Roadshow JBS / DairyTop / Nukamel

Belastetes Kolostrum wird schlechter aufgenommen

Ist Kolostrum mit Keimen und Bakterien kontaminiert, nehmen die Kälber die wichtigen Immunglobuline schlechter auf. Tipps dagegen gibt Berater Robert Corbett.

Zu wenig oder qualitativ schlechtes Kolostrum führt dazu, dass Kälber nicht gegen Krankheiten geschützt sind. Im Vergleich zu optimal versorgten Kälbern weisen Kälber, die zu wenig Kolostrum aufgenommen haben, eine um ein Drittel schlechtere Wachstumsrate und eine nur halb so gute Futtereffizienz auf, kalben selbst später und produzieren weniger Milchmenge und –fett in ihrer ersten Laktation! Gerade die täglichen Zunahmen in der Tränkephase bestimmen jedoch maßgeblich die spätere Leistungsbereitschaft als Milchkuh. In einer Studie in den USA wurden mehr als 800 Kolostrumproben analysiert – rund 30% wiesen mit einem IgG-Gehalt von unter 50 g/l eine unzureichende Qualität auf! Grund genug, die Kolostrumversorgung zu optimieren:

  • Innerhalb von 30 Minuten nach der Geburt 4 l Kolostrum der eigenen Mutter tränken, weitere 2 l desselben Gemelks 6 bis 8 h später. Nach sechs Stunden ist bereits nur noch 83 % des ursprünglichen Gehalts an Immunglobulinen vorhanden. An der Kuh saufen reicht nicht aus, denn bis zu 46 % der Kälber trinken dabei nicht oder nicht genug.
  • Zwischen den ersten beiden Mahlzeiten die Milch im Kühlschrank aufbewahren: in kleinen Behältern rasch herunterkühlen, ggfs. Konservierungsmittel (Kaliumsorbat) verwenden (nicht einfrieren – zerstört beim Auftauen wichtige Inhaltsstoffe!). Die Qualität lässt sich mit Brix-Refraktometer einfach überprüfen (Kosten 15 bis 30 Euro).
  • Fütterung und Behandlung der Mutter bestimmt die Kolostrumqualität. Auch das Kolostrum von Färsen kann gute Qualität aufweisen – wenn früh genug geimpft wird. Impfungen unbedingt fünf Wochen vor der Kalbung durchführen, drei Wochen sind zu wenig! Sind zwei Dosen nötig, 8 und 5 Wochen vor der Kalbung einsetzen.
  • Kolostrum führt durch seinen hohen Fettgehalt zu einem Biofilm. Eimer oder andere Behälter müssen genauso gereinigt werden wie die Melkanlage (saure und basische Reinigung). Im Euter der Kuh ist Kolostrum keimfrei – die Verunreinigungen geschehen im Melkgeschirr und im Eimer bzw. in der Flasche!

Tipp: Wenn Sie überprüfen wollen, wie gut Ihr Kolostrummanagement funktioniert, lassen Sie eine Kolostrumprobe auf Keime untersuchen. Ziel ist ein Keimgehalt unter 100.000 kbE/ml (besser unter 10.000 KbE/ml) und ein Gehalt von coliformen Keimen unter 10.000 KbE/ml (unter 1.000 KbE/ml).

Quelle: Vortrag von Robert Corbett, freier Berater (USA) auf der Roadshow zur Kälberaufzucht von JBS, DairyTop und Nukamel, 14. Juni 2017 in Heeze, NL


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