Krise am Milchmarkt

Verstimmung wegen französischer Alleingänge

Die Protestaktionen der französichen Milcherzeuger gegen den Absturz der Milchpreise und die nachfolgenden Zugeständnisse der Regierung in Paris sind in Berlin auf Unverständnis und Ablehnung gestoßen. Die Abschottung nationaler Märkte sei keine Lösung, erklären DBV und Landwirtschaftsminister Schmidt unisono. Doch tragfähige Lösungen wurden bisher weder in Paris noch in Berlin präsentiert.

Die Marktexperten der beiden größten Milchnationen in der EU konnten sich zunächst nur darauf einigen, dass am den 7. September angekündigten Rat der EU-Agrarminister abwarten wolle. Konkrete Beschlüsse zur Beilegung der Milchkrise sind denn auch in den kommenden Wochen nicht zu erwarten. Bis dahin scheint die Regierung in Paris an ihrer Politik der Marktabschottung festhalten zu wollen. Das will den Partner in den anderen EU-Ländern überhaupt nicht schmecken, Kritik kommt auch aus Berlin

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt erklärte, dass er in ständigem Kontakt mit seinem französischen Amtskollegen Stéphane Le Foll stehe. In einem Telefongespräch habe er wiederholt darauf hingewiesen, dass er davon ausgehe, dass die Regeln des EU-Binnenmarktes eingehalten werden. Mein französischer Amtskollege Le Foll hat mir in unserem Gespräch zugesichert, bezüglich der Protestaktionen der französischen Bauern an Grenzübergängen zu Deutschland erneut das Gespräch mit den französischen Bauern zu suchen. Außerdem sind wir übereingekommen, uns vor dem der Rat der EU-Agrarminister am 7. September über die Situation auf dem europäischen Agrarmarkt weiter auszutauschen“, so Schmidt. 
Weiterhin appelierte Schmidt an die Verantwortung aller Beteiligten, insbesondere an   des Handels: Die derzeitigen Erzeugerpreise machen mir ein Stück weit Sorge. Eine Preisspirale nach unten hilft niemandem, natürlich nicht den Erzeugern, aber auch nicht den Konsumenten. Unsere Milch ist einen guten Preis wert und die Erzeuger müssen davon leben können." Schmidt kündigte an, im Agrarrat Anfang September die Marktlage intensiv zu erörtern und gegebenenfalls die Kommission um die Prüfung von Maßnahmen zu bitten. Unabhängig davon will er sich auch weiterhin um den Export kümmern.

DBV: Franzosen werden zwangsläufig verlieren

Im Hinblick auf die Ankündigung des französischen Staatspräsidenten François Hollande , nationale Stützungsmaßnahmen für die französischen Milchbauern zu ergreifen, habe der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Udo Folgart, ein vernünftiges Zusammenspiel zwischen den Brüsseler Hilfsmaßnahmen und den Aktivitäten der Mitgliedstaaten angemahnt. Er habe sich skeptisch gezeigt, was den möglichen Erfolg der Branchenvereinbarung in Frankreich über einen festen Milchpreis bis zum Jahresende und der Bevorzugung französischer Milchlieferungen angehe. So berichtete AgrarEurope heute.
Der Milchpräsident habe dabei betont, dass ein künstliches hochhalten der Preise auf lange Sicht nicht halte, wenn die Märkte nicht in Gänze mitzögen. Dem ungeachtet könne es nicht der richtige Weg sein, Produkte abzuschotten. Denn inzwischen seien die Marktübergänge fließend und Herkünfte nicht immer genau trennbar. Ein Blick auf den Import-Export-Saldo von Frankreich zeige laut Folgart zudem, dass das Land weitaus größere Mengen an Milchprodukten nach Deutschland liefere als es von dort erhalte. Die Franzosen würden also weitaus stärker unter einer Handelsbeschränkung leiden.

EMB ruft zu weiteren Aktionen auf

Die im European Milk Board zusammen geschlossenen Verbände (in Frankreich APLI und OPL; in Deutschland BDM und AbL) beklagen indess, dass die Milchkrise dazu missbraucht werde, die europäischen Bauern gegeneinander aufzubringen und so von dem eigentlichen Problem abzulenken. Seit vielen Jahren würden sowohl deutsche als auch französische Milcherzeuger gemeinsam für einen stabilen Milchmarkt und für die Würde der Milcherzeuger kämpfen. Man schätze jeweils den Mut und die Kraft, welche die Kollegen im anderen Land aufbrächten.
Laut einer Pressemitteliung begrüßen alle sowohl die französischen als auch die deutschen  EMB-Mitgliedsverbände Aktionen, die auf die Misere hinweisen. Man distanziere sich aber ausdrücklich von Äußerungen, bei denen die Schuld den Erzeugern anderer Länder zugewiesen wird. Die Solidarität zwischen den deutschen und französischen Erzeugern ist stark. Wir werden weiter gemeinsam kämpfen und uns gegenseitig unterstützen! Wir möchten alle unsere Kollegen in Deutschland, Frankreich und in den anderen Ländern Europas dazu aufrufen, sich aktiv an diesem Kampf zu beteiligen. All jenen, die die Milcherzeuger dabei gegeneinander aufbringen möchten, erteilen wir eine deutliche Absage!"