„Eine Milchkrise ist nicht absehbar!“

Der Milchindustrieverband prognostiziert sinkende Milchpreise, sieht aber keine Milchpreiskrise. Die Absatzzahlen auf dem deutschen Markt sowie im Export seien gut; der Pro-Kopf-Verbrauch ist bei wichtigen Produkten stabil. Beide stimme optimistisch. An der Börse ist aktuell eine Preisabsicherung für 30 Cent möglich.

Der Milchindustrie-Verband (MIV) rechnet für das 1. Quartal 2018 mit einem Rückgang der Milch-Erzeugerpreise in Deutschland. „Das derzeitige Preisniveau ist für die Milchproduktion sehr attraktiv und hat in vielen EU-Ländern die Erzeugung von Milch befördert“, erläuterte der Vorsitzende des MIV, Peter Stahl, auf einer Pressekonferenz in Berlin anlässlich der Internationalen Grünen Woche.

Nur kurzfristige Prognosen

Eine Prognose zur weiteren Entwicklung der Erzeugerpreise über das 1. Quartal 2018 hinaus wollte der MIV-Vorsitzende mit Blick nach Brüssel aber nicht geben. „Je nachdem wie sich die EU in Sachen Auslagerungspolitik verhält oder über Ankäufe die Möglichkeit zur Steuerung nutzt, wird sie die Volatilität des Marktes maßgeblich beeinflussen.“, so Peter Stahl.
Der MIV rechnet damit, dass bei gleichbleibender oder weiter steigender Milcherzeugung das Angebot die Nachfrage übersteigen wird, verbunden mit einem entsprechenden Preisdruck und einer verstärkten Volatilität. Ein Eingriff von Seiten der Politik wird nicht erwartet.
Für 2018 erwartet der MIV eine weitere Steigerung der EU-Produktionsmenge von rund 1,6 % auf 157,5 Mio. Tonnen Rohmilch. Die größten Zuwächse verzeichnen derzeit Polen und Irland. Auch außerhalb der EU haben Länder ihre Milchproduktion seit letztem Jahr weiter angekurbelt. Als Beispiele führte Stahl die USA (+1,8 % bis November 2017) und Neuseeland (+2,2 %) an. Letzteres habe gerade sein Saisonhoch bei der Produktion überschritten und korrigiere nun ebenfalls seine Milchpreisprognosen nach unten.
Tendenzen für eine Preisumkehr hätten sich bereits seit Herbst 2017 auf dem europäischen Milchmarkt abgezeichnet, als die Notierungen an den europäischen und internationalen Warenbörsen nachgaben. Von einer bevorstehenden Milchpreiskrise könne jedoch nicht die Rede sein. Stahl: „Die Absatzzahlen auf dem deutschen Markt sowie im Export sind gut; der Pro-Kopf-Verbrauch ist bei wichtigen Produkten wie Käse (24,5 kg) oder Milchmischgetränken (30 kg) stabil. Beides stimmt uns optimistisch.“

Käse hält noch die Preise hoch

Auf der Absatzseite zeigt sich für die deutschen Molkereien ein differenziertes Bild: Die hohen Butterpreise hatten hierzulande zwischenzeitlich zu einer deutlichen Kaufzurückhaltung, insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel geführt (-9,7 % bis November 2017). Auch bei den Ausfuhren in die EU und Drittländer sorgten die hohen Preise sowie das ungünstige Wechselkursverhältnis von Euro zu Dollar für einen sinkenden Absatz im Fettbereich (-4,6 %). Hingegen profitierte der Export von dem niedrigen Preisniveau bei anderen Produkten wie z. B. Magermilchpulver. So kletterten die Ausfuhren Deutschlands von frisch produziertem Magermilchpulver um +9,2 % und die Ausfuhren der EU auf ein neues Rekordhoch von 724.000 Tonnen (+39 % gegenüber dem Vorjahr, bis November 2017). Auch der Absatz von deutschem Käse (+2 % bis Oktober 2017) erwies sich auf einem erfreulichen Niveau stabil.
Die Preise für Magermilchpulver dürften weiter unter Druck stehen, denn die EU verfolge das Ziel, den eingelagerten Bestand an Magermilchpulver in der Intervention deutlich zu reduzieren und keine neuen Mengen aufzukaufen, so Stahl.

Börse bietet aktuell Absicherung für 30 Cent

Das IGMilchbarometer steigt Ende Januar 2018 gegenüber dem Vormonat um 2,0 Ct oder 7,4% auf 29,1 Ct/kg Milch für die nächsten zwölf Monate. Die Erhöhung der Barometerwerte für die nächsten Monate ist insbesondere durch Erhöhungen der Preise der an der Börse gehandelten Butter (+ 5,3%) und des Magermilchpulvers (+ 6,5%) bedingt.
Das IGMilchbarometer ist ein Frühindikator der möglichen künftigen Entwicklung des Milchmarkts. Die Barometerwerte sind keine zukünftigen Milchpreise, sondern berechnete Werte, welche die Erwartungen der Marktteilnehmer an der Warenterminbörse EEX beim Terminhandel mit Butter und Magermilchpulver wiedergeben. Die Werte des IGMilchbarometers basieren auf dem gleitenden Durchschnitt der ife Börsenmilchwerte, die auf der Grundlage der EEX Börsenpreise für Butter und Magermilchpulver für die jeweils nächsten 12 Monate am letzten Notierungstag eines Monats vom ife Institut in Kiel im Auftrag des Deutschen Raiffeisenverbandes und der Interessengemeinschaft Genossenschaftliche Milchwirtschaft (IG Milch) berechnet werden.
Quelle: MIV, DRV
bearbeitet von G. Veauthier