Dairy Cattle Reproduction Council 2017

Geringere Fruchtbarkeit nach Entzündungen in der Transitphase

Wenn Kühe nach einer erfolgten (ersten) Besamung nicht trächtig werden, dann liegt das oftmals entweder an dem Absterben der befruchteten Eizelle bzw. des Embryos während der ersten Trächtigkeitstage/Wochen. Hintergrund ist oftmals eine Erkrankung unmittelbar vor bzw. nach derAbkalbung.

Laut Eduardo Ribeiro von der Universität Guelph (Kanada) ist dieser Effekt vor allem dann zu beobachten, wenn die Kühe vor der Besamung (in der Transitphase) erkrankten bzw. sofern eine Entzündung vorlag. Dabei spielt der Entzündungsherd in der Kuh keine Rolle. Das geht aus einer mit 597 Milchkühen durchgeführten Studie hervor. Es scheint, dass auch Entzündungen außerhalb der Gebärmutter das erfolgreiche Einnisten der Eizelle bzw. das Abstoßen des sich gerade neu bildenden Fetus begünstigen!

So zeigen Kühe, bei denen eine Entzündung vor der Besamung diagnostiziert wurde, 30 % weniger Trächtigkeiten im Vergleich zu gesunden Tieren. Die Trächtigkeitsverluste erhöhten sich im Fall einer Entzündung sogar um 200 %! Da die (Pre)Synchronisation der Kühe keinen Einfluss auf die Trächtigkeitsergebnisse hat, scheint der Effekt allein auf einer unzureichenden Befruchtung und/oder die unvollständige Ausbildung des Fetus zurückgeführt werden zu können.

Erkrankungen in der Transitphase wirken sich negativ auf die Fruchtbarkeit aus.

Erkrankungen in der Transitphase wirken sich negativ auf die Fruchtbarkeit aus. (Bildquelle: Elite Magazin)

Der Fruchtbarkeitsexperte vermutet, dass Entzündungen im Organismus der Kuh letztlich zu einem Energiedefizit führen (u.a. durch eine geringere Futteraufnahme), so dass dem Tier wichtige Nährstoffe fehlen, die zum Ablauf und zur Sicherung einer Trächtigkeit benötigt werden.

Welche Sperma soll' s denn sein?

Mittlerweile ist die Technik der Spermatrennung (in männliches und weibliches Sperma) derart weiter entwickelt worden, dass von nahezu allen verfügbaren Vererbern gesextes Sperma angeboten werden kann. Da stellt sich die Frage, ob und in welchem Umfang derart aufbereitetes Sperma in der Praxis zu Einsatz kommen sollte. Ein Weg könnte sein, die genetisch wertvollsten Rinder und Kühe (top 25 %) einer Herde mit weiblich gesextem Sperma zu besamen, so Victor Cabrera von der Universität Wisconsin. Die Tiere mit den geringsten zu erwarteten biologischen Leistungen der Herde (- 25 %) könnten hingegen mit „Fleischbullen“ oder männlich gesextem Samen belegt werden. Für Konventionelles Sperma wird für die verbleibenden 50 % der Rinder und Kühe genutzt. Diese Vorgehensweise hat zwei Vorteile:

  1. Das (Leistungs)Potenzial der Herde wird schneller weiterentwickelt
  2. Unter dem Strich lassen sich höhere Einnahmen erzielen, u.a. durch die Aufzucht weniger Tiere und die höheren Einnahmen durch Kreuzungskälber.

Längere freiwillige Wartezeit erfordert bestes Repro-Management

Julio Giordano von der Cornell Universität hat in mehreren breit angelegten Praxisversuchen (2.500 Kühe) untersucht, wie sich eine Verlängerung der freiwilligen Wartezeit (FWZ) von 60 auf 88 Tage auf die Fruchtbarkeit hochleistender Milchkühe auswirkt. Auslöser dieser Untersuchungen ist die Annahme vieler Herdenmanager, dass leistungsstarke Kühe eine längere „Erholungsphase“ benötigen.
Wie sich herausstellte, wirkt sich eine längere FWZ nur bei den Erstlaktierenden positiv aus. Während bei einer kurzen FWZ von 60 Tagen 44 % der Jungkühe nach der ersten Besamung tragen wurden, waren es bei einer 88 tägigen FWZ 52 %!

Bei den älteren Kühen fiel die Differenz zwischen den beiden Varianten deutlich geringer aus (60 Tage: 33 % vs. 36 % bei 88 Tagen FWZ; Ergebnisse nicht signifikant). Auffällig war zudem, dass sowohl bei den Erstlaktierenden als auch bei den älteren Kühen bei einer Verlängerung der FWZ die Trächtigkeitsverluste zugenommen haben.

Das Risiko einer Zwangsmerzung stieg bei einer verlängerten FWZ an. Zwar verlängerte die FWZ von 88 Tagen die Laktation durchschnittlich um 13 Tage, was zu letztlich einer höheren Gesamt-Laktationsmilchleistung führte, allerdings sind wohl einige Kühe dieser Gruppe vermehrt durch Probleme aufgefallen, so dass diese letztlich gemerzt worden sind.

Wichtig ist laut Giordano bei einer Verlängerung der FWZ eine intensive Brunstbeobachtung und ein excellentes Fruchtbarkeitsmanagement. Denn nur so kann gewährleistet werden, dass sich die Laktation nicht zu weit nach hinten verschiebt (Kühe verfetten …).  Das Risiko lasse sich durch den Einsatz einer Aktivitätsüberwachung oder/und Synchprogrammen jedoch minimieren.

 

Doppel-Ovsynch verspricht die besten Ergebnisse

Ein etwas verfeinertes Ovsynch-Programm stellte Paul Fricke (Universität Wisconsin) vor. Bei dieser Ovsynch-Variante wird zweimal PGF gegeben (ursprünglich ist nur eine PGF-Gabe vorgesehen, sie unten). Durch die zusätzliche PGF-Gabe soll sich die Trächtigkeitsrate deutlich erhöhen.

Der Fruchtbarkeitsexperte stellte zudem die Ergebnisse einer Studie vor, bei der die  Varianten „Doppel-OvSynch“ (terminorientierte Besamung) sowie PreSynch und nachfolgend visuelle Brunstbeobachtung (Besamung nach  Brunst)  miteinander verglichen wurden. Ergebnis: Am 63. Tag nach der Belegung der Kühe waren in der Synch-Variante 45 % tragend, bei der Variante Brunstbeobachtung nur 28 % der Tiere. Die guten Ergebnisse der Doppel-OvSynch Variante lassen sich insbesondere auf zwei Faktoren zurückführen:

  1. Beim Doppel-OvSynch wird bei allen Kühen ein Zyklus in Gang gesetzt, so ist sichergestellt dass zum Besamungstermin die Kühe auch ovulieren. Auch werden alle Kühe belegt (100 %).
  2. Das ist beim Presynch nicht der Fall, hier sind rund ein Drittel der Kühe zum Zeitpunkt der Belegung nicht „zyklisch“. Zudem werden auch nur rund drei Viertel der Tiere belegt (da in Brunst gesehen).

 

 

 

OvSynch_Verfahren

Beim modifizierten Doppel-Ovsynch wird zweimal PGF gegeben. (Bildquelle: Elite Magazin)

Ausführlichere Informationen zu diesen Themen sowie zu weiteren auf dem DCRC 2017 präsentierten Themen lesen Sie in den kommenden Ausgaben von Elite.
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DCRC

(Bildquelle: Elite Magazin)

 Das Dairy Cattle Reproduction Council (DCRC) ist ein Zusammenschluss von Beraten, Tierärzten und und Wissenschaftlern die sich regelmäßig zum Thema Fruchtbarkeit und Reproduktion austauschen. Einmal im Herbst trifft sich die Gruppe der Reproexperten, um neue Erkentnisse zu diskutieren. In diesem Jahr fand man sich im November in Reno (Nevada) zusammen.
Text: Gregor Veauthier


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