BDM: „Jetzt nicht nachlassen“

Für den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) ist klar, dass eine Neuregelung der Marktsteuerung kommen wird. Nur wie diese aussehen wird, darüber werde derzeit auf allen Seiten diskutiert. „Wenn wir nichts tun, kommt die Molkereiquote“, was schlichtweg eine Katastrophe für die Milchbauern sei, so die Einschätzung des BDM.

Denn dann gäbe es Verträge zwischen Molkerei und Milcherzeuger, in denen Menge, Preis, Dauer und Lieferbedingungen festgeschrieben würden, die Bauern hätten aber keinen direkten Zugang mehr zum Markt. Der BDM kämpfe dagegen für eine allgemeinverbindliche Erzeugerdachorganisation wie das Milk Board. Das etwas getan werden muss, mache gerade das Beispiel Schweiz deutlich, die eine „volle Bruchlandung“ hingelegt habe. „Vor eineinhalb Jahren ist dort die Quote weggefallen, mittlerweile hat sich der Butterberg verzehnfacht, und es herrscht das totale Chaos“, so BDM-Funktionär Josef Taffertshofer auf einer Vortragsveranstaltung (Der BDM auf dem Weg ins Jahr 2014) in Bernbeuren. Wenn die Milcherzeuger jedoch ihre Kräfte bündeln, dann gibt es auch ein Leben nach der Quote, so BDM-Chef Romuald Schaber. Milchbauern bräuchten jetzt einen langen Atem, um ihre Ziele durchzusetzen.
Schaber stellte außerdem klar, dass die Bundesregierung ihre Haltung in vielen Bereichen der Agrarpolitik überdenken müsse. Es gehe darum, die guten Ansätze der Vorschläge von Dacian Ciolos auf EU-Ebene im Sinne der Stärkung der Milcherzeuger aufzugreifen und weiter zu entwickeln. Die Bundesregierung liege daneben, wenn sie annehme, bei der Milch bestehe kein Handlungsbedarf. Das Krisenmanagement der Regierung sei keineswegs so gut wie die Politik es darstelle. Zwar hätten die Milcherzeuger in der Krise finanzielle Zuwendungen erhalten, doch sei es wesentlich effektiver, Rahmenbedingungen zu schaffen, als Geld nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen. Als Ziele gibt man beim BDM an, die Position auf politischer Ebene weiter ausbauen zu wollen, die Bündelung der Milcherzeuger voranzutreiben, eine flexible Milchmarktsteuerung in Verantwortung der Milcherzeuger zu installieren sowie eine kostendeckende Milchproduktion zu erreichen. Diese müsse mindestens 40 Cent pro Kilogramm ermöglichen. Angestrebt werde eine nachhaltige, wirtschaftlich gesunde Entwicklung, man wolle schließlich die Bauern von staatlicher Förderung unabhängig machen.

Ein zahnloser Tiger?

Für Milcherzeuger war 2010 ein ruhiges Jahr. Die stetig anziehenden Milchpreise haben dem BDM doch Wind aus den Segeln genommen, der Verband gleiche nunmehr einem zahnlosen Tiger, argumentieren Kritiker der Branchenorganisation. Dem BDM gelingt es nicht mehr, massenhaft Milcherzeuger zu mobilisieren (wie in Zeiten des Milchstreiks). Insgeheim scheint dies auch der BDM-Präsident Romuald Schaber zu befürchten. „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen“, beschwört Schaber denn auch landauf und landab die Milchviehhalter auf den BDM-Winterversammlungen. Man sei schließlich auf einem guten Weg, immer mehr Verbündete zu finden, was die Ziele des Milchbauernverbandes anbelange. Vor allem für das European Milk Board (EMB) und das BDM-Bundesgremium sei das vergangene Jahr sehr fruchtbar gewesen. „Wir sind auf der politischen Bühne angekommen, Politiker nehmen sich unserer Themen an, auch auf EU-Ebene.“ Zufrieden ist der BDM denn auch mit dem öffentlichen Interesse am Thema Milch. Sowohl Gesellschaft als auch Medien würden die Ernährung bewusster wahrnehmen.

Weniger Mitglieder – höhere Beiträge

Ob es nur an den „guten“ Milchpreisen liegt oder daran, dass viele Milcherzeuger nach einem mehrjährigen Kampf gegen die EU-Marktpolitik resigniert haben, ist unklar. Jedenfalls musste der BDM in 2010 Austritte in größerem Umfang hinnehmen. Um weiteren möglichen Mitgliederaustritten vorzubeugen bzw. um die Finanzierung des Verbands sicherzustellen, wird derzeit eine Beitragserhöhung um einen Euro pro Milchkuh (und damit eine Beitrags-Verdopplung) diskutiert. Dabei soll die eine Hälfte an den BDM gehen, der damit Büros in Berlin und Brüssel einrichte, um näher an den politischen Verhandlungstischen zu sein. Die anderen 50 Cent könnten von den Kreis-Teams abgerufen werden, wenn sie beispielsweise Fahrten organisieren, ein Referent eingeladen werden soll oder um andere Aktivitäten zu planen. Das Jahr 2009 hat der BDM mit einem Verlust von 500.000 € abgeschlossen.