European Calf Conference

Die richtigen Kälber aufziehen

In vielen Betrieben müssen nicht alle Kälber aufgezogen werden. Doch bei welchen Tieren lohnt sich die Aufzucht wirklich? Antworten auf diese Frage gab es auf der ersten europäischen Kälberkonferenz in Berlin.

Viele Milchviehbetriebe fragen sich, wie viele Jungtiere, je nach Remontierungsrate, sie aufziehen sollten. In der Praxis sind folgende Verfahrensweisen verbreitet:
  • Ein schlanker Jungviehbestand. Angepasst an einen niedrigen Remontierungsbedarf wird nur die Anzahl Tiere aufgezogen, die aufgrund von Abgängen in der Herde als Ersatz benötigt wird.
  • Alle weiblichen Kälber werden aufgezogen, um später die überzähligen Färsen als tragende oder abgekalbte Tiere zu selektieren.

Entscheidet man sich für die erste Strategie (schlanker Jungviehbestand), stellt sich natürlich die Frage, wie die richtigen" Kälber finden, von denen später als Kühe beste Gesundheit und höchste Leistungen erwartet werden kann.
Neben der Betrachtung des Pedigrees, bieten sich natürlich die genomischen Werte als Entscheidungshilfe an. Doch auch diese spiegeln ausschließlich das Potential der Tiere wider. Wie gut diese Kälber sich jedoch an die tatsächlich vorhandene Umgebung anpassen und ihre Leistung abrufen können, zeigen diese Daten allein nicht. Deshalb kann es Sinn machen sich zuerst die Tränkephase der Kälber anzuschauen (Gesundheit, Tageszunahmen), um erst dann abschließend zu entscheiden, bei welchen Kälbern es sich am ehesten lohnt, in die Aufzucht zu investieren.

Zielwerte für wichtige Kennzahlen festlegen

Dr. Tobias Nieschulze (Leiter Entwicklung Software, Holm und Laue) stellte deshalb weitere Informationsquellen vor, die eine Selektionsentscheidung verbessern könnten (Übersicht 1). Dazu gehören für ihn beispielsweise tägliche Zunahmen, TM-Aufnahme, Trinkgeschwindigkeit und die Aktivität, die in der Management-Software von Holm und Laue zudem als ein Performance-Index (Leistungs-Index, Prozent) zusammengezogen werden können (unterschiedliche Gewichtung der Kennzahlen möglich).
Leistungsindex

Zu Beginn müssen Zielwerte für die Kennzahlen festgelegt werden. (Bildquelle: Nieschulze)

Für diese Kennzahlen müssen zu Beginn betriebsindividuelle Zielwerte festgelegt werden. Am Ende der Tränkephase lässt sich dann überprüfen, welche Kälber die Zielwerte am besten erreicht bzw. sogar überschritten haben. Werden diese Zielwerte dann mit den genomsichen Werten kombiniert (Übersicht 2), lässt sich dann nach der Tränkephase leichter eine Entscheidung treffen, welche Kälber aufgezogen und welche verkauft werden sollen.
Selektions-Entscheidung

Der Leistungsindex der Kälber kann anschließend mit den genomischen Werten abgeglichen werden. (Bildquelle: Nieschulze)


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