Allgäuland: Übernahme durch Arla in Gefahr

Die Übernahme der angeschlagenen Allgäuland-Käsereien durch Arla Foods ist schwer ins Stocken geraten. Auslöser ist die Generalversammlung der Allgäuer Bergbauern-Milch Sonthofen-Schönau eG. Hier wurde die erforderliche Mehrheit von 75 % für den Verkauf der Anteile knapp verfehlt. Jetzt droht die Insolvenz.

Nach der dritten Generalversammlung der sechs Teilhabergenossenschaften der Allgäuland-Käsereien scheint die Übernahme durch den dänischen Molkereiriesen wieder in weite Ferne gerückt zu sein. Grund ist die Mitgliederversammlung der Allgäuer Bergbauern-Milch Sonthofen-Schönau eG am Mittwochabend. Hier stimmten nur 69,6 % der Mitglieder für einen Verkauf der Anteile an Arla. Damit wurde die nötige Zustimmung von 75 % knapp verpasst. Bleibt es bei diesem Ergebnis, droht den Allgäuland-Käsereien die Insolvenz. Die Ablehnung der Übernahme hat für die Lieferanten vermutlich auch zur Folge, dass sie das Milchgeld für den Monat August erst mal nicht ausbezahlt bekommen.
Die Gremien der Bergbauern-Milch kündigten nach Absprache mit Torben Olsen, dem Arla-Deutschland Geschäftsführer, jedoch an, die Abstimmung in ca. zwei Wochen nochmals wiederholen zu wollen. Entscheidend ist jedoch, ob sich auch die Gläubiger-Banken der Allgäuland-Käsereien auf den Aufschub der Abstimmung einlassen werden.

1 Mio. € Verlust pro Monat

Erst in der vergangenen Woche waren die Eckdaten der Übernahme in einer Informationsveranstaltung vorgestellt worden. So verlangt Arla u.a., dass alle Teilhabergenossenschaften mit einer Mehrheit von 75 % dem Verkauf der Anteile zustimmen. Zudem will die große Molkerei nur dann einsteigen, wenn die zu verarbeitende Milchmenge mindestens 250 Mio. kg jährlich beträgt. Die Milchlieferanten müssen dazu eine Milchpartnervereinbarung mit Arla abschließen, in der sie zustimmen, auch dann an die Molkerei zu liefern, wenn sich innerhalb der Genossenschaft etwas ändern sollte. Arla will diesen Vertrag mit einem Zuschlag von 0,35 Ct/kg Milch honorieren. Der spätere Milchpreis soll sich dann an dem durchschnittlichen Milchpreis in Bayern und Baden-Württemberg orientieren.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz von Allgäuland und Arla wurde in der vergangenen Woche auch noch einmal deutlich gemacht, dass die Alternative zur Übernahme durch den Molkereiriesen nur die Insolvenz bedeuten kann. Denn die hochverschuldete Allgäuland (über 70 Mio. €) soll monatlich weiterhin Verluste von 1 Mio. € einfahren.
Update 29.08.11: Nach der Abstimmungsniederlage bei der Generalversammlung der Allgäuer Bergbauern-Milch Sonthofen-Schönau eG haben die beiden Teilhabergenossenschaften Kisslegg und die Central Molkerei Augsburg jetzt fast einstimmig für die Übernahme durch Arla gestimmt.
Update 31.08.11: Über 160 Mitglieder der Bergbauern-Milch Sonthofen-Schönau eG sind seit Anfang der Woche in einen Lieferstreik getreten. Bereits am Montag erhielt die Allgäuland 30000 Liter Milch weniger. Die streikenden Genossenschaftsmitglieder lassen ihre Milch von anderen Molkereien abholen. Grund für den Lieferboykott soll die Ankündigung der Allgäuland-Geschäftsführung sein, aus insolvenzrechtlichen Gründen ab dem 10. September kein Milchgeld auszahlen zu können. Die Milchlieferanten wollen deshalb mit ihrem Streik einen Ausschluss aus der Genossenschaft erzwingen. Die Geschäftsführung hat jedoch bereits rechtliche Schritte eingeleitet, da die Milcherzeuger durch ihre Genossenschaftsmitgliedschaft einer Lieferpflicht unterliegen.
Positive Signale für den Verkauf der Anteile an Arla kamen am Montag Abend hingegen von den Mitgliedern der Butterwerke Langenau eG. Sie stimmten mit einer Mehrheit von 94,7% der Arla-Übernahme zu.