutterleistung – mehr Milch

Gleichwohl stecken gerade in der Grundfutterproduktion auf dem Grünland in vielen Betrieben noch große Ertrags- und Qualitätspotenziale, die mangels konsequenten Grünlandmanagements nicht hinreichend erschlossen werden. Diese verschenkten Potenziale bedeuten im Grunde verschenktes Geld, da importierte Futtermittel teuer zugekauft werden müssen. Hohe Zukauffuttermittelraten belasten nicht nur den Geldbeutel unmittelbar, sondern auch die Nährstoffbilanzen, die insbesondere vor dem Hintergrund des Grundwasserschutzes kritisch beurteilt werden. Das Problem in der Praxis ist, dass diese vermeintlichen Potenziale meist nicht wahrgenommen werden, da Flächenerträge weder bekannt sind, noch gemessen werden.
In schleswig-holsteinischen Milchviehbetrieben liegen die Grundfutterleistungen der wirtschaftlich erfolgreichsten Betriebe im Durchschnitt der letzten Jahre um rund 20%, in Baden-Württemberg und Bayern sogar um 30%, über denen der wirtschaftlich unterdurchschnittlichen Betriebe. Dabei zeigen erfolgreiche Betriebe insgesamt eine höhere Milchleistung, vor allem eine höhere Grundfutterleistung. Diese Betriebe benötigen weniger Futterfläche pro Kuh. Die Gründe für eine höhere Flächenleistung liegen in erster Linie in einem guten Grünlandmanagement. Auch die Betriebszweigauswertung der Landwirtschaftskammer NRW (2013/14) zeigt am Beispiel der grünlanddominierten Mittelgebirgsregionen, dass es eine große Streuung zwischen den Betrieben hinsichtlich der Grobfutterleistungen gibt. Die „guten“ Betriebe sind dabei in der Lage, 70% des Energiebedarfs aus dem Grobfutter zu decken, was in Mittelgebirgsregionen zu überwiegendem Anteil auf Basis von Grünland zur Verfügung steht.
Dem Grünland sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden – in der Praxis, der Beratung, der Wissenschaft, der Gesellschaft und vor allem in der Ausbildung. Nur so kann der Mehrwert des Grünlandes in jeder Hinsicht genutzt werden, um qualitativ auf der Fläche zu wachsen.
 
Quelle: Hubert Kivelitza (Innovation 1/2016)