Coronavirus

Corona: Die Milchverarbeitung hat oberste Priorität

Um die Milchlogistik, also Abholung und Verarbeitung, gewährleisten zu können, setzen die Molkereien verschiedene Sicherheitsvorkehrungen um. Steht der Milchkuhhalter unter Quarantäne, gilt es einige Punkte bei der Milchabholung zu beachten.

Milch muss zügig verarbeitet werden. Deshalb hat der Europäische Milchindustrieverband EDA (European Dairy Association) die EU aufgefordert, ihn in alle Pläne zur Eindämmung einzubeziehen, damit die regionale sowie grenzüberschreitende Logistikkette für Milch nicht unterbrochen wird.
UPDATE: Um diese Logistikkette aufrecht zu erhalten, müssen auch Milcherzeuger und Molkereien an einem Strang ziehen. „Wir ziehen mit den Bauern an einem Strang. Es gilt jetzt, die Kette von der Milcherzeugung über die Verarbeitung bis in die Regale des Handels ungeachtet der heftigen externen Einflüsse aufrecht zu erhalten“, so Peter Stahl (Vorsitzender Milchindustrie-Verband).
Die Molkereien versuchen deshalb auch durch noch strengere Hygienevorschriften Infektionen der Mitarbeiter und damit mögliche Betriebsschließungen zu vermeiden. Und zu diesem Zweck arbeiten sie nun in der Corona-Krise zusammen. In NRW sind die Molkereien beispielsweise über getroffene und geplante Maßnahmen in Bezug auf das Coronavirus in regelmäßigem Austausch (Landesvereinigung der Milch NRW). Zu ihnen zählen u.a.:
  • die Abschottung des Betriebsgeländes
  • Minimierung von persönlichen Kontakten
  • Verschärfung der allgemeinen Hygieneregeln
  • Erweiterung von Home-Office
  • regelmäßiges Fiebermessen

DMK hat bereits vor Wochen „Task Force Corona-Virus“ installiert

„Wir werden alles dafür tun, zusammen mit dem Handel für volle Regale zu sorgen – wesentliche Grundvoraussetzung dafür ist, natürlich, dass der dafür notwendige Güterverkehr weiter möglich sein muss – auch grenzüberschreitend“, so Oliver Bartelt (Global Head of Corporate Communications beim Deutschen Milchkontor).
Um dies sicherzustellen, hat die DMK Group deshalb bereits vor einigen Wochen eine „Task Force Corona-Virus“ einberufen. Diese Task Force bespricht mindestens einmal täglich die allgemeine Lage, sowie die Situation innerhalb des Unternehmens DMK und steht, laut Bartelt, in engem Kontakt mit Behörden und Branchenverbänden. Bisher gebe es aber keine nennenswerten Ausfallzahlen bei den Mitarbeitern, sodass die Produktion derzeit uneingeschränkt weiter laufen könne.
Konkret hat das DMK im Rahmen der Task Force z.B. für die Milchabholung folgende Punkte festgelegt:
  • Sofern Landwirte Auflagen des Gesundheitsamtes erhalten haben, sind diese strikt einzuhalten.
  • Jeder Kontakt von allen im Betrieb tätigen Personen zum Fahrer eines Milchsammelwagens (MSW) ist zu unterlassen. Sollte ausnahmsweise ein direktes Zusammenkommen mit dem MSW-Fahrer erforderlich sein, ist zu jeder Zeit ein Mindestabstand von 2 Metern einzuhalten und die Kontaktzeit so kurz wie möglich zu halten.
  • Unsere Landwirte achten im Bereich der Milchkammer und des Milchlagerbehälters auf peinliche Sauberkeit.
  • Sollte bei einer Person auf einem Betrieb die Infektion mit dem Virus nachgewiesen sein oder besteht ein konkreter Verdacht, soll diese Person den Milchlagerraum bis auf Weiteres nicht mehr betreten, um hier die Gefahr einer Kontamination zu minimieren.

UPDATE: Einige andere Unternehmen beziffern ihre Personalausfälle in den Werken durch die Auswirkungen der Pandemie derzeit (30.3) auf bis zu 30 %, weil Mitarbeiter nicht über die Grenzen pendeln können oder sich vorübergehend in Quarantäne befinden. Hier appelliert der MIV-Vorsitzende Peter Stahl an die Behörden mit Augenmaß vorzugehen, wenn Quarantänemaßnahmen für Firmen oder regionale Gebiete zur Diskussion anstehen.

Keine Engpässe bei Verpackungsmaterial

Auch Dr. Björn Börgermann (Referent Milchindustrie-Verband) bestätigt, dass die Molkereien viele Maßnahmen zur Sicherung der Milchverarbeitung wie z.B. eine Abschottung des Betriebsgeländes, die Trennung von Arbeitseinheiten, etc. umgesetzt haben. Neben gesunden Mitarbeitern ist aber auch eine Versorgung mit Verpackungsmaterial, etc. für die Milchverarbeitung wichtig. Entgegen der Meldung der italienischen Molkerei Bergmilch Südtirol, die ihre Lieferanten aufgefordert hat die Anlieferung zu drosseln, da Verpackungsmaterial knapp werden könnte, sieht Dr. Björn Börgermann dieses Problem für die deutschen Molkereien nicht. „Bisher steht, durch den freien Warenverkehr, ausreichend Material in Deutschland zur Verfügung.“

Ist die Milchabholung im Quarantänefall gewährleistet?

Steht der Betriebsleiter unter Quarantäne, ist die Milchabholung grundsätzlich gewährleistet. Betroffene Milchkuhhalter sollten aber u.a. folgende Punkte beachten:
  • Kontaktsperre zum Fahrer des Milchsammelwagens
  • Vor der Milchabholung Desinfektion der Kontaktstellen in der Milchkammer, insbesondere Türklinken, Griffe usw.
  • In jedem Fall sollte der Milcherzeuger Kontakt zu seiner Molkerei aufnehmen.

Was muss man als Direktvermarkter von Milch(Produkten) beachten?

Aber nicht nur bei der Milchabholung, auch bei der Direktvermarktung der eigenen Milch im Betrieb, gilt es jetzt einige Regeln zu beachten:
  • Erinnern Sie Ihre Kunden mit einem freundlichen Hinweis im Eingangsbereich, an den Abstand zum Mitmenschen und die Einhaltung einer guten Händehygiene.
  • Falls möglich stellen Sie Händedesinfektionsmittel zur Verfügung.
  • Verkaufstresen, Türgriffe und die Bedienelemente der Verkaufsautomaten sind engmaschiger zu reinigen.

Hier finden Sie weitere Informationen zu Auswirkungen auf den Milchmarkt und die gesamte Milchwirtschaft:
"Corona bewegt die Milchwirtschaft"
"Was, wenn die Mitarbeiter ausfallen?"
"Auswirkungen von Corona auf die Tiervermarktung"
"Trotz Corona genügend Futter?"
"Besamungen in der Coronakrise sicherstellen"
"Corona: Vermittlungsplattform für Saisonarbeitskräfte gestartet"
Quellen: LWK Niedersachsen, Milchindustrie-Verband, Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW, Deutsches Milchkontor, wochenblatt.com


Mehr zu dem Thema