Arla setzt Maßstab für Klimaschutz in Milchproduktion

Die Molkereigenossenschaft Arla startet in 2020 ein Klimacheck-Programm für seine Landwirte in sieben europäischen Ländern. Ziel ist es, die Treibhausgasemissionen auf den Höfen zu senken. Ein Milchgeldaufschlag von 1 Cent soll den Aufwand entlohnen.

Die europäische Molkereigenossenschaft Arla Foods wird Anfang 2020 ein Klimacheck-Programm für ihre 9.900 Milcherzeuger in sieben europäischen Ländern, davon 1.750 in Deutschland, starten. Arla teilte vergangene Woche mit, dass damit in der nächsten Dekade eine Verringerung der Treibhausgasemissionen von jährlich 3 % auf den milcherzeugenden Höfen erreicht werden soll. Zudem soll einer der weltweit größten digitalen Datensätze von verifizierten Klimadaten aus der Milchwirtschaft entstehen, mit dessen Hilfe wissenschaftliche Lösungen zur Abwendung des Klimawandels möglich werden. Für die freiwillige Teilnahme an dem Programm sollen die Milchkuhhalter bei Arla eine zusätzliche Vergütung von 1 Cent pro Kilogramm Milch erhalten.
Arla hatte im März 2019 bereits angekündigt, seine CO2-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis 2030 pro Kilogramm Milch um 30% zu senken und bis 2050 auf Netto-Null-Emissionen hinzuarbeiten. Dabei spielen die Erzeugerbetriebe eine wichtige Rolle, da dort ein großer Teil der Gesamtemissionen freigesetzt wird. Der Molkereigenossenschaft zufolge gehören die Arla-Landwirte bereits heute zu den klimafreundlichsten Milchkuhhaltern der Welt. Denn sie verursachten bei der Milcherzeugung nur rund die Hälfte der global durchschnittlich bei der Produktion ausgestoßenen CO2-Emissionen.
„Molkereiprodukte sind in Bezug auf ihre Klimabilanz eine ausgezeichnete natürliche Nährstoffquelle. Dennoch möchten wir das Verhältnis von Nährstoffgehalt zu CO2-Ausstoß noch weiter verbessern“, erklärte Arlas Aufsichtsratsvorsitzender Jan Toft Nørgaard. Seit 1990 hätten die Milcherzeuger der Molkereigenossenschaft ihre Emissionen bereits pro Kilogramm Milch um 24% gesenkt. Doch dies reiche noch nicht aus. „Wie in jeder anderen Branche müssen auch wir mehr tun und schneller handeln”, betonte Nørgaard.

Arla erwartet rege freiwillige Teilnahme

Die Vergütung von 1 Cent pro kg Milch für Programmteilnehmer zeige, welchen Stellenwert der Klimaschutz für Arla habe, betonte Nørgaard. Er erwartet, dass die überwiegende Mehrheit der Arla-Landwirte am freiwilligen Klimacheck teilnimmt. Dieser ermögliche den Betriebsleitern nicht nur einen Überblick und einen Vergleich mit anderen Höfen, sondern solle auch generell eine Verbesserung der Klimabilanz ermöglichen.
Im ersten Schritt des standardisierten Klimachecks erfassen die Landwirte laut Arla ihre individuellen Betriebsdaten auf einer digitalen Plattform. Dazu gehörten etwa die Herdengröße, die Haltungsform, produzierte Milchmengen, der Verbrauch und die Erzeugung von Futter, der Energie- und Kraftstoffverbrauch und die Erzeugung erneuerbarer Energien. Die Daten lieferten ein klares Bild der gesamten CO2-Emissionen des Betriebes pro Liter produzierter Milch und würden in einem zweiten Schritt mit einem Berater besprochen, um gemeinsam Verbesserungsmöglichkeiten zu analysieren. Diese können beispielsweise in einer veränderten Futterzusammensetzung oder im optimierten Gülleeinsatz in einer Biogasanlage bestehen.
Mit den Daten von potenziell 9.900 europäischen Arla Milchbetrieben wird Arla voraussichtlich einen der weltweit größten Sätze von extern verifizierten Klimadaten aus der Milchwirtschaft verantworten. Dies wird nicht nur die Grundlage für die Verbesserung in den eigenen Betrieben auch mittels Benchmarking sein, sondern sei darüber hinaus ein erster Schritt zu etwas noch viel Größerem: Die Daten sollen genutzt werden, um in Zusammenarbeit mit dem Agrarsektor und Forschungseinrichtungen mehr Wissen zu erlangen und zu wissenschaftlich-basierten Lösungen zu kommen. Das sei essenziell wichtig bei der Entscheidung, welche Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel weiterhelfen.

Auch in den Molkereien wird Klima-optimiert

Neben der CO2-Reduktion bei den Milcherzeugern verfolgt Arla nach eigenen Angaben auch zahlreiche weitere Initiativen in der gesamten Wertschöpfungskette - von der Produktion, über die Logistik bis zum Vertrieb - um noch klimafreundlicher zu produzieren. So will das Unternehmen bis Ende dieses Jahres europaweit 600 Mio. Frischmilchverpackungen auf biobasierte Materialien umstellen und macht 560 Mio. Becher recyclebar, die für Produkte wie Joghurt und Sahne eingesetzt werden. Dabei entfallen 205 Mio. Becher auf den deutschen Markt. Mit beiden Maßnahmen sollen insgesamt 7.330 t CO2-Emissionen eingespart werden. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen, die allein auf Verpackungen zurückzuführen sind, jährlich um rund 8.000 t CO2 gesenkt werden.

Aus Sicht eines Arla-Milcherzeugers

„Der Klimacheck hat mir detailliert gezeigt, in welchen Bereichen wir bereits sehr gut aufgestellt sind und wo wir noch besser werden können. Besonders beim Futtermanagement haben wir noch Verbesserungspotenzial, das wir jetzt angehen, erklärt Arla-Landwirt Manfred Graff. Er bewirtschaftet einen Betrieb mit rund 250 Milchkühen in der Nordeifel. Über eine Biogasanlage wird der Kuhmist auf seinem Betrieb bereits zur Energiegewinnung genutzt. Dadurch könne der Betrieb bei Strom und Wärme völlig autark arbeiten und speise jährlich zudem noch 3,4 Mio. kWh ins öffentliche Stromnetz ein.
Auch in vielen anderen Bereichen sei der Betrieb auf nachhaltiges und umweltfreundliches Wirtschaften ausgerichtet. Das zeige sich laut Arla im Ergebnis des Arla-Klimachecks von Manfred Graff, den er im Rahmen einer Pilotphase kürzlich durchgeführt hat. Mit 0,92 kg Kohlendioxid-Äquivalenten (CO2e)* pro kg Milch liegt er unter dem Arla Durchschnitt von 1,15 kg CO2e pro kg Milch. Zum Vergleich: Der globale Durchschnitt in der Milchproduktion liegt laut dem Dairy Sustainability Framework bei 2,5 kg CO2e pro kg Milch (siehe hier: Climate Change and the Global Dairy Cattle Sector).
* Neben Kohlendioxid (CO2) wirken auch Methan oder Lachgas als Treibhausgase. Um die unterschiedlichen Treibhausgase vergleichen zu können, wird jedes Treibhausgas hinsichtlich seiner Wirkung auf Kohlendioxid umgerechnet. Ein Kilogramm Methan entspricht zum Beispiel 21 Kilogramm CO2e.
Quelle: Arla, AgE