Biestmilch: Reicht die Versorgung aus?

Kälber können nur einen geringen Teil der Immunglobuline aus Biestmilch absorbieren. Mit Hilfe einfacher Berechnungen können Sie feststellen, ob die verabreichte Biestmilchmenge für einen optimalen Immunschutz ausreicht.

Ob Kälber ausreichend mit Immunglobulinen versorgt sind, hängt nicht nur mit Menge und Qualität der Biestmilch sondern auch mit dem tatsächlichen Bedarf der Neugeborenen zusammen. Der Bedarf richtet sich dabei vor allem nach dem Geburtsgewicht der Kälber.
 

1) Ermitteln Sie die Blutplasma-Menge.

Die benötigte Kolostrum-Menge sollte sich auch am Körpergewicht der Kälber orientieren, da der Bedarf z.B. bei schwereren Neugeborenen durch die größere Menge an Blutplasma größer ist. Die Plasma-Menge entspricht etwa 9 % des Körpergewichts.
Berechnung: Kälbergewicht (kg) x 0,09 = Blutplasma (l)
Bsp.: 45 kg x 0,09 = 4,05 Liter
 

2) Berechnen Sie die benötigte IgG-Menge.

Neugeborene Kälber können von der angebotenen Immunglobulin-Menge in der Biestmilch effektiv nur etwa 35 bis 50 % aufnehmen. Die Mindestmenge an IgG, die Kälber absorbieren sollten liegt bei 10 g IgG pro Liter Blutplasma.
Bsp.: 4,05 Liter (Blutplasma) x 10 g = 40,5 g IgG
 

3) Testen Sie die Kolostrum-Qualität.

Überprüfen Sie die Qualität der Biestmilch mit dem Kolostrometer. Im Durchschnitt weist das Kolostrum einer HF-Kuh 50 g IgG pro Liter auf.
 

4) Reicht die IgG-Menge aus?

Gleichen Sie die angebotene und die tatsächliche Immunglobulin-Menge ab und ermitteln Sie so den tatsächlichen Immunstatus.
Bsp: 3 Liter Kolostrum x 50 g IgG = 150 g IgG (angebotene Menge)
150 g IgG x 35 % Absorption = 52,5 g IgG (aufgenommene Menge)
 
Bei einem Kälbergewicht von 45 kg kann eine Kolostrumgabe (hoher IgG-Gehalt) von drei Litern also für eine optimale passive Immunisierung ausreichen. Nimmt dieses Kalb jedoch nur zwei Liter auf oder ist die IgG-Menge niedriger, bleibt es unterversorgt.