Verseuchtes Milchpulver bei Fonterra

Skandal beim weltgrößten Molkerei-Konzern Fonterra: In einem Molkekonzentrat des neuseeländischen Molkereiriesen soll giftiges Botulinumtoxin gefunden worden sein, das vom Bakterium Clostridium Botulinum gebildet wird. Das Molkekonzentrat ist ein Bestandteil von Säuglingsmilchnahrung und Sportgetränken. Mehrere Länder, darunter China und Russland haben den Import von Milchpulver aus Neuseeland und Australien unterbunden. UPDATE 29.08.13

China und Russland haben den Import von Milchpulver aus Neuseeland und Australien ausgesetzt. Auch in Malaysia und Vietnam wurden Produkte des neuseeländischen Herstellers aus den Regalen genommen. Das hat der neuseeländische Handelsminister Tim Groser bekanntgegeben. Grund für den Handelsstopp ist der Fund von Botulinumtoxin in Molkekonzentrat. Die bakterielle Kontamination soll angeblich bereits im Mai 2012 erfolgt sein. Das Konzentrat wird in Säuglingsnahrung und Sportgetränken verarbeitet. Wie das Unternehmen mitteilt, können bis zu 1.000 t Nahrung betroffen sein, die in sieben Länder (u.a. Australien, China, Malaysia, Thailand, Vietnam, Saudi-Arabien) exportiert wurden.

Fonterra-Chef Theo Spierings entschuldigt sich

Verunreinigt wurde das Pulver vermutlich durch nicht sterilisierte Produktionsleitungen. Das Problem soll aber inzwischen behoben sein. Das Unternehmen entdeckte im vorigen Monat die ersten Sporen des Clostridiumbakteriums in seinen Molkekonzentraten. In den vergangenen Wochen wurde dann untersucht, ob es sich um die schädliche Form der Clostridien handelte. In der vorigen Woche kam dann ans Licht, dass es tatsächlich um Clostridium Botulinum geht. Bisher hat es jedoch noch keine Meldungen über erkrankte Menschen gegeben. Zudem ist bis zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht klar, ob die verarbeiteten Produkte schon bis in die Supermarktregale gekommen sind.
Fonterra-Chef Theo Spierings entschuldige sich vor Journalisten in Peking aufrichtig" bei den Betroffenen. Zeitgleich wies er Vorwürfe zurück, Fonterra habe zu spät vor der Verunreinigung durch das Bakterium gewarnt. Das Unternehmen werde sich zu den Abläufen in den vergangenen Wochen äußern, ergänzte der Chef der Fonterra-Abteilung Milchprodukte, Gary Romano. Die Sicherheit der Babys habe hohe Priorität betonte auch der neuseeländische Handelsminister Groser. Die Reputation Neuseelands stehe bei dieser Sache erst an zweiter Stelle. Groser ließ dabei auch wissen, dass China zurecht seine Grenzen für neuseeländisches und australisches Milchpulver geschlossen habe.
Laut der Tagezeitung Die Welt erklärte Fonterra Frontmann Spierings inzwischen, dass die 18 Tonnen potenziell verseuchten Konzentrats  zu 2.300 Tonnen Babymilchpulver und anderen Produkten verarbeitet worden seien. Diese seien nun vollständig zurückgerufen worden.

Ökonomische Folgen kaum absehbar

Die ökonomischen Folgen des Importstopps durch China hängen stark von der Dauer des Stopps ab, so Paul Bloxham, Direktor der HSBC-Bank (Australien und Neuseeland). Bloxham erwartet auf jeden Fall kurzzeitige finanzielle Folgen. Diese würden sich beim Kurs des Neuseeländischen Dollars und an der Börse widerspiegeln. Denn der Export von Molkereiprodukten macht derzeit mit 7 Mrd. Euro ein Viertel des gesamten neuseeländischen Exports aus. China erhält dabei ca. 90 % ihres Milchpulvers aus Neuseeland. Fonterra konnte dementsprechend in der zweiten Hälfte des Jahres 2012 14% ihres Umsatzes in China erwirtschaften.
Für Fonterra ist es bereits der zweite Skandal in China. So hat der neuseeländische Molkereiriese seine Säuglingsnahrung nicht unter seinem eigenen Namen verkauft, nachdem herausgekommen war, dass sein Tochterbetrieb Sanlu, im Jahr 2009 Melamin unter das Pulver gemischt hatte.

UPDATE

Illegale Preisabsprachen bei Säuglingsnahrung
Weiteres Ungemach droht Fonterra in China durch Strafzahlungen wegen Preisabsprachen. Peking hat sechs große Molkereikonzerne, wegen Preisabsprachen und Wettbewerbsverstößen auf dem Markt für Säuglingsnahrung, zu hohen Geldbußen verdonnert. Zu den Unternehmen, die insgesamt ca. 82,4 Mio. € bezahlen müssen, gehören: Mead Johnson (ca. 25,1 Mio. €), Dumex (ca. 21,2 Mio. €, Danone-Tochterunternehmen), Biostime (ca. 20,0 Mio. €, chinesisches Unternehmen), Abbott (ca. 9,5 Mio. €), Friesland Campina (ca. 5,9 Mio. €) und Fonterra (ca. 490.000 €). Die meisten Firmen betonten nicht gegen diese Strafen vorgehen zu wollen.

UPDATE - 29. August 2013

Aufatmen bei Fonterra

Der Verdacht, der neuseeländische Molkereikonzern Fonterra habe Anfang August mit Botulismus-Erregern verunreinigtes Milchpulver in Umlauf gebracht, hat sich als unbegründet erwiesen. Wie das neuseeländische Landwirtschaftsministerium heute mitteilte, konnten in 195 Kontrollproben keine gefährlichen Bakterien des Typs Clostridium botulinum nachgewiesen werden. Die auf Veranlassung des Ministeriums in Neuseeland und den USA durchgeführten Untersuchungen hätten zwar das Vorhandensein von Clostridium sporogenes bestätigt, die in hoher Konzentration Lebensmittel verderben ließen; diese Bakterien stellten jedoch keine akute Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Das Agrarressort kündigte an, ausländische Aufsichtsbehörden unverzüglich über die Kontrollergebnisse zu informieren. (AgE)