Grünland

Dichte Grasnarben im Frühjahr nur sanft schleppen

Tipps zur Frühjahrspflege im Grünland mit Schleppe oder Striegel. Grünlandberater Martin Hoppe sagt: In der Grünlandpflege gilt, weniger ist teilweise mehr!

Hier finden Sie Tipps zur effektiven Frühjahrspflege mit Schleppe oder Striegel vom Grünlandberater Martin Hoppe (Landwirtschaftkammer NRW).

Achtung, Bodenfrost! Der im zeitigen Frühjahr teils erfolgende Bodenfrost schränkt die, hinsichtlich der Befahrbarkeit, idealen Bedingungen zur Frühjahrspflege manchmal ein! Es wird geraten: Kein Schleppen/Striegeln bei Frost (Reif) im Bestand (morgens). Denn das würde die im Frühjahr empfindlichen Gräser merklich schädigen. In der Nachmittagssonne geschleppt, mit nachfolgendem leichten Nachtfrost hingegen ist ein möglicher Kompromiss, erklärt Martin Hoppe.

Achtung, weit entwickelte Bestände: Durch den immer frühen einsetzenden Vegetationsbeginn sind besonders in den Niederungen Aufwüchse schnell sehr üppig (15 cm Halmhöhe). Diese sollten nicht mehr geschleppt werden! Denn die langen Halme können sich nicht mehr richtig aufrichten. Zudem trocknen hohe Bestände nicht mehr gut ab. Wird dennoch geschleppt/gestriegelt, klebt verschleppte Erde hartnäckig an den Blättern, die auch durch Regen kaum abgeht. Das Risiko für hohe Erdanteile (Asche) im Futter steigt.

„Im Frühling reicht das sanfte Quetschen mit der Schleppe“

Über die Höhe der Intensität der Grünlandpflege zu welchem Zeitpunkt und mit welchem Gerät, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Sollte man mit der schweren Striegel-Nachsaat-Walzen-Kombination zu Vegetationsbeginn und dann nach jedem Schnitt losfahren? Oder reicht es doch aus, im Frühling mit der einfachen Wiesenschleppe sachte die Bahnen über die Grasnarbe zu ziehen?

Hier vertritt Martin Hoppe bei konsequent gepflegten Beständen, die im März keine nennenswerten Lücken aufweisen, folgende Meinung: „In der Grünlandpflege gilt, weniger ist teilweise mehr!“

Zunächst eine Einordnung: Die Anforderungen der Grasnarbe an die Art und Weise der mechanischen Pflege unterscheidet sich im Verlauf der Vegetationszeit. Die Häufigkeit beschränkt sich laut dem Berater – „bei fortwährend gepflegten Beständen“ – auf zwei Maßnahmen:

  • eine vorsichtige Start-Pflege im zeitigen Frühjahr (je nach Befahrbarkeit und phänologischer Entwicklung Ende Februar/Anfang März/Mitte März)
  • und eine reinigende Intensiv-Pflege im Spätsommer/Herbst (Ende August/September).
  • Nicht übertreiben: Von einer Pflege mit dem Striegel nach jedem Schnitt rät Hoppe unbedingt ab: Junge Triebe sowie neu aufgelaufene Graspflanzen, aus einer ggf. nach dem vorherigen Schnitt erfolgten Nachsaat, werden dadurch geschädigt oder ganz zerstört. Der erhöhte Arbeits- und Materialaufwand würde zu keinem Nutzen führen, sondern eher zu Schaden in Form eines geschwächten Folgeaufwuchses und verschenktem, teuren Saatgut!

Zweck der Frühjahrspflege ist es im gut geführten, dichten Grünland, neben dem zerstäubenden Einebnen von Maulwurf- und Wühlmaushaufen, nur einen leichten Reiz auf das sprießende Gras auszuüben. Denn zu diesem Zeitpunkt sind die Grashalme empfindlich, besonders die aus einer im erfolgten Herbst erfolgten Nachsaat aufgelaufenen jungen Pflanzen.

Hinweis: Was bei schweren Schäden in der Grasnarbe zu tun ist, lesen Sie unten!

5 Tipps zur Frühjahrs-Pflege:

  1. Im Frühling reicht ein sanftes Quetschen der Pflanzenteile, um die gewünschten Effekte der Nebentriebbildung und Bestockung auszulösen. „Das leistet völlig zufriedenstellend auch die klassische Wiesenschleppe mit Sterngitternetz. Ein Striegel mit massiven Zinken und aggressiv ausgerichtetem Striegelfeld ist zur Frühjahrspflege fehl am Platz“, so die Erfahrung von Martin Hoppe. Eine vollständige Übersaat in Kombination mit der Wiesenschleppe (z.B. mit Schneckenkornstreuer) zur Frühjahrspflege ist uneffektiv (teuer, wenig Erfolgschancen). Die Sternglieder haben – für das sanfte Quetschen eingestellt (!) – zu wenig kratzende Wirkung auf den Boden, um für eine Nachsaat geeignete Lücken zu schaffen. Und ohne Lücken macht eine Nachsaat wenig Sinn. Und Lücken möchte man im Frühling eigentlich überhaupt gar nicht erzeugen (siehe 4. und 5.)! Der alte Trend Schneckenkornstreuer ist allgemein an einem nachgewiesenen willkürlichen Streubild (= verschenktes Saatgut) gescheitert. Zum Überstreuen von wenigen, punktuellen Lücken in ansonsten gut daliegenden Grasnarben kann er noch eine Option sein, für eine flächendeckende Übersaat jedoch keinesfalls.
  2. Wenn mit dem Striegel, dann sanft: Wer keine Wiesenschleppe hat, sondern ausschließlich mit dem Striegel arbeitet, der sollte die Zinken zur Frühjahrspflege möglichst schleppend, also sanft wirkend, einstellen. Martin Hoppe rät im Grünland allgemein von zu starken Zinken ab. Er empfiehlt eine Stärke der Zinken von 8 mm. Diese seien „multifunktionell“, sowohl für ein sorgsames Arbeiten im Frühjahr und das intensive Arbeiten im Spätsommer geeignet. Das am Striegel vorhandene Frontstreifblech/Crossboard/Ripperboard zum Einebnen von Erdhaufen sollte im Grünland unbedingt gut gefedert und nicht zu tief eingestellt sein. „Es soll zerstäubend einebnen und nicht schälend planieren“, so Hoppe. Dreiecksschienen sind ideal.
  3. Sparen Sie sich die Walze: Die Zeit der schweren Wiesenwalze ist bis auf wenige Ausnahmen Geschichte. Einzig angebracht kann ihr Einsatz noch zur Rückverfestigung auf hochgefrorenen organischen, anmoorigen Böden oder zum Glätten massiver Trittschäden sein. „Auf mineralischen Böden richtet ihr Einsatz mehr Schaden als Nutzen an. Es gibt Versuche, die zeigen, dass sich Böden nach dem Anwalzen mit der schweren Glattwalze durch die Verdichtung langsamer erwärmen, sodass es durchaus zu Wachstumsverzögerungen von über einer Woche kommt“, erklärt Hoppe. Aber auch der Einsatz von in Striegel-Kombinationen verbauten Prismen- oder Cambridge-Walzen ist im Frühjahr in der Regel nicht nötig. „Sie allein haben hier keinen herausragenden Pflegeeffekt. Notwendig sind sie im Frühjahr nur zum Anwalzen hochgefrorener und zu stark aufgelockerter Böden (organisch) oder zum Eindrücken von Steinen in Neuansaaten bzw. von Saatgut, wenn eine Übersaat in geschädigten Beständen erfolgen sollte.“ (siehe 4.)
  4. Übersaat im Frühling nur bei „natürlichen“ Lücken: Eine Nach- bzw. Übersaat ist zur Frühjahrspflege nur effektiv, wenn auch tatsächlich offene (nicht ausgekämmte !) Lücken im Bestand sind. Hier genügt eine Übersaat nur bei max. 10% leichten, natürlichen Fehlstellen; dann mit einer Aufwandmenge von 5 kg/ha. In eine vorhandene dichte Grasnarbe hineingesät, wäre die Konkurrenz der vorhandenen Gräser für die Keimlinge im Frühjahr zu groß. Da Martin Hoppe vom Auskämmen der Grasnarbe im Frühjahr abrät (siehe 5.), ist ein Nachsäen dann nur im Fall von Auswinterungslücken, Narbenschäden aus dem Vorjahr oder durch Schwarzwild wirklich sinnvoll. Zu einer umbruchlosen Grünlanderneuerung oder Glättung grober Bodenunebenheiten, quasi einer leichten Neuansaat, haben massiv ausgeführte Striegel-Kombinationen (z. B. Güttler) einen deutlichen Vorteil. Diese Geräte sind gesamt betrachtet eher für den Ackerfutterbau als für die reine Grünlandpflege ausgelegt. Als Aufwandmenge an Grassaat gilt hier bei einem weidelgrasreichen unbeschadeten Restbestand/Altnarbe 20 bis 25 kg/ha einer Neuansaatmischung für Dauergrünland. Ammengras: Betriebe mit akutem Futtermangel können den 20 bis 25 kg/ha der Dauergrünlandmischung zusätzlich 10 kg/ha Einjähriges Weidelgras (frühe, erstschnittbetonte Sorten) beimischen. Durch die rasche Entwicklung des Einjährigen Weidelgras kann in diesem Fall der Masseertrag des ersten Schnittes positiv beeinflusst werden! Nachteilig ist, dass der optimale Schnitttermin nicht mit dem des Dauergrünlandes optimal synchronisiert werden kann.
  5. Kein Auskämmen der Gemeinen Rispe im Frühjahr! Beim Grünlandstriegel wird immer über die mögliche Aggressivität gesprochen. Diese zielt auf das mechanische Bekämpfen von unerwünschten Gräsern und Pflanzen in den Grasnarben ab. Im Wesentlichen ist das die Gemeine Rispe und das Flechtstraußgras. „Ein Bestreben, diese in der Frühjahrspflege rausarbeiten zu wollen, sehe ich überhaupt nicht als sinnvoll an“, sagt allerdings Martin Hoppe dazu. Denn: „Im ersten Aufwuchs liefert die Gemeine Rispe zum passenden Schnittzeitpunkt neben nicht zu unterschätzender Masse auch gute Nährstoffgehalte. Würde man sie zur Frühjahrspflege auskämmen, würde ihr Ertrag im 1. Schnitt fehlen“. Der mögliche Gedanke, dann entstehende Lücken eben nach zu säen, macht keinen Sinn. Denn die daraus auflaufenden jungen Gräser können zum ersten Schnitt noch keine Masse liefern. Die Zeit der Rispen-Bekämpfung ist der Spätsommer!

 

Was tun, wenn die Schäden in der Grasnarbe 50% erreichen?

Bei Beständen mit hohen Lückenanteilen bis 50% und minderwertigem Grundgerüst der Altnarbe (viel Quecke, wolliges Honiggras, Trespenarten, Gemeine Rispe u.a.) ist es fraglich, ob der Bestand überhaupt im Frühjahr mit Nachsaaten repariert werden sollte.

Sind von den verbleibenden Altnarbenresten unter 50% wertvolle Pflanzenarten vorhanden, ist eine entsprechende Grünlanderneuerung angezeigt. Diese sollte jedoch nach Möglichkeit wegen der hohen Verunkrautungsgefahr und hohem Ertragsverlust nicht jetzt im Frühjahr erfolgen, sondern am Besten im Spätsommer/Herbst.

Bis dahin sollte lediglich als Überbrückung Einjähriges Weidelgras mit einer Aufwandmenge von ca. 25 kg/ha in die schwer geschädigte Altnarbe gesät werden. Dies liefert bei deutlich geringeren Saatgutkosten bis zum Herbst ausreichende Erträge (wenn auch von geringer Inhaltsstoffqualität als aus Dauergrünland).

Im Herbst sollte die Erneuerung hinzu Dauergrünland allerdings in jedem Fall erfolgen! Man sollte sie nicht aufgrund augenscheinlich "dichter" Grasnarben vergessen. Denn das beschriebene Vorgehen ist nur eine kurzfristige Kompromisslösung; weil das einjährige Weidelgras eben mit hoher Wahrscheinlichkeit auswintert und im Frühjahr 2021 zeigen sich geschädigte Bestände dann voraussichtlich wieder genauso wie jetzt (oder noch schlechter).

Ausführliche Informationen zur intensiven Grünlandpflege im Spätsommer/Herbst sowie Erläuterungen mit Fotos zu Vor- und Nachteilen verschiedener Grünlandpflege-Geräte, finden Sie unter "Grünlandpflege: Wann weniger mehr ist"

Quelle: Martin Hoppe, Grünlandberater, LWK NRW


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