Konferenz Cornell University

Trockensteher dürfen kein Futter selektieren

Die Fütterung ist der Schlüssel für eine gute Tiergesundheit, aber auch für eine gesunde Kostenstruktur im Betrieb. Tipps von Füttterungsexperten.

Die Fütterung der Herde entscheidet nicht nur darüber, ob die Kühe gesund durch die Laktation und Trockenstehzeit gehen. Sie ist auch maßgeblich für eine gesunde Kostenstruktur im Betrieb. Aus diesen Gründen ist es wichtig, dass die Ration nicht allein auf dem „Papier, sondern auch auf dem Futtertisch passt (sowohl bei Laktierenden als auch Trockenstehern). Und auch, dass die Kühe die vorgelegte Ration tatsächlich aufnehmen. Trevor de Vries (Universität Guelph, Kanada) gab dazu Tipps auf der virtuellen Konferenz der Universität Cornell (Herd Health an Nutrition Conference).

Kommt die berechnete Ration auf dem Futtertisch an?

  • Trockenmasse kontrollieren: Es gibt es keine genaue Kennzahl, wie oft die Trockenmasse der Futtermittel überprüft werden sollte. Fest steht, je häufiger die Trockenmasse kontrolliert wird, desto genauer sind die Ergebnisse/Erkenntnisse. Die Ration lässt sich präziser nachjustieren.
  • Futtermittel-Analyse: Wie häufig die Futtermittel analysiert werden sollten, richtet sich u.a. nach der Homogenität der Futtergrundlage (z.B. verschiedene Grasschnitte übereinander gefahren, …). So kann es durchaus Sinn machen alle zwei bis vier Wochen das Futter zu analysieren. Legt man das Analyseintervall fest sollte man zudem daran denken, dass sich die Futtermittel nach Öffnen des Silos noch stark verändern können (Verdaulichkeit der Stärke z.B. in der Maissilage). Hier können Sie lesen wie Futter richtig beprobt wird: Siloproben ziehen - so geht's
  • Mischprotokolle (SOPs): Genaue Vorgaben für den Fütterer garantieren, dass berechnete und vorgelegte Ration übereinstimmen. Mischprotokolle sollten deshalb die richtige Reihenfolge der zu ladenden Futtermittel (trockene Futtermittel, Silage, feuchte Waren, Flüssigkeiten) beinhalten. Viele Futtermischwagenhersteller bieten inzwischen Programme an, die die Belade-Reihenfolge und Mischzeit vorgeben und den Beladevorgang kontrollieren.
  • Futter mischen: Es muss sichergestellt werden, dass der Mischwagen nicht überladen wird und die Futtermittel gleichmäßig eingefüllt (nicht zu starke kurzfristige Gewichtsschwankungen) werden. Flüssigkeiten müssen sich gleichmäßig in der Ration verteilen können (Flüssigkeit läuft gleichzeitig aus mehreren Düsen/Öffnungen in den Mischwagen).

Wie wichtig es ist, dass die Ration gleichmäßig gemischt wird, konnte in einer Studie gezeigt werden. Denn je stärker der Energiegehalt der Ration von Tag zu Tag schwankte, desto geringer fielen im Durchschnitt die Trockenmasse-Aufnahmen der Kühe aus. Kühe brauchen Kontinuität!

Fressen die Kühe die vorgelegte Ration auch tatsächlich?

Damit vorgelegte und gefressene Ration übereinstimmen, muss verhindert werden, dass die Kühe das Futter selektieren können. Denn Untersuchungen zeigen deutlich: Mit zunehmender Selektion der Ration (lange Futterpartikel) sinken die Milchinhaltsstoffe, sowohl Milchfett als auch -eiweiß (Miller-Cushon et al. 2017).
Faktoren, die über die Selektierbarkeit der Ration entscheiden sind:
  • Grundfuttermenge (bei einem höheren Grundfutteranteil sortieren die Kühe weniger)
  • Grundfuttertyp (trockene Grundfutter sind einfacher zu selektieren)
  • Länge der Grundfutterpartikel (je länger, desto einfacher auszusortieren)
  • Feuchtigkeitsgehalt der Futtermittel/Ration

Um einen Eindruck zu bekommen, ob die Kühe die Ration selektieren, gibt es verschiedene Kontrollmöglichkeiten: Wie selektierbar ist Ihre TMR?

Selektieren bei Trockenstehern verhindern!

Aber nicht nur bei laktierenden auch bei den trockenstehenden Kühen muss darauf geachtet werden, dass sie die Ration nicht selektieren können. Denn ansonsten kann es dazu führen, dass die Trockensteher zu viel Energie in dieser Phase aufnehmen (Verfetten zum Kalbezeitpunkt).

Deshalb müssen bei der Gestaltung der Trockensteherrationen die gleichen Maßstäbe gelten wie bei Laktationsrationen (Partikellänge, Feuchtigkeit der Futtermittel, etc.). Untersuchungen zeigten beispielsweise, dass je länger das Stroh in einer Trockensteherration ist, desto stärker selektieren die Kühe und desto weniger Trockenmasse nehmen sie auch bis zur Kalbung und zu Beginn der anschließenden Laktation auf (siehe Übersicht).

Je länger das Stroh, desto geringer die TM-Aufnahme.

(Bildquelle: Elite Magazin)

Idealerweise sollte eine Trockensteher-Ration einen TM-Anteil von 46 bis 48% aufweisen, damit sich die Komponenten nicht so schnell entmischen können.

Transitphase entscheidet über Erfolg der Reproduktion

In einem weiteren Vortrag ging Phil Cardoso (Universität Illinios) auf den Einfluss der Transitphase auf die Gesundheit, Produktivität und Fruchtbarkeit von Milchkühen ein. Kühe müssten „metabolische Entscheidungen" darüber treffen, wohin knappe (Energie- und Eiweiß-)Ressourcen geleitet werden sollen, und in der frühen Laktation werden Nährstoffe eher zur Milchproduktion als zur nächsten Trächtigkeit geleitet, so Cardoso.

Unzulänglichkeiten im Management könnten deshalb die Fruchtbarkeit der Kühe weit mehr einschränken, als ihre eigene Genetik. Laut Cardoso ist die negative Energiebilanz (NEB), die sich aus einem unzureichenden Transitmanagement ergibt, der Hauptgrund für die verminderte Fruchtbarkeit.

Überwachung der BCS hilft Kühe gesund zu erhalten

Ein einfaches Management-Tool um eine negative Energiebilanz zu verhindern besteht darin, die Körperkondition der Kühe (BCS) sehr regelmäßig zu beobachten. Kühe, die mehr als einen BCS-Punkt (Skala von 1 bis 5) vom Trockenstehen bis zum Kalben verlieren, haben eine höheres Risiko an Stoffwechselstörungen wie Milchfieber und Ketose zu erkranken, sowie ein erhöhtes Risiko für Metritis und Nachgeburtsverhaltung. Studien zeigten, dass Kühe, die bis 21 Tage nach dem Abkalben eine "gute" Körperkondition aufrechterhalten, weniger embryonal Aborte aufweisen.

Natürlich darf dies nicht im Umkehrschluss bedeuten, dass die Kühe in der Trockenstehphase Energie über Bedarf aufnehmen dürfen. Auch verfettete Kühe zeigen Stoffwechselstörungen und als Folge schlechtere Fruchtbarkeitsergebnisse.
Neben dem Energie- ist in den letzten Wochen der Trächtigkeit auch die Eiweißbedarf (Kalb) höher. Cardoso empfiehlt 1.200 g metabolisierbares Protein pro Kuh und Tag (ca. pansengeschütztes Methionin 15g/Tag, pansengeschütztes Lysin 26g/Tag) zu füttern.

Ob die Fütterung und das Management in der Transitphase passen lässt sich an folgenden Zielwerten erkennen, die es mindestens zu erreichen gilt:


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