Aflatoxin in Milch festgestellt – verseuchter Mais ist Schuld

In der Milch eines niedersächsischen Milchviehbetriebes wurde ein positiver Aflatoxinbefund ermittelt. Die Rückverfolgung der Spur führt zu kontaminiertem Futtermais, der aus Serbien eingeführt wurde. Über rund 1.000 Milchviehbetriebe wurde ein Lieferstopp verhängt. (UPDATE)

3.560 Höfe in Niedersachsen sind mit Futtermitteln beliefert worden, die mit dem Schimmelpilzgift Aflatoxin B1 kontaminiert waren. Allen Betrieben, in denen auch ab dem 22. Februar belastetes Futter verfüttert wurde, untersagten mittlerweile einige der betroffenen Landkreise, ihre Milch in den Handel zu bringen. Der Milchlieferstopp wird so lange aufrechterhalten, bis die Unbedenklichkeit der Milch zum Beispiel durch Eigenkontrollmaßnahmen oder durch amtliche Beprobung sichergestellt ist.
Aflatoxin B1  wird u. a. von dem natürlich vorkommenden Pilz Aspergillus flavus gebildet und zeigt eine starke krebserzeugende Wirkung. Lebensmittel und Futtermittel unterliegen deshalb strikten Höchstmengenregelungen. Das Schimmelpilzgift gelangte über Mais aus Serbien in die Futtermittel. In der Lieferung Futtermais wurde eine Höchstmengenüberschreitung von Aflatoxin B1 in Höhe von bis zu 0,204 mg/kg Futtermittel (Höchstwert Futtermittel: 0,02 mg/kg) festgestellt. Hierüber informiert das Agrarministerium in Hannover.

45.000 Tonnen Mais

Die betroffene Sendung Mais, die insgesamt 45.000 Tonnen umfasste, wurde über den Hafen in Brake importiert. 10.000 t dieser Lieferung konnten in Brake gesperrt werden, 25.000 t in einer Lagerhalle in Bremen wurden ebenfalls gesperrt. Ca. 10.000 t wurden jedoch an 13 Futtermittelhersteller in Niedersachsen ausgeliefert, die den Mais zur Herstellung von Mischfuttermitteln für Rinder, Schweine und Geflügel verarbeitet und an insgesamt 3.560 landwirtschaftliche Betriebe in Niedersachsen sowie 14 landwirtschaftliche Betriebe in Nordrhein-Westfalen ausgeliefert haben. Auch in den Niederlanden wurden kontaminierte Partien entdeckt, ersten Milchviehbetrieben wurde auch hier die Ablieferung der Milch untersagt.

Keine Höchstmengenüberschreitungen zu erwarten

Maissilage

(Bildquelle: Elite Magazin)

Die Verfütterung belasteter Futtermittel an Tiere kann zu einem Risiko für die Sicherheit der erzeugten Lebensmittel führen, so das Agrarministerium in Hannover. Nach einer ersten vorläufigen Einschätzung ist eine Belastung der Muskulatur (Fleisch) bei allen Tierarten und Nutzungsgruppen oberhalb der geltenden Höchstgrenze jedoch nicht zu erwarten. Schon geringe Höchstmengenüberschreitungen in Futtermitteln, die an Milchkühe verfüttert werden, können jedoch zu Höchstmengenüberschreitungen in der erzeugten Rohmilch führen.
Eine Gefährdung für Verbraucherinnen und Verbraucher durch aflatoxinbelastete Trinkmilch kann aufgrund des Vorgehens der Molkereien als unwahrscheinlich angenommen werden: Die Rohmilch eines Hofes wird bei der Abholung durch die Molkerei mit der Milch weiterer Milcherzeuger in einem Sammelfahrzeug eingesammelt. In der Molkerei wird die Milch aus verschiedenen Sammelfahrzeugen in Stapeltanks zur weiteren Verarbeitung zu Konsummilch, die von Verbraucherinnen und Verbrauchern erworben wird, zusammengeführt. Molkereien führen monatliche Eigenkontrolle in Bezug auf den Aflatoxingehalt der Milch in Stapeltanks durch. Eine Höchstmengenüberschreitung des Aflatoxingehaltes der Milch in Stapeltanks ist bisher nicht bekannt geworden, so das Ministerium.

Risikoorientierte Kontrollen



Mit Hilfe des höchsten bekannten Aflatoxingehaltes im Mais (0,204 mg/kg) wird jede Futtermittellieferung an landwirtschaftliche Betriebe unter Berücksichtigung der Einmischquote für Mais einer Risikobewertung unterzogen. Ist rechnerisch eine Höchstmengenüberschreitung im Mischfuttermittel zu erwarten, wird die zuständige Behörde für den entsprechenden Betrieb konkret ermitteln, wann das Futtermittel verfüttert worden ist. Wurde in der zurückliegenden Woche ein belastetes Futtermittel an Milchkühe verfüttert, wird die Ablieferung der Hofmilch an Molkereien untersagt und eine Untersuchung der Milch veranlasst. Bei einem positiven Aflatoxinbefund oberhalb der Höchstmenge in der Milch, bleibt die Abgabesperre bestehen. Der Betrieb muss die Fütterung auf aflatoxinfreies Futtermittel umstellen und kann die Milchlieferung erst nach Vorliegen eines negativen Ergebnisses wieder aufnehmen.
Quelle: animal-health-online


Update:
Mittlerweile wird das Thema in den Medien nach Pferdefleisch- und Bioeierskandal als 3. Lebensmittelskandal deklariert. In teilweise reißerrischer Aufmachung werden Milcherzeuger und Molkereien an den Pranger gestellt ("Der nächste Lebensmittelskandal: Jetzt Gift in der Milch!").
Hier gelangen Sie zur website des ZDF, das Informationen zu dem Thema auflistet.
Der Milchindustrieverband (MIV) weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass kein 30-fach erhöhter Wert in Milch" vorlag, wie am 01.03.2013 in der ZDF-Heute Sendung berichtet wurde. Auch in den Monaten vorher wurde beim Aflatoxin-Monitoring in Niedersachsen keine auffälligen Aflatoxin-Werte festgestellt. Es handele sich um einen Routinefall und nicht um einen Skandal, wie Herr Prof. Hensel (Präsident des BfR) in der Presse zitiert wird.
Die Stellungnahme des MIV finden Sie hier

3. März: Milchuntersuchungen auf Aflatoxin nahezu abgeschlossen: 800 Proben ohne Auffälligkeiten
Inzwischen sind fast alle Milchproben von betroffenen Milcherzeugerbetrieben in Niedersachsen untersucht. Die zurzeit vorliegenden 800 Untersuchungsergebnisse  zeigen keinerlei Auffälligkeiten, sie liegen deutlich unter dem zulässigen Grenzwert von 50 ng/kg Milch. Die Proben wurden im Institut für Lebensmittelqualität der LUFA Nord -West sowie in den amtlichen Laboren des LAVES durchgeführt.



5. März:  Niedersachsen meldet Entwarnung
Die Untersuchungen auf Aflatoxin sind abgeschlossen. Es wurden keine Höchstwerte  in Milch und Fleisch überschritten. Alle landwirtschaftlichen Betriebe, die am Wochenende vorsorglichgesperrt wurden, können wieder ungehindert Fleisch und Milch liefern, teilt das Agrarministerium in Hannover mit.