BDM-Mitglieder wollen eine eigene Molkerei

ie BDM-Mitglieder streben ein ehrgeiziges Ziel an: Bei der reinen Vermarktung ihrer Fairen Milch soll es nicht bleiben. Eine eigene Verarbeitungsstätte soll künftig die Milchproduktion und -vermarktung ergänzen. Ein Werk in Bayern soll gekauft werden. Elite hat dazu den BDM-Sprecher Hans Foldenauer befragt.

Auf einer BDM Mitglieder-Versammlung des Kreisverbandes Borken/Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen) ließ BDM-Chef Romuald Schaber verkünden, dass der BDM in eine eigene Molkerei investieren möchte. Hintergrund ist, dass nach Aussagen von Schaber, die Faire Milch-Vermarktung durch die BDM-Tochtergesellschaft Milchvermarktung Süddeutschland „wie verrückt" laufen würde. Man wolle aber unabhängiger von den Molkereien werden. Deshalb sei es richtig, die  Milch nicht nur zu produzieren und zu vermarkten, sondern auch in eigenen Anlagen zu verarbeiten.
Fast zeitgleich wurde bekannt, dass Mitglieder des BDMs nun die Mehrheiten des Vorstandes und des Aufsichtsrates bei der Breisgaumilch bilden (siehe "Breisgaumilch jetzt fest in BDM-Hand" ). Schon länger waren Ambitionen des BDMs bekannt, die Faire Milch durch die Breisgaumilch verarbeiten zu lassen. Wäre dies nun durch die neue Mehrheitsbildung der BDM-Mitglieder in der Genossenschaftsmolkerei möglich? Hätte sich dadurch der Kauf eines eigenen Werks erledigt? Elite hat beim BDM-Sprecher Hans Foldenauer nachgefragt, welche Ziele der BDM mit einer eigenen Molkerei und deren Produkte verfolgt und ob Aussichten bestehen, die Faire Milch über die Breisgaumilch zu verarbeiten.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Interview mit dem BDM-Pressesprecher Hans Foldenauer



Elite: Sehr geehrter Herr Foldenauer, der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber verkündete, dass der BDM einen Molkereikauf anstrebt. Welches Ziel wird damit angestrebt?
Foldenauer: Vorab, der BDM kann und will keine Molkerei kaufen. Schaber hat in seiner Eigenschaft als Milcherzeuger gesprochen. Die Milcherzeuger des BDMs erwägen den Kauf einer Molkerei, aber nicht mit dem BDM als Unternehmer.
Ziel dabei ist mehr Wertschöpfung und mehr Unabhängigkeit von den Molkereien zu erlangen. Hauptgrund dabei ist, dass viele Molkereiunternehmen nur ein unzureichendes Interesse haben, zusammen mit den Milcherzeugern für eine höhere Wertschöpfung z.B. über die Faire Milch zu erzielen.
Elite: Jakob Niedermaier ist der Geschäftsführer der Milchvermarktung Süddeutschland (MVS), welche die Faire Milch bisher vertreibt. Soll Niedermaier in der zukünftigen Molkerei involviert werden?
Foldenauer: Ja, auf alle Fälle würde die MVS GmbH eine führende Rolle spielen. Auslöser dieser Überlegungen ist, dass man zu wenige Verarbeitungskapazitäten für die Faire Milch findet, obwohl eigentlich genügend da wären. Also würde hier die MVS und somit Niedermaier an vorderster Stelle mit diesem Problem konfrontiert.
Elite: Die BDM-Mitglieder haben sich Mehrheiten bei der Breisgaumilch gesichert. Hätte sich ein Molkereikauf erledigt, falls auch die Breisgaumilch zur Milchverarbeitung der Fairen Milch gewonnen werden könnte?
Foldenauer: Zunächst, die Mitglieder der Breisgaumilch haben entschieden, nicht die BDM-Mitglieder. Wir legen bei der Fairen Milch sehr viel Wert auf die Regionalität. Gesetz dem Fall in Baden-Württemberg würde eine Molkerei zur Verfügung stehen, haben wir in Bayern noch längst nicht das Problem gelöst. Mich persönlich würde es freuen, wenn man bei der Breisgaumilch eine Zusammenarbeit hinbekommen würde. Aber das entscheidet nicht der BDM und nicht der MVS, sondern die Organe der Molkerei. Der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Breisgaumilch hat gesagt, er will keine überstürzte Entscheidung treffen, sondern neu diskutieren.
Elite: Welche Produkte sollten in einer „Fairen Milch“-Molkerei verarbeitet werden?
Foldenauer: Grundsätzlich sollte eine möglichst breite Produktpalette unter dem Namen „Faire Milch“ vermarktet werden. Ich denke, die nächsten Produkte, die kommen könnten, wären Butter und Sahne, weil Rahm sowieso bei der Milchherstellung anfällt. Ein weiteres Ziel ist aber, die Frischmilch auf dem Markt anbieten zu können. Die Nachfrage ist da. Aber ohne Verarbeitungskapazitäten ist es schwer. Wir als Milcherzeuger haben es vielleicht ein wenig unterschätzt, wie massiv die Molkereiwirtschaft nicht zusammenarbeiten will. Aber es ist Bewegung da. In Nordrhein-Westfalen und im Schwarzwald könnte sich etwas ergeben und auch die Bayern werden wir noch in Bewegung bringen.
Elite: Wie kann die Faire Milch vor Marktschwankungen geschützt werden?
Foldenauer: Der Absatz von höher preisigen Produkten (wie Faire Milch) hinter denen auch bestimmte Ideologien (wie Regionalität) stecken, schwankt bei Weitem nicht so wie bei herkömmlichen Handelsmarken und schützen eher vor Milchpreisschwankungen. Klar, die Milch, die nicht in dieser Schiene laufen kann, weil vielleicht der Absatz nicht entsprechend zu steigern ist oder die Produktion zu schnell steigt, die fließt in den normalen Milchmarkt. Ein weiterer Ansatz ist, dass die Milcherzeuger der Fairen Milch sich an die Quote halten müssen. Zurzeit wird diskutiert, ob es vielleicht doch eine kleine Flexibilität, als Hausnummer eine 1 bis 2 %ige Überlieferung, geben soll. Oder, ob dies gar nicht zulässig sein darf. Das haben aber die Milcherzeuger intern zu führen. Da können wir als BDM sagen, so können wir uns das vorstellen, aber die letztendliche Entscheidung treffen die Milcherzeuger selber. Letztendlich müssen ja die, die das wirtschaftliche Risiko tragen, auch die Entscheidungen treffen.
Elite: Wie sieht die Milchgeldabrechnung bei Landwirten, die für die Faire Milch produzieren, aus?
Foldenauer: Die Bauern haben eine zweigeteilte Milchgeldabrechnung. Auf der einen Seite steht wie viel Faire Milch für 40 Ct in den Vertrieb gegangen ist und auf der anderen Seite die vermarktete Milch für den normalen Milchpreis.
Elite: Wie wird die Milch aufgeteilt? Woher weiß man, welcher Anteil an Milch in die Faire Milch geht?
Foldenauer: Zugesichert wird, dass das Potenzial was in die Faire Milch geht, mit 40 Ct vergütet wird. Und wir sind jetzt im dritten Monat. Der erste Monat fing erst mit dem 20. Tag an. Da waren es nur 10 % der Milch, die über die Faire Milch vermarktet werden konnte. Im Februar waren es schon 20 %. Ziel muss sein, möglichst viel über die Faire Milch zu vermarkten. Im Februar spürten wir leider schon die bereits genannten Probleme mit den Verarbeitungskapazitäten.