Technik

Das Liegeverhalten richtig steuern

In jedem Liegeboxenlaufstall sind zahlreiche Steuerungselemente verbaut. Welche Aufgaben diese übernehmen und welche Einstellungen für optimale Liegeverhältnisse vorgenommen werden müssen, erfahren Sie hier!

Ohne Steuerungseinrichtungen in Liegeboxen wäre keinerlei Lenkung der Kühe möglich. Sie dienen dem konkreten Betreten, Abliegen und Aufstehen der Kuh in der Liegebox. Ziel ist ein zügiges Betreten der Box mit einem genau platzierten Abliegen. Da es im Laufstall nicht mehr möglich ist, individuell auf die Größe der Einzeltiere einzugehen, richtet sich die Dimensionierung nach dem Durchschnitt der größeren Tiere. Andernfalls ist die Verschmutzung der Boxen durch kleine Kühe enorm hoch bzw. sehr große Kühe finden keinen ausreichenden Platz in den Liegeboxen. Vermehrtes Stehen auf den Laufgängen oder mit den Vorderbeinen in der Liegebox ist die Folge.

Tierverhalten nicht einschränken

Letztendlich dienen alle Steuerungseinrichtungen der Sauberkeit der Kuh und damit verschmutzungsfreien Eutern. So ist die korrekte Einstellung der Steuerungseinrichtungen nicht nur im Sinne des Liegeangebots zu beachten, sondern auch in Bezug auf die Eutergesundheit. Zusätzlich dürfen die Steuerungseinrichtungen nicht verletzungsträchtig sein oder das Tierverhalten einschränken. Zudem beeinflusst eine gute Liegebox die Klauengesundheit und das Fress- bzw. Liegeverhalten.

Trennbügel richtig anbringen

Zur seitlichen Begrenzung einer Liegebox werden Abtrennungen in Form von Trennbügeln angebracht. Sie bestehen in der Regel aus Metall, Holzabtrennungen sind selten. Eine neuere Entwicklung sind Abtrennungen aus Kunststoff. In jedem Fall sind freitragende Bügel zu verwenden. Dadurch können mehrere Liegepositionen eingenommen werden und ein Festliegen wird verhindert. Die klare Abtrennung der einzelnen Boxen stellt die Ruhezone sicher. Der Bügel muss folglich so lang sein, dass ein Querstehen hinter dem Trennbügel bzw. ein Schrägliegen in der Box verhindert wird. Trotzdem ist der Trennbügel nie so lang wie die Liegefläche selbst. Bis zur Streuschwelle können 25 cm frei bleiben, die einer Verbreiterung des Laufgangs dienen. Aussparungen der sogenannten Pilzbügel bieten mehr Platz im Bereich der Hinterbeine, um auch eine Seitenlage zu ermöglichen. Zu großer Freiraum in der Box kann dazu führen, dass der Liegebereich in der Nachbarbox massiv eingeschränkt wird oder dass diese nicht belegt werden.

Nackenrohre richtig einstellen

Im vorderen Bereich steuert die Bugschwelle zusammen mit dem Nackenrohr die Ablagetiefe der Kuh. Betritt die Kuh die Box, verhindert das Nackenrohr, dass die Kuh zu weit nach vorn in die Box tritt. Das Tier soll gerade mit allen vier Beinen in der Box stehen. Je nach Größe der Tiere ist die Unterkannte des Nackenrohres in Höhe von ca. 1,25 m bis 1,35 m über der Liegefläche anzubringen. Ein Maximalmaß ist die Widerristhöhe minus 10 cm. Der waagerechte Abstand zur Hinterkannte der Streuschwelle sollte zwischen 1,60 m und 1,70 m betragen. In älteren Ställen, die nicht mehr zur Größenzunahme der Tiere in den letzten Jahren passen, dürfen die Nackenrohre auf keinen Fall nach vorne verschoben werden. Die Kühe kämen dadurch bedingt in eine Liegeposition ohne Platz für den Kopfschwung. Beim Aufstehen geraten die Kühe dann schlimmstenfalls unter das Nackenrohr mit Folgen bis zum Totalausfall. Lösung der Wahl ist ein Höhersetzten des Nackenrohrs über Distanzstücke.

Bessere Eutergesundheit bei optimaler Liegebox

Fällt man ein Lot unter dem Nackenrohr, so muss die Bugschwelle ca. 30 cm weiter vorn in der Box fixiert werden. Sie gibt vor, wie weit vorn ein Tier in der Box liegen kann. Sie sollte fest angebracht werden, ca. 10 bis 15 cm über die Einstreuhöhe hinausstehen und abgerundet sein, sodass die Kühe Positionen mit ausgestreckten Vordergliedmaßen verletzungsfrei und angenehm einnehmen können. Je passender eine Box auf die Herde zugeschnitten ist, desto geringer sind die Verschmutzungen der Box und die damit verbundenen Verunreinigungen am Euter. Der Zusammenhang zwischen hoher somatischer Zellzahl und dem Grad der Verunreinigung der Euter ist durch viele Studien nachgewiesen.
Quelle: Dr. Hans-Joachim Herrmann (Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Wetzlar)