Das wird teuer!

Eine Steuer von zwei Cent auf jeden Liter Milch, wie sie unlängst von der Borchert-Kommission vorgeschlagen wurde, um den Umbau des Produktionsverfahrens Milch zu finanzieren, das ist doch mal ein Wort! Milcherzeuger müssten so nicht mehr wie bisher allein in Vorleistung gehen (wie z.B. bei der GVO-freien Fütterung, bei Weide- oder Tierschutzmilch) und dann darauf vertrauen, dass die Verbraucher an der Ladenkasse ihnen die zusätzlichen Aufwendungen honorieren. Das funktioniert nämlich nicht, denn die meisten Konsumenten zahlen schlichtweg nicht für höhere Standards!
Mithilfe des „Milch-Soli“ könnten Milcherzeuger in die finanzielle Lage versetzt werden, ihre Produktionssysteme an die gesellschaftlichen Erwartungen hinsichtlich Tier-, Umwelt- und Klimaschutz anzupassen. Wie eine gesellschaftlich akzeptierte Milchkuhhaltung aussehen könnte, ist derzeit noch völlig unklar. Sicher ist nur, dass seitens der Verbraucher dem Thema Tierwohl eine besonders hohe Bedeutung beigemessen wird. Deshalb ist die Milchbranche gut beraten, nicht länger an der ganzjährigen Anbindehaltung festzuhalten oder sich gegen Laufhöfe oder die Ausdehnung der Weidehaltung zu wehren. Zudem wird es höchste Zeit, Strategien zur Nutzung der männlichen Kälber zu entwickeln.
All diese „Erwartungen und Wünsche“ lassen sich umsetzen, aber nicht von heute auf morgen und schon gar nicht zum Nulltarif! Es braucht neben Zeit und Planungssicherheit auch eine langfristige Finanzierungszusage, z.B. in Form des Milch-Soli!
Um die Dauer-Kontroverse zwischen den Kritikern der modernen Milchproduktion und den Milcherzeugern zu überwinden, braucht es einen „Gesellschaftsvertrag Milchproduktion“. In diesem muss konkret festgeschrieben werden, wie in Deutschland zukünftig Milch produziert werden soll. Die Milchbranche sollte jetzt aktiv in die Diskussion einsteigen und nicht darauf warten, dass irgendwelche Kommissionen oder NGOs Vorgaben erarbeiten und letztlich neue Produktionsstandards dikitieren.
So sicher wie das Amen in der Kirche ist aber auch, dass es keine Rückkehr zu einer „kleinbäuerlichen“ Nutztierhaltung geben wird, denn die zu tätigenden Investitionen werden zu Mehrkosten in der Produktion führen. Diese lassen sich auch künftig – trotz Milch-Soli – am ehesten noch durch die Milchmenge kompensieren. Eine Anpassung der Produktionssysteme wird zu einer weiteren Professionalisierung führen. Wer mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit will, der sollte sich von so mancher idyllischen Vorstellung verabschieden. Mehr Tierwohl und Umweltschutz gibt es letztlich eben nur, wenn unter dem Strich die Zahlen gut sind.