Elite Herdenmanagement-Konferenz 2020

Bloß kein Stress!

Stress, verursacht durch Futterumstellung, Umstallen oder den Mensch, kann das Immunsystem der Kühe massiv schwächen. Wie lassen sich Stressoren vermeiden? Auf der Elite Herdenmanagement-Konferenz gab es auf diese Frage viele Antworten!

Sie konnten leider nicht zu unserer 7. Herdenmanagement-Konferenz nach Memmingen (Bayern) oder Melle (Niedersachsen) kommen? Hier für alle, die verhindert waren bzw. keinen Platz mehr bekamen, ein kleiner Auszug aus einigen Vorträgen:

Stressfreies Management im Kuhstall

In ihrem Impulsreferat stellte Dr. Marion Weerda die wichtigsten Stressoren für Kühe vor. Dazu gehören neben sozialem Stress (Rangordnung) und Hitzestress auch Futterumstellungen, Geburten sowie Stoffwechselerkrankungen (Ursache und Folge von Stress). Daneben zeigte sie, wie Entzündungen - als Ausdruck von Stress - im Tier entstehen.
Besonderes Augenmerk, wenn es um ein stressfreies Umfeld geht, sollte auf die VIC-Gruppe gelegt werden, so Virpi Kurkela (4dBArn Oy). Die VIC-Gruppe, also die Very Important Cows, sollte in den ersten 21 Laktationstagen, in kleinere Gruppengrößen aufgeteilt werden, um unnötig viele Rangkämpfe zu vermeiden. Zudem erleichtern bzw. beschleunigen kleine Gruppen das Melken. Die Frischmelkenden können so schnell gemolken und wieder in ihren Stallbereich verbracht werden, ohne dass sie lange im Wartebereich ausharren müssen. Zum stressfreien Umfeld in dieser sensiblen Phase, gehört auch eine ausreichende Fressplatzbreite (75 cm) und ein weites Tier-/Fressplatzverhältnis.

Futterstress reduzieren

Egal ob man sich für eine ein- oder zweiphasige Trockensteherfütterung entscheidet, wichtig ist es immer die Ration am Tier zu kontrollieren und dann gegebenenfalls gegenzusteuern, darauf wies Thomas Engelhard, LLG Iden hin. Nur durch eine Ration, die den Bedürfnissen der Kühe angepasst ist, lässt sich unnötiger Stress vermeiden. Dabei sollten bei der Gruppe bzw. beim Einzeltier (um Risikokühe ausfindig zu machen) die Futteraufnahme, Körperkondition, der Säure-Basen-Haushalt (Harn pH) sowohl in der Trockenstehzeit als auch in der Frühlaktation regelmäßig kontrolliert werden. In Iden, so Engelhard, würde z.B. bei den Close up-Kühen kontinuierlich vier Stunden nach der Fütterung die Pansenfüllung kontrolliert, um die Futteraufnahme der Kühe im Blick zu behalten.

Gesunde Klauen, weniger Stress

Erst gar nicht lahm gehen lassen. Das ist die bese Antistress-Therapie, wenn es um die Klauengesundheit geht. Dr. Isabella Lorenzini wies daraufhin, dass die oberste Priorität sei, den Klauengesundheitsstatus in der Herde hoch zu halten. Dazu gehört für sie eine regelmäßige und systematische Kontrolle, um Erkrankungen möglichst früh erkennen und behandeln zu können. Dabei vermeide man durch schnelle, erste Maßnahmen wie das Ausschneiden, Klotzkleben und gegebenenfalls eine Schmerztherapie, Stress für die Kühe, denn starke Schmerzen an der Klaue werden verhindert. Neben dem schnellen Eingreifen bei Klauenproblemen ist für die Tierärztin auch ein ruhiger Umgang und die richtige Platzierung des Klauenstands wichtig, um Stress bei der Klauenpflege zu minimieren.

Praxisgespräch: Strategien gegen Stress

Um zu zeigen, dass eine Stressreduzierung im Stall und in der Herde möglich ist, stellten drei MilchkuhhalterInnen ihre eigenen Strategien gegen Stress vor:
Für Julia Hewecker (Hessen, 260 Kühe, 12.400kg Milch) ist Stressvermeidung wichtig, um gesunde und leistungsbereite Kühe zu erhalten. Deshalb stallt sie z.B. vom Trockensteherabteil in die Abkalbebox nur feste Gruppen mit sechs Tieren auf (wenige Rangkämpfe), in die keine weitere Kuh dazukommt. Erst wenn alle sechs Kühe abgekalbt haben, wird die Box wieder belegt. Daneben achtet sie auf ein Tier:Liegeplatz-Verhältnis von 1:1 in der melkenden Gruppe.
Die wichtigsten Maßnahmen gegen Stress sind für Gerd Karch (Rheinland-Pfalz, 160 Kühe, 11.500kg) eine schonende Futterumstellung, hoher Kuhkomfort (im Trockensteherbereich), aber vor allem eine verlängerte Laktation. Durch diese Verlängerung lasse sich Stress reduzieren, da man die Kühe seltener umstallt, nicht mit hohen Leistungen trockenstellt und die Kühe weniger risikoreiche Kalbung durchstehen müssten.
Immer gleiche Routinen sind für Petra Lüttmann (Niedersachsen, 200 Kühe, 12.300kg) der Schlüssel zu einem stressfreien Management. So wird z.B. immer zur selben Zeit (07:00 Uhr) Futter vorgelegt und mithilfe des Futterschieber permanent die Ration nachgeschoben. Beim Melken bzw. beim Treiben zum AMS achtet sie darauf immer die gleiche Treiberichtung einzuhalten. Neben den Routinen ist ihr der ruhige Umgang sehr wichtig. Um bereits die Rinder an den Menschen zu gewöhnen, macht sie täglich einen Rundgang zwischen den tragenden Rindern.
LOgos

(Bildquelle: Elite Magazin)


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