DMK: Abschied von der Vision des Global Players

Der Verlust größerer Milchmengen und die geringe Verwertung vieler Milcherzeugnisse zwingen die DMK mal wieder zu einer Neuausrichtung.

Der größte deutsche Molkereikonzern, die Deutsche Milchkontor (DMK) nimmt Abschied von der Vision des Global Players und konzentriert sich künftig zunehmend auf den alten Kontinent. Anscheinend wird sich Fokus des Milchverarbeiters mehr oder weniger auf Europa richtend.
Ingo Müller, CEO des DMK

Ingo Müller, CEO des DMK (Bildquelle: Elite Magazin)

 DMK müsse kein internationaler Mega-Konzern sein, sondern werde sich auf die Märkte mit Mehrwert fokussieren – auf den Heimatmarkt Deutschland und die Niederlande sowie im Ausland auf 30 statt bisher 100 Fokus-Märkte, erklärt CEO Ingo Müller.
Noch vor wenigen Jahren klang das ganz anders: Internationalisierung war gefragt, die asiatischen Zukunftsmärkte sollten erobert werden. Besonders die ehemalige Nordmilch, aus der die DMK nach der Fusion mit der Humana Milchunion hervorgegangen ist, hat wollte den Konkurrenten im Westen (FrieslandCampina) und im Norden (Arla Foods) gleichziehen.
Doch immer wieder wurden die Konzepte verworfen, neue entwickelt, Sparkurse angekündigt, der Konzern (Nordmilch und DMK) umgebaut, eine „Restrukturierung“ vorangetrieben. Ein ersten Versuch, die Nordmilch zu einem modernen, am Markt operierenden Unternehmen zu machen, ist endgültig im Mai 2007 gescheitert. Zuvor hat der damalige Nordmilch-Chef (und Ex-Nestlé-Manager) Stephan Tomat versucht die Nordmilch mit einem harten Sanierungsprogramm fit für die Märkte zu machen.
2012 erklärte dann der Thomat nachfolgende Nordmilch Chef Dr. Joseph Schwaiger, dass die Molkerei langfristig besser aufgestellt sei als andere Molkereien der Region, die höhere Milchpreise auszahlten. Damals bezeichnete Schwaiger deren Konzentration auf Käse noch als fragwürdig. Gegenüber spezialisierten Molkereien habe die Nordmilch den Vorteil unterschiedlicher Verwertungen, die den Spezialisten fehlten, so Schwaiger. Mittlerweile setzt auch DMK stark auf Käse, nicht nur dass die Produktionskapazitäten deutlich ausgebaut wurden, auch wurde der niederländische Käsespezialist DOC „aufgekauft“.
Künftig will DMK nun wieder einmal als ein kundenorientierter Anbieter höchstwertiger Lebensmittel auftreten und nicht mehr überwiegend wie ein Rohstoffverwerter. So ist DMK laut Müller heute bereits der führende Anbieter GVO-freier Milchprodukte in Deutschland und Europa. Gute Beispiele seien auch die Erfolge mit Skyr bei Aldi, dem Milchstreichfett Sødergården" oder dem Milram to-go Becher. Die neue 310-g-Packung Frühlingsquark findet bundesweit in allen bei Lidl-Fillialen.

450 Millionen Liter weniger

Fakt ist: Für das Jahr 2018 gibt es beim DMK einen Rohstoffverlust von fast 450 Mio. Liter Milch. Weitere größere Rohstoffmengen drohen im kommenden Winter 2018/19 wegzubrechen. Hinzu kommt noch der Strukturwandel in der Landwirtschaft, der in einigen Erfassungsgebieten ebenfalls zu einem nicht kündigungsbedingten Rohstoffschwund führen wird.
„Wenn Milchmengen durch Kündigungen wegfallen, nutzen wir das, um aus einem schlechten Portfolio auszusteigen“, gibt sich Ingo Müller aber zuversichtlich. Nichtsdestotrotz muss die DMK aufgrund des Milchverlustes einige Umbaumaßnahmen vornehmen. So werden die Produktionswerke in Rimbeck und Bad Bibra sowie die Käseaufschnitt-Konfektionierung in Nordhackstedt in Schleswig-Holstein demnächst geschlossen. Zudem stellt DMK die Lohnproduktion der ostdeutschen Weichkäse-Sorte Rügener Badejunge" in Bergen auf Rügen wegen zu hoher Kosten ein. Die verbleibenden 20 Standorte in Deutschland und den Niederlanden (rund 7.000 Mitarbeitern) sollen zunächst weiter betrieben werden.

Und jetzt?

Die größte deutsche Molkerei erwartet erneut eine angespannte Marktsituation bei den Milchbauern. Der Chef des Deutschen Milchkontors, Ingo Müller, geht davon aus, dass die Preise für Milch wieder sinken werden. „Die See wird rauer!“ Die Milchbauern müssten sich nach dem zwischenzeitlichen Anstieg der Preise wieder auf eine angespanntere Marktsituation einstellen, erklärte der DMK-Chef kürzlich dem Bremer „Weser-Kurier“. „Die Preise werden wieder nach unten gehen, das steht jetzt schon fest.“
Das 2017 ausgezahlte höhere Milchgeld sei zu zwei Dritteln auf die gute Marktlage zurückzuführen und zu einem Drittel auf einen Vier-Punkte-Plan: eine beweglichere Organisation mit sechs Business Units, eine verbesserte Rohstoff-Steuerung hin zu Produkten mit höheren Margen, gesenkte Kosten in einem wachsenden Markt sowie ein optimiertes Portfolio. „Der neue Kurs stimmt!“, ist sich Müller sicher. „Wir haben die letzten zwölf Monate alles angepackt, was wir uns vorgenommen hatten.“
Bearbeitet: Veauthier