IFCN Dairy Report 2011

"Einige Regionen werden unter Druck geraten"

Seit nunmehr 11 Jahren analysiert das IFCN Dairy Research Center in Kiel die Entwicklungen der weltweiten Milchproduktion bzw. erstellt weltweite Vergleiche von landwirtschaftlichen Betrieben und Produktionssystemen. Eine Zusammenfassung des aktuellen Reports.

1. Milchaufkommen steigt kontinuierlich

In den letzten fünf Jahren (2005 bis 2010) hat der IFCN Wachstumsraten von 0,8 bis 3,0 % oder 5 bis 19 Mio. t Milch (Energy Corrected Milk mit 4 % Fett and 3,3 % Eiweiß) beobachtet. Während der ersten sechs Monate in 2011 stieg das weltweite Milchaufkommen um 3 %.

2. Milchpreisindex relativ stabil 

Der IFCN Milchpreis-Index, der auf Milchpulver- (SMP) und Butter-Notierungen basiert, ist starken Schwankungen unterworfen. Bis zum November 2006 bewegte sich der Index zwischen 11 und 25 US-$/100 kg Milch. In den nachfolgenden 38 Monaten zeigte sich der Index sehr volatile,  er pendelte zwischen 19 und 58 US-$/100 kg Milch; seit November 2009 präsentiert sich der Index  mit Ø 44,7 US-$ relativ stabil (+/- 8 US-$).
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Der Milchpreisindex errechnet sich aus Milchpulver- und Butternotierungen. (Bildquelle: Elite Magazin)

3. Kosten der Milchproduktion

In 2010 wurden die  Ergebnisse von 157 landwirtschaftlichen Betrieben aus 60 Milch-Regionen in 49 Ländern analysiert. Zur Vereinfachung wurden die Betriebe auf der Grundlage der Milchleistung zwei Leistungs-Clustern zugeordnet:
  1. High-Yield-Region (Cluster 1): Westeuropa, Nordamerika und Naher Osten, die Kühe in diesen Regionen geben rund 8.000 kg ECM pro und Jahr.
  2. Low-Yield-Region (Cluster 2): Afrika, CEEC (Central & Eastern European Countries), Südamerika, Asien und Ozeanien. Hier liegt die Milchleistung der Kühe in der Regel unter 6.000 kg.

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Die Produktion von 100 kg Milch kosten in Europa rund 50 US $ (Vollkosten). (Bildquelle: Elite Magazin)

Aufgeführt werden im Folgenden die Vollkosten (Kosten aus der Gewinn- und Verlustrechnung sowie Opportunitätskosten für eigene Produktionsfaktoren (Arbeit von Familienmitgliedern, eigene Fläche, eigenes Kapital) abzüglich der Nicht-Milch-Erträge (Erträge aus Schlachtviehvermarktung, Verkaufserlöse von Kälbern und Färsen, aus Gülle und von gekoppelten Direktzahlungen).

  1. High-Yield-Region (Cluster 1): Westeuropa, Nordamerika und Naher Osten, die Kühe in diesen Regionen geben rund 8.000 kg ECM pro und Jahr.
  2. Low-Yield-Region (Cluster 2): Afrika, CEEC (Central & Eastern European Countries), Südamerika, Asien und Ozeanien. Hier liegt die Milchleistung der Kühe in der Regel unter 6.000 kg.


  • In Westeuropa, Nordamerika und im Nahen Osten lagen die Produktionskosten bei etwa 50 US-$ pro 100 kg Milch. Allerdings gibt es in Westeuropa und Nordamerika Betriebe, die in der Lage sind, 100 kg Milch für etwa 35 US-$ zu produzieren.
  • In den MOEL, Südamerika, Asien und Ozeanien kostete die Produktion von 100 kg Milch rund 30 bis 35 US-$.
  • Im Vergleich zur IFCN Kosten-Analyse 2009 sind die Aufwendungen - mit Ausnahme von Westeuropa - stark angestiegen.

  • In Westeuropa, Nordamerika und im Nahen Osten lagen die Produktionskosten bei etwa 50 US-$ pro 100 kg Milch. Allerdings gibt es in Westeuropa und Nordamerika Betriebe, die in der Lage sind, 100 kg Milch für etwa 35 US-$ zu produzieren.
  • In den MOEL, Südamerika, Asien und Ozeanien kostete die Produktion von 100 kg Milch rund 30 bis 35 US-$.
  • Im Vergleich zur IFCN Kosten-Analyse 2009 sind die Aufwendungen - mit Ausnahme von Westeuropa - stark angestiegen.

 
4. Futtermittel-Preise um 156 % gestiegen
 

Der durchschnittliche Anteil der Futterkosten (inkl. Grundfutter) an den Gesamtkosten betrug über alle Betriebe hinweg 55 % im Jahr 2010. Der prozentual höchste Anteil wurde im Nahen Osten (74 %) beobachtet, in Westeuropa lag der Anteil bei 46 %.
Für 2011 wird erwartet, dass der durchschnittliche Anteil der Futterkosten an den Gesamtkosten auf 65 % ansteigt. Dies bedeutet, dass die Futtermittelpreise und das Futter-Zukauf-Management zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor in der Milchproduktion werden.
 

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Die Aufwendungen für Futtermittel (inkl. GF) verschlingen rund 50 % der gesamten Produktionskosten. (Bildquelle: Elite Magazin)

Der durchschnittliche Anteil der Futterkosten (inkl. Grundfutter) an den Gesamtkosten betrug über alle Betriebe hinweg 55 % im Jahr 2010. Der prozentual höchste Anteil wurde im Nahen Osten (74 %) beobachtet, in Westeuropa lag der Anteil bei 46 %.
Für 2011 wird erwartet, dass der durchschnittliche Anteil der Futterkosten an den Gesamtkosten auf 65 % ansteigt. Dies bedeutet, dass die Futtermittelpreise und das Futter-Zukauf-Management zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor in der Milchproduktion werden.
 


5. Im Durchschnitt drei Kühe
 


Im Durchschnitt der ausgewerteten 90 Länder errechnet sich eine Herdengröße von nur drei Kühen pro Betrieb. Dies beruht vor allem auf der Tatsache, dass in den Entwicklungs- und Schwellenländern viele Milchviehbetriebe nur 1 bis 2 Kühe halten. Andererseits werden in elf der 90 Länder im Durchschnitt mehr als 100 Kühe gehalten.

In diesem Jahr hat die IFCN erstmals Standard-Größenklassen" definiert, um vergleichbare Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe Informationsaustausch zwischen den Ländern entwickelt haben. In diese Analyse sind die Daten aus 78 Ländern eingeflossen (95 % der Kuh-und Büffelmilch Produktion):

  • 1 bis 10 Kühe: 78 % aller Betriebe und 56 % der Kühe finden sich in dieser Kategorie. Ein großer Teil der produzierten Milch wird von der Familie verzehrt, der Rest der Milch wird direkt vor Ort oder auf dem Markt verkauft. Der Verkaufserlös dient der Familie zur Finanzierung des Lebensunterhaltes. Diese Milchviehbetriebe können als Hauswirtschaften" beschrieben werden.


  • 1 bis 10 Kühe: 78 % aller Betriebe und 56 % der Kühe finden sich in dieser Kategorie. Ein großer Teil der produzierten Milch wird von der Familie verzehrt, der Rest der Milch wird direkt vor Ort oder auf dem Markt verkauft. Der Verkaufserlös dient der Familie zur Finanzierung des Lebensunterhaltes. Diese Milchviehbetriebe können als Hauswirtschaften" beschrieben werden.


  • 11 bis 100 Kühe: 22 % aller Betriebe und 28 % der Kühe sind in dieser Kategorie enthalten. Die meisten dieser Betriebe können als Familienbetriebe" bezeichnet werden, da der Großteil der Arbeit von Familienmitgliedern erledigt wird. Das wirtschaftliche Ziel dieser Betriebe ist es, ein ausreichendes Einkommen für die Familie zu generieren.
  • Mehr als 100 Kühe: Nur 0,3 % der Milchviehbetriebe (16 % der Kühe) sind dieser Größenklasse zugeordnet. Diese Betriebe können als Business-Farmen" bezeichnet werden, da Lohnarbeitskräfte einen Großteil der Arbeit übernehmem. Das Hauptziel dieser Unternehmen ist es, einen schnellen Return on Investment zu generieren.


  • 11 bis 100 Kühe: 22 % aller Betriebe und 28 % der Kühe sind in dieser Kategorie enthalten. Die meisten dieser Betriebe können als Familienbetriebe" bezeichnet werden, da der Großteil der Arbeit von Familienmitgliedern erledigt wird. Das wirtschaftliche Ziel dieser Betriebe ist es, ein ausreichendes Einkommen für die Familie zu generieren.
  • Mehr als 100 Kühe: Nur 0,3 % der Milchviehbetriebe (16 % der Kühe) sind dieser Größenklasse zugeordnet. Diese Betriebe können als Business-Farmen" bezeichnet werden, da Lohnarbeitskräfte einen Großteil der Arbeit übernehmem. Das Hauptziel dieser Unternehmen ist es, einen schnellen Return on Investment zu generieren.


6. Die Top-21 Milchverarbeiter
 


Ein Blick auf das Ranking der Top-21 Molkereien zeigt die Konzentration der Milchverarbeitung weltweit.
 Die Top-21 Molkereien erfassen 24 % der weltweiten Milcherzeugung (39 % der weltweit gehandelten Milchmenge).
 Der weltweit größte Milchverarbeiter ist die neuseeländische Genossenschaft Fonterra, die 3 % des  Weltmilchaufkommens verarbeitet.
 Im Vergleich zum IFCN-Ranking aus dem Jahr 2009 ergab sich keine größere Veränderung in den Top-10.  Die Nordmilch und Humana Milchunion konnten ihre Position durch die Fusion zum DMK ebenso verbessern sowie die Sodial & Entremont Alliance.
 In Asien konnten die Unternehmen Mengniu, Yili und Amul ein starkes Wachstum bei der Rohstoffaufnahme verzeichnen.
 In den USA gelang es hingegen einigen Milchverarbeitern nicht, ihre Rohstoffbasis auszubauen, sie verloren dadurch einige Plätze in diesem Ranking.
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Unter den Top 10 befindet sich keine deutsche Molkerei, das neu fusinierte DMK hat es jedoch bis auf Platz 11 geschafft. (Bildquelle: Elite Magazin)

7. Ausblick: Mehrere Regionen werden unter Druck geraten 
 

Im Jahr 2011 hat die IFCN die Veränderungen der Milchproduktion innerhalb der Länder genauer analysiert. Ergebnis: In einigen Regionen hat das Milchaufkommen um bis zu 5 % zu- bzw. abgenommen. Setzt sich dieser Trend weiter fort, so ist damit zu rechnen, dass innerhalb von fünf Jahren in einigen Regionen 30 % mehr Milch produziert wird, während in anderen Regionen das Milchaufkommen um 30 % sinken wird. In einigen Regionen Europas könnte der Strukturwandel sogar noch drastischer ausfallen. 
Die Milchverarbeiter stellt diese Entwicklung vor eine enorme Herausforderung, da sie ihre Verarbeitungskapazitäten in zwei Richtungen anpassen müssen. Gleiches gilt für landwirtschaftliche Rohstofflieferanten, insbesondere Futtermittelunternehmen. 

Welche Regionen unter Druck geraten werden, lässt sich bereits heute grob voraussagen:  
Abwandern dürfte die Milch aus Regionen, in denen ...
  1. 
die Bodenpreise schnell steigen oder aus Regionen, die sehr günstige Anbaubedingungen für Marktfrüchte bieten, 

  2. Regionen mit einer starken wirtschaftlichen Prosperität, dies führt zu stark steigenden Löhnen und Aufwertung der Währung,
  3. 
Regionen mit Milchviehbetrieben, die nur über sehr wenig Futterfläche verfügen,
  4. Regionen, die geprägt sind durch einen Wechsel der Betriebsform,  entweder vom  Haushalt- zum Familienbetrieb oder vom Familienbetrieb zur Business-Farm.

  1. 
die Bodenpreise schnell steigen oder aus Regionen, die sehr günstige Anbaubedingungen für Marktfrüchte bieten, 

  2. Regionen mit einer starken wirtschaftlichen Prosperität, dies führt zu stark steigenden Löhnen und Aufwertung der Währung,
  3. 
Regionen mit Milchviehbetrieben, die nur über sehr wenig Futterfläche verfügen,
  4. Regionen, die geprägt sind durch einen Wechsel der Betriebsform,  entweder vom  Haushalt- zum Familienbetrieb oder vom Familienbetrieb zur Business-Farm.

Quelle:
IFCN Dairy Research Center
Schauenburger Straße 116
24118 Kiel, Germany
Phone: +49 (0) 431 - 5606 - 250
email: info@ifcndairy.org
website: www.ifcndairy.org