Agritechnica

Viel Neues und ein alter Bekannter

Auf der diesjährigen Agritechnica in Hannover gibt es viele neue Landmaschinen zu entdecken, aber auch ein alter Bekannter macht auf sich aufmerksam.

Auch dieses Jahr zieht die globale Leitmesse für Agrartechnik wieder tausende Besucher aus dem In- und Ausland an. Neben Traktoren, Mähdreschern, Häckslern und anderen gigantischen PS-Giganten gab es auch Neuheiten in den Bereichen Futterbau und Fütterungstechnik.

Maisdrilltechnik

Viel Neues fanden wir bei der Maisdrilltechnik. Unter anderen punktete hier Väderstad mit einer automatischen Fahrgassenschaltung. Beim sogenannten WideLining-System werden die drei mittleren Reihen von 75 cm auf 60 cm hydraulisch zusammengezogen und die beiden Reihen an der Fahrgassen nach außen verschoben, so dass zwei Lücken von jeweils 105 cm für den späteren Einsatz von Gülle bleiben. Mit diesem System werden keine ganzen Reihen abgeschaltet, sondern nur verschoben.
Amazone bietet seinen Kunden bald eine neue Form der Unterfußdüngerausbringung an. Bisher ist es üblich, ein Düngerband unter dem Maiskorn abzulegen. Mit dem Dosiersystem FertiSpot soll sich der Dünger künftig punktuell in Portionen ausbringen lassen. Laut Amazone zeigen erste Untersuchungen, dass sich durch diese Methode 25 % an Dünger eingesparen lassen. Klingt einfach, ist aber schwierig technisch umzusetzen, denn Korn- und Düngerablage müssen genau aufeinander abgestimmt werden. Um eine falsche Ablage zu verhindern, überwacht das System Strom und Drehzahl. Bei der auf der Agritechnica vorgestellten Maschine handelt es sich um einen Prototyp. Wann FertiSpot in Serie geht, ist noch ungewiss.
Der US-Hersteller Precision Planting präsentierte mit dem System Smart-Depth ein weiteres, interessantes Drillsystem. Ein optischen Sensor, der vor der Maisablage läuft, misst die Bodenfeuchte, Kationenaustauschkapazität, Bodentemperatur und den Humusgehalt. Je nach Analysewert wird das Maiskorn dann tiefer oder höher abgelegt, auch lässt sich die Körneranzahl pro Hektar verändern. Das bereits in den USA erprobte System ist vor allem zum Nachrüsten gedacht und ist kompatibel mit der Drilltechnik einiger Hersteller.
Time is money: Mittlerweile kann nicht mit nur 7 bis 8 km/h Mais gelegt werden, sondern mit 15 km/h! Zahlreiche Hersteller bieten an, dass Korn mit Luftdruck in den Boden zu schießen und nicht nur fallen zulassen. So garantieren sie eine exakte Ablage auch noch bei 15 km/h, höhere Geschwindigkeiten sind je nach Bodengegebenheit auch noch möglich.

Fütterungstechnik

Die Hersteller von Futtermischwagen präsentieren ihre Neuheiten traditionell eher auf der Eurotier, aber auf der Agritechnica gab es ebenfalls Interessantes zu entdecken. Strautmann stellte einen autonomen Selbstfahrer vor, der völlig selbständig (autonom) mit 5 km/h über den Hof fahren kann. Er fräst die Silage, lädt weitere Futterkomponenten, mischt und lädt die Rationen im Stall ab - ohne dass ein Mensch dabei sein muss!
Siloking stellt den 2.000 verkauften Selbstfahrer und den E-Selbstfahrer in den Fokus. Der Fremdbefüller fährt zu 100% elektrisch und wurde schon 100 Mal verkauft.
Bernhard van Lengerich (BvL) stellt das Wiegesystem Dairy feeder in den Mittelpunkt. Diese Software soll dem Landwirt alle nötigen Elemente an die Hand geben, sie ist zudem kompatibel mit verschiedenen Herdenmanagement- und Softwaresystemen (z.B. Fodjan). Des Weiteren stellt BvL einen speziell für Kompakt-TMR konzipierten Futtermischwagen vor. Dafür ist die Schnecke anders gefertigt als in herkömmlichen Futtermischwagen. Eine Edelstahlschiene unten an der Schnecke sorgt für weniger Verschleiß und soll das Futter besser anheben. Außerdem sind mehr Messer angebracht, die eine bessere Durchmischung sicherstellen sollen. Die Schnecke mischt sehr nah an der Mischwagenwand entlang, so wird die gesamte Ration erfasst und es bleiben keine Futterpartikel am Rand kleben.

Grünlandtechnik

Eine Renaissance erlebt gerade das Doppelmesserschneidwerk! Diese schon alte Technik hat die Firma ESM wiederentdeckt. Denn mit der neuen Klingengeometrie können höhere Geschwindigkeiten und breitere Arbeitsbreiten erreicht werden. Diese Technik ist besonders interessant, wenn mit kleineren Traktoren trotzdem viele Hektare pro Stunde gemäht werden sollen. Unter anderem wegen der Leichtigkeit des Mähwerks werden nur 2 kW pro Meter Arbeitsbreite benötigt.
Einen neuen Ansatz zur Bodenanpassung von Schwadern zeigt Pöttinger. Dies geschieht bei der Messeneuheit nicht wie üblich mit 6 Rädern, sondern mithilfe einer Kufe. Diese hat den Vorteil, dass sie nicht im Boden versinken kann und sich so dem Boden genauer anpasst. Die Kufe besteht aus einem erprobten stabilen Kunststoff. Das System funktioniert in Kombination mit hydraulischer Entlastung und hat besonders auf nassen Flächen Vorteile.