DMK startet 2016 mit Bonussystem

Ab Januar 2016 startet das DMK ein Bonussystem. Um den Bonus von maximal 1,0 Cent/kg Milch zu erhalten, müssen in fünf Teilbereichen die Maximalanforderungen erfüllt werden.

Der vom Deutschen Milchkontor (DMK) geplante Milch-Bonus von max. 1,0 Cent/kg soll bestimmte Aspekte einer verantwortungsvollen Milcherzeugung honorieren, teilt die Genossenschaftsmolkerei in ihrem Lieferanten-Magazin (Milchwelt 11/2015) mit. Insgesamt deckt das Bonus-System fünf Produktionsfaktoren ab:
  • Kuhkomfort,
  • Tiergesundheit,
  • Futterbau,
  • Fütterung
  • Milchqualität.

  • Kuhkomfort,
  • Tiergesundheit,
  • Futterbau,
  • Fütterung
  • Milchqualität.

Jeder der einzelnen Bereiche ist in drei aufeinander aufbauende Anforderungsstufen gestaffelt, so dass das Bonus-System in jedem Bereich 5, 10 oder 20 Bonuspunkte vergibt (siehe Übersicht 1). Um den vollen Bonus-Cent ausgezahlt zu bekommen, müssen die Milcherzeuger die maximale Punktzahl von 100 Bonuspunkten erreichen. Einen Teil-Bonus gibt es bereits dann, wenn in mindestens einem der fünf Bereiche fünf Punkte realisiert werden.
Das bonusrelevante Jahr soll jeweils am 1. Oktober beginnen und am 30. September des Folgejahres enden. In dem Startjahr 2016 gilt jedoch der Zeitraum Januar bis Ende September.  Milcherzeuger, die an dem Bonus-System teilhaben möchten, müssen bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen. Dazu gehört u.a.:
  1. Milchmengenplanung: Sowohl die Monatsmengenplanung (im Dezember 2015) als auch eine Mehrjahresplanung (Milkmaster-Selbsteinschätzung) ist verpflichtend.
  2. Selbsteinschätzung: Von Januar bis zum 31. März muss ein Audit erstellt werden.
  3. Bonusindikatoren: Mindestens 5 Punkte müssen hier erreicht werden.

Alle Angaben müssen über das unternehmeseigene Portal webmelker.de eingegeben werden. Die Angaben der Betriebe zu den Bonusindikatoren werden ab 2016 in sogenannten QM-Milch-Milkmaster-Audits überprüft, es müssen dann erstmals Nachweise über die gemachten Angaben vorgelegt werden.
  1. Milchmengenplanung: Sowohl die Monatsmengenplanung (im Dezember 2015) als auch eine Mehrjahresplanung (Milkmaster-Selbsteinschätzung) ist verpflichtend.
  2. Selbsteinschätzung: Von Januar bis zum 31. März muss ein Audit erstellt werden.
  3. Bonusindikatoren: Mindestens 5 Punkte müssen hier erreicht werden.

Ausgezahlt werden soll der Bonus in zwei Schritten, eine Abschlagszahlung erfolgt im Juni, die  Endabrechnung im Dezember. In 2016 wird der Bonus ausnahmsweise für die Monate Januar bis September gezahlt.
Beispiel: Liefert ein Betrieb 1,0 Mio. kg Milch/Jahr an die DMK und erreicht im Bonussystem 50 Punkte, erhält er 0,5 Cent mehr je kg Milch, also 5.000 € pro Jahr. Würde er hingegen die volle Punktzahl von 100 Punkten erreichen, würden ihm 10.000 € gut geschrieben.

Punkte/ Bereich

5

10

20

Summe

Kuhkomfort

Laufstall

Laufstall, separater Abkalbe- und Krankenbereich

Laufstall, separater Abkalbe- und Krankenbereich, Weide für laktierende Kühe

max. 20

Tiergesundheit

Bestandsbetreuung,

Labordiagnostik

Bestandsbetreuung,

Labordiagnostik,

Zellen<250.000 SCC/ml,

Lebensleistung>25.000 kg

Bestandsbetreuung, Labordiagnostik, Zellen<250.000 SCC/ml, Lebensleistung>30.000 kg

max. 20

Futteranbau

Nennung der Futtermittellieferanten

Nennung der Futtermittellieferanten,

Mengenbilanz für Futtermittel

Nennung der Futtermittellieferanten,

Mengenbilanz für Futtermittel, Soja aus zertifiziertem Anbau oder Verzicht auf Soja

max. 20

Fütterung

Futteranalysen,

Rationsberechnung

Futteranalysen, Rationsberechnung, fachgerechte Futterlagerung

Futteranalysen, Rationsberechnung, fachgerechte Futterlagerung, ausgewogene Futterration

max. 20

Milchqualität

Anlagenwartung

Anlagenwartung, Tankwächter

Anlagenwartung, Tankwächter, Keime<15.000/ml

max. 20

max. 100 Punkte

Kommentar: Mehr Schein als Sein!

Endlich wird der Aufwand bzw. werden die Vorleistungen beim Tierwohl und im Bereich Nachhaltigkeit honoriert, die mittlerweile bereits etliche Milcherzeuger erbringen. Immer wieder wurde hier draufgepackt, ohne dass diese Anstrengungen bislang vergütet wurden. Hier handelt das DMK richtig und zukunftswiesend! So wird derjenige belohnt, der in Kuhwohl und Tiergesundheit investiert und letztlich den Wünschen der Verbraucher nachkommt. Richtig so!
Für wenig Applaus hingegen sorgt die Höhe der Bonuszahlung von gerade mal einem mickrigen Cent! Hinzu kommt, dass das System so ausgelegt ist, dass die überwiegende Mehrheit der DMK-Milcherzeuger diesen Cent gar nicht erhalten wird, denn dafür sind die zu erfüllenden Maßnahmen viel zu weltfremd" angelegt. Einsatz von zertifiziertem Soja oder besser noch ein kompletter Verzicht darauf, Weidegang, durchschnittliche Lebensleistung der Abgangskühe mehr als 30.000 kg, … das alles muss ein Milcherzeuger erfüllen, wenn er den kompletten Bonus erhalten will. Die Auflagen kosten ihn jedoch mindestens das zwei- bis dreifache des Bonus. Letztlich würde der Produzent also ein Minus machen – wer bitte soll bei dieser Vergütung an diesem Programm teilnehmen?
Es drängt sich der Eindruck auf, dass sich das DMK mit dem Programm in erster Linie bei seinen Abnehmern und in der Öffentlichkeit ein besseres Image zu verpassen versucht – bezahlen müssen dieses Makeup"  letztlich die Milcherzeuger.
Natürlich lässt sich argumentieren, dass Milch, die aus einem solchen (nachhaltigen) Bonusrogramm stammt, sich besser vermarkten lässt und so letztlich die Produzenten doch noch davon profitieren. Doch diesen Beweis muss das DMK erstmal erbringen. Und mal Hand auf Herz: was wäre, wenn alle DMK-Milchproduzenten plötzlich die vollen 100 Punkte erbringen würden? Soviel Boni könnte die Molkerei gar nicht finanzieren, es müsste wohl der Basispreis nach unten angepasst werden – unter dem Strich, auf der Milchgeldabrechnung bliebe dann alles beim Alten!
Das Bonus-Programm ist eine gute Idee, die leider nur mal wieder halbherzig umgesetzt letztlich viele DMK-Milcherzeuger frustriert zurück lassen wird. Mutiger und vor allem sinnvoller wäre es gewesen, eine separate (ökologische) Produktionsschiene zu eröffnen und die Teilnahme daran entsprechend dem Aufwand zu vergüten! In diesem Fall hätte das DMK dann auch eine für den Verbraucher attraktive (ökologische) Linie" im Kühlregal platzieren können. So manch ein Konsument ist schließlich bereit, für derartige natürlichen" Produkte den ein oder anderen Cent mehr auszugeben.