Berlin Brandenburgische Rindertag /DVG Rindertagung

Die digitale Kuh

In Berlin haben sich Nutztierwissenschaftler getroffen, um Möglichkeiten des automatischen Monitorings der Tiergesundheit vorzustellen. Der Markt ist groß und die Eignung der Systeme stehen und fallen mit dem Knowhow derer, die sie nutzen!

Unter dem Dach des DVG-Vet-Congress (DVG: Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft) in Berlin-Neukölln tagten vom 14. bis 16. November 2019 u.a. Experten zu Reproduktion und Tierernährung. Dazu kam der Berlin-Brandenburgische Rindertag, der erstmalig auch von der DVG veranstaltet wurde. Der Kongress stand unter dem Thema der Digitalisierung von Tiergesundheitsdaten. Vor dem Hintergrund fehlender Mitarbeiter in landwirtschaftlichen Betrieben kommt dem automatischen Monitoring von Tiergesundheitsdaten zunehmend Bedeutung zu.
Hier ein Eindruck über die Sichtweisen der Tiergesundheitsexperten zum aktuellen Stand der Technik:

Daten ersetzen nicht das Denken!

So berichtetet Prof. Marc Drillich von der Uni Wien über die Studien, die mit einem datensammelnden Bolus (Smaxtec) zur Messung von Pansen-ph und Temperatur erfolgten. Die österreichischen Wissenschaftler konnte erste Ergebnisse bezüglich hoher Genauigkeit von Ohr-Bewegungssensoren (Smartbow) für die Messung von Wiederkauen und Brunsterkennung vorstellen. In Zukunft soll der Bewegungssensor auch die Milchaufnahme von Kälbern kontrollieren und melden, wenn sie Durchfall haben.
Bei den zahlreichen neuen Entwicklungen von Sensoren zur Erfassung von Tiergesundheitsdaten finden Sie im Internet einen Überblick an Sensoren an der Kuh von der unabhängigen Organisation (4D4F/Data driven dairy decisions for framers) https://4d4f.eu/content/technology-warehouse.
"Die Systeme müssen sich allerdings erst in der Praxis beweisen. In Zukunft werden nur die überleben, die robust sind, viele Funktionen und geeignete Schnittstellen haben, sagte Drillich. Außerdem ist die Qualität; Flexibilität und Geschwindigkeit des Service ein Erfolgsfaktor. Wichtig neben der automatischen Datenerhebung ist die fachgerechte Analyse. Diese sollte man nicht allein dem Algorithmus der Sensoren, sondern dem eigenen Denken überlassen.

Roboter finden zu viele Mastitiden

Prof. Volker Krömker (Uni Kopenhagen) und Dr. Friederike Reinecke (Regierungspräsidium Hessen) boten einen Überblick über das Monitoring der Eutergesundheit mit Daten aus der Inline-Milchmessung. Diese Daten werden benötigt, um den Status Quo der Herde zu bestimmen, Maßnahmen zu kontrollieren und Zellzahlprobleme früh zu erkennen. Neben der Berechnung der Eutergesundheitskennzahlen ist so auch die automatische Messung von Zellgehalten, Fett, Eiweiß, BHB und Laktosegehalten möglich.
An automatischen Melksystemen wird inzwischen eine große Vielfalt an Daten generiert. Die Herausforderung liegt hier in der richtigen Interpretation der Ergebnisse. Denn bisher melden die Roboter zu viele falsch positive Ergebnisse. Das kann dazu führen, dass es den Milcherzeugern schwerer fällt, es zu leisten angemessen zu reagieren, wenn der Roboter mal wieder" einen Mastitis-Alarm schickt. Die Einstellung und der Umgang mit den Meldelisten sollte (nicht nur) im Zweifel mit einem erfahrenen Herdenmanagement-Beratern der Herstellerfirma durchgesprochen werden.

Bisher keine automatische Lahmheitserkennung auf Herdenbasis

Professor Andrian Steiner von der Universität in Bern sprach in seinem Vortrag über die Möglichkeiten, Lahmheiten zu überwachen: Die Möglichkeiten reichen von der Thermografie der Klauen, Videoanalyse, Belastung der Klauen auf einer Waage bis zu einer Soundplatte, die den individuellen Ton einer lahmen Klaue erfassten. Das Monitoring durch Hinschauen hat einen erheblichen subjektiven Einfluss. Eine Automatisierung würde hier Abhilfe schaffen, erklärte A. Steiner.
Das Ziel ist es vor allem die bereits nur leicht lahme Kühe zu finden, um hier frühzeitig zu helfen, damit der Kuh unnötig Leiden und Schmerzen erspart bleibt. Leider ist bisher jedoch noch kein System so weit, dass es Lahmheiten auf Herdenbasis erfassen kann. Die Menschen in Bezug auf eine sehr frühzeitige Lahmheitserkennung für die richtigen Zeichen seitens der Kuh zu sensibilisieren ist so unverzichtbar.


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