ALDI schließt Milchpreisverhandlungen überraschend ab

Aldi hatte die Verhandlungen für die Milchpreise heute zum Abschluss gebracht. Mit einem Ergebnis, das im Sinne der Milcherzeuger sein dürfte. Ihre Proteste und die Kritik haben offenbar gewirkt. Seitens der Molkereien bleibt es still.

Aldi Nord und Aldi Süd haben heute (12.03.2020) in einer gemeinsamen Pressemitteilung mitgeteilt, dass die Verhandlungen für die weiße Linie bereits heute zum Abschluss gekommen sind. Der neue Einkaufspreis für frische und haltbare Vollmilch (3,5 % und 1,5 % Fett) liege über den letzten Runden, heißt es seitens der Unternehmensgruppen. Und das, obwohl die international negative Marktentwicklung niedrigere Preise gerechtfertigt hätte. „Wir zahlen somit mehr, als wir gemäß der Marktlage hätten akzeptieren müssen. Wir gehen davon aus, dass ein angemessener Teil bei den Landwirten ankommt und nicht in der Wertschöpfungskette der Milchindustrie hängen bleibt“, so Jürgen Schwall, verantwortlich für den internationalen Einkauf bei Aldi Nord.
Angaben zur absoluten Höhe des Einkaufspreises machte Aldi allerdings noch nicht. Nach Informationen der Lebensmittelzeitung handele es sich aber um ein Plus von 5 Cent pro Liter.
Man habe darauf geachtet, einen Preis festzulegen, der den hohen Qualitätsstandards der deutschen Milchindustrie gerecht wird. „Für uns als verantwortungsvollen Handelspartner ist neben den allgemein gültigen Gesetzen von Angebot und Nachfrage auch ein leistungsbezogener und damit fairer Preis für die Milchindustrie und insbesondere für die deutschen Landwirte wichtig“, sagte Christoph Schwaiger, verantwortlich für den internationalen Einkauf bei ALDI SÜD.
Der neue Abschluss gilt ab Mai 2020 mit einer Laufzeit von sechs Monaten.

Ein wichtiges Signal

Dieses Ergebnis wird als wichtiges Signal für die anderen Handelsketten gehandelt. Denn gewöhnlich ziehen Edeka und Co. nach und passen die Preise für ihre Handelsmarken an die von Aldi an. Jetzt heißt es abwarten und hoffen, dass diese monetär wertschätzende Einstellung gegenüber den Milcherzeugern diesen auch in den Preisverhandlungen für Butter, Joghurt und Quark erhalten bleibt. UND, dass die Molkereien ihrer Verantwortung gegenüber ihren Rohstofferzeugern, den Landwirten, gerecht werden - bisher hüllen sie sich in ein verwunderliches Schweigen!
Zu beachten ist, dass es sich bei diesen Verhandlungen ausschließlich um Preise für Konsummilch handelt. Ob sich diese Entwicklung auch über die Preise für die anderen Milchprodukte fortsetzt, wird interessant.
Hintergrund-Info:
  • Aldi hatte die Verhandlungen für die Milchpreise in diesem Jahr früher aufgenommen und erstmals führte der internationale Einkauf Aldi Global Sourcing im Namen beider Häuser die Gespräche. Dabei war es zu öffentlich ausgetragenen Spannungen gekommen. Aldi wurde vorgeworfen, die Unsicherheit am Weltmilchmarkt durch das Corona-Geschehen für zusätzlichen Preisdruck auszunutzen. Siehe "Aldi fordert Milchbranche mit Preissenkungen heraus".

  • Nach massiven Protesten von Milcherzeugern und Kritik seitens der Branchenverbände, kündigte das Unternehmen Gesprächsbereitschaft an. Gestern hatten daraufhin die Spitzen des Deutschen Bauerverbandes (DBV) und von Aldi Nord miteinander über die Lage am Milchmarkt und eine verantwortungsvolle Einkaufspolitik gesprochen. Man sei sich einig gewesen, dass es Zeit ist für mehr monetäre Wertschätzung für Milch. Siehe "DBV und ALDI: Mehr monetäre Wertschätzung für Milch"

Quelle: Aldi Nord, LZ


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