Ein besonderer ZüchterINNENabend

Mittwoch kamen rund 100 Holsteinzüchterinnen zur 3. Ladies Night des Vereins Ostfriesischer Stammviehzüchter zusammen und setzten einmal mehr ein Zeichen dafür, dass die Arbeit und Verantwortung der Frauen auf den Betrieben volle Anerkennung verdient.

Am Mittwochabend (21. August 2019) begrüßten Anne-Mette Evers und Judith Gebel, Ansprechpartnerinnen für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOST), rund 100 Mädchen und Frauen zur mittlerweile dritten Ladies Night. Ein Züchterabend nur für Frauen, der sich wieder als voller Erfolg erwiesen hat. Die große Teilnahme an der Veranstaltung zeigt unmissverständlich auf, wie viele Frauen im Geschehen auf den Milchkuhbetrieben mitwirken und in der gesamten Branche tätig sind. Wahrscheinlich hat sich ihre Zahl an sich von früher bis heute gar nicht unbedingt erhöht, dafür aber ihr Selbstbewusstsein und die öffentliche Anrechnung ihrer Tätigkeiten. Und das haben sie mehr als verdient! Denn die Leistungen und Erfolge ihrer Arbeit stehen der männlicher Kollegen in keinster Weise nach. Das zeigt auch die Tatsache, dass beim VOST heute neben Marketing und Öffentlichkeitsarbeit auch die Stellen in der Anpaarungsberatung überwiegend von Frauen besetzt sind.
Veranstaltungen wie die Ladies Night und das Transportieren der Gesichter der Milchviehhalterinnen und Mitarbeiterinnen in die Öffentlichkeit, sowie es der VOST ebenso wie auch andere Zuchtorganisationen heute vorleben, tragen dazu bei, dass die Gleichberechtigung der Frauen sich weiter entwickeln kann. Denn dass sie noch nicht in allen Bereichen vollständig eingekehrt ist, trifft auch für die Landwirtschaft zu. Aber nun genug der feministischen" Rede, schließlich war es alles in allem eine fachliche Veranstaltung.

Premiere der neuen Bullenpräsentation

So stand an erster Stelle (nach Begrüßungssekt und Schnittchen) die Präsentation der neuen Zuchtwerte der August-Schätzung 2019 für eine erlesene Auswahl an Besamungsbullen. Die anwesenden Frauen bekamen die neue Präsentation dabei vor allen anderen, also auch vor den Männern im Zuchtgebiet.
Elena Kleemann (Ansprechpartnerin für die EBB-Betreuung) stellte eine gelungene Auswahl töchtergeprüften Holsteinbullen vor. Dabei u.a. Maki, der im August seine ersten töchtergeprüften Zuchtwerte bekommen hat. Ein Rotfaktor-Vererber aus der Apple-Familie, dessen Töchter sich in den Praxisbetrieben als mittelrahmig, feingliedrig und sehr harmonisch präsentieren. Die vererbte gute Strichplatzierung ist ein Grund für seine ausgewiesene Robotereignung. Ebenso Emirat, die aktuelle Nr. 1 im Exterieur in Deutschland (RZE 141) und Made in Ostfriesland, der eine hervorragende Euteraufhängung mitbringt. Oder ein anderes Kaliber: Monarch (Laurie-Sheik-Familie), der sich als ein Vererber von viel Rahmen und Körperstärke beweisen konnte.
Die Auswahl der genomischen Besamungsbullen präsentierte Geeske Staudacher (Anpaarungsberatung). Darunter Boudy, ein Gymnast-Sohn, der derzeit vor allem mit einem top Nutzungsdauerzuchtwert von gRZN 129 und einem hervorragenden direkten Kalbeverlauf (RZKmaternal 135) punktet. Boudy wurde, nebenbei erwähnt, dieses Mal in der jährlichen Ladies Night-Aktion von den Teilnehmerinnen zum Bullen des Abends" gewählt. Was am Ende so viel bedeutet, dass für ihn in den nächsten Tagen eine 10 +2-Aktion im Spermaverkauf läuft. Höchst interessant erweist sich auch der Jungbulle Frisk Red (Pace Red-Sohn), der zur Zeit höchste gRZG-Bulle im VOST-Angebot (gRZG 151).

Die Gesundheitszuchtwerte und ihre Anwendung

Über die nun erstmals seit der April-Zuchtwertschätzung ausgewiesenen Gesundheitszuchtwerte (RZGesund, RZEuterfit, RZKlaue, RZRepro und RZMetabol) und insbesondere über die sinnvolle Anwendung dieser in der praktischen Zuchtarbeit, berichtete Veronika Lammers (Anpaarungsberaterin und Titel-Frau der EliteFrauen-Ausgabe 2019). Mehr dazu in der kommenden Woche auf Elite Online!

Frauenpower aus der betrieblichen Praxis

Gastreferentin auf der VOST-Ladies Night war an diesem Abend Bettina Hueske aus Nordrhein-Westfalen, die seit fünf Jahren den Betrieb mit 135 Holstein-Kühen gemeinsam mit ihrem Vater führt. Neben der Betriebsstruktur und dem Herdenmanagement rund um die Kühe mit einem Stalldurchschnitt von 10.800 kg Milch, berichtete sie auch über ihr zweitgrößtes Interesse nach den Kühen: der Öffentlichkeitsarbeit. Dieses lebt sie zum einen auf dem gemeinsamen Betrieb in Form von klassischen" Stallrundgängen für jegliche Interessensgruppen ("von Kindergarten bis Ausflug der Abteilung einer Arbeitsagentur aus Düsseldorf...") aus, zum anderen aber auch im Netz. Dort teilt sie die Arbeit und besondere Momente aus dem Hofalltag auf der Facebook-Seite Hof Hueske sowie über ihren Instagram-Account Bäuerin Bettina.
Bettina gab den anwesenden Ladies einige nützliche Tipps, wie es sich am erfolgreichsten über die Milchkuhhaltung aufklären lässt. Für den Stallrundgang empfiehlt sie es, die Besucher in Bezug auf die Wortwahl auf dem Kinderniveau abzuholen. Denn aus eigener Erfahrung weiß sie, dass die landwirtschaftlichen normalen" Fachbegriffe für die doch in der Regel sehr fachfremden Gäste einfach zu abstrakt sind. Legt man im Fachjargon los, wird man nach wenigen Minuten einfach nur mit großen Augen von verschüchterten Erwachsenen angestarrt!" Also, hier sind bereits Wörter wie Fressgitter oder Klauenstand gemeint, die mit Abstand betrachtet tatsächlich schon sperrig wirken können...
Um dem Ziel des Aufklärens im Netz am besten nachkommen zu können, stehen u.a. diese Regeln für sie an erster Stelle:
  • Bilder müssen nicht immer perfekt sein von der Qualität, aber vor dem Posten immer einmal auf Abstand durch die Verbraucherbrille" betrachtet werden - was könnte fachfremde Personen auf diesem Foto irritieren?
  • Datenschutz und Persönlichkeitsrechte müssen gewahrt werden - heißt, wer etwa selber über seine Stallrundgänge berichten möchte, der muss vorher abklären, ob es für die Gäste in Ordnung ist auf einem Foto sichtbar ins Netz geschickt zu werden. Bei Kindern gehe ich erst gar kein Risiko ein, hier teile ich ausschließlich Bilder, auf denen die Kinder unerkennbar, also nur von hinten zu sehen sind," berichtet die 27-Jährige.
  • Authentisch sein und bleiben! Für Bettina Hueske steht seriöses, erfolgreiches Aufklären an erster Stelle, nicht die Reichweite. Fotos und Texte wählt sie sehr bewusst aus, Produktwerbungen oder Ähnliches kommen für sie nicht in Frage.
Ladies Night

vl: Judith Gebel, Anne-Mette Evers, Veronika Lammers, Geeske Staudacher, Elena Kleemann und Bettina Hueske. (Bildquelle: Berkemeier)


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